Wusstest du, dass die Ökobilanz eines Produkts wie Brot nicht nur die Emissionen während des Backens berücksichtigt, sondern auch den gesamten Lebenszyklus von der Getreideernte bis zum Transport? Diese umfassende Bewertung zeigt nicht nur die ökologischen Fußabdrücke auf, sondern enthüllt auch überraschende Erkenntnisse: Selbstgebackenes Brot kann in bestimmten Fällen umweltbelastender sein als industriell gefertigtes. In unserem Artikel erfährst du, wie Ökobilanzen helfen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen und wie Regenerative Landwirtschaft die Umweltbilanz von Grundnahrungsmitteln revolutionieren kann.
Ganzheitliche Ökobilanzen: Erfahre, wie Ökobilanzen jeden Schritt des Lebenszyklus eines Produkts, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung, bewerten und welche überraschenden Erkenntnisse dabei entstehen können.
Nachhaltige und Regenerative Landwirtschaft: Entdecke, wie Regenerative Landwirtschaft nicht nur die Umweltauswirkungen verringert, sondern auch die Bodenfruchtbarkeit verbessert und die Biodiversität fördert.
Praktische Einblicke in die Ökobilanzierung: Verstehe anhand konkreter Beispiele, wie die Ökobilanz hilft, Umweltbelastungen zu identifizieren und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.
Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit, Prozesse und Aktivitäten langfristig aufrechtzuerhalten, ohne die natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Ressourcen zu erschöpfen oder zu zerstören. Sie umfasst die Verantwortung, unsere Bedürfnisse zu erfüllen, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden.
Nachhaltigkeit umfasst den Erhalt von Ressourcen und die Vermeidung von Umweltzerstörung, um langfristig ein Gleichgewicht zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten zu gewährleisten. Der Fokus liegt darauf, schädliche Auswirkungen zu minimieren und Systeme so zu gestalten, dass sie auf lange Sicht stabil bleiben.
Regenerativ geht über Nachhaltigkeit hinaus und zielt darauf ab, Systeme aktiv zu verbessern und wiederherzustellen. Es geht nicht nur darum, Schäden zu minimieren, sondern positive Veränderungen herbeizuführen, die die Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft revitalisieren und erneuern. Regenerative Praktiken zielen darauf ab, die Gesundheit und Vitalität von Ökosystemen zu steigern, die Böden wiederherzustellen, die biologische Vielfalt zu erhöhen und die Resilienz von Gemeinschaften zu stärken.
Eine Ökobilanz, auch als Lebenszyklusanalyse (LCA, Life Cycle Assessment) bekannt, ist eine systematische Methode zur Bewertung der Umweltauswirkungen und Nachhaltigkeit eines Produkts, Prozesses oder einer Dienstleistung über den gesamten Lebenszyklus. Dieser Lebenszyklus umfasst alle Phasen von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, den Gebrauch und die Entsorgung bis hin zum Recycling. Der Begriff ist über die Normen ISO EN 14040 und 14044 definiert.
Ziel- und Untersuchungsrahmen: Festlegung der Ziele der Analyse und Definition des Untersuchungsrahmens, einschließlich der Systemgrenzen und der funktionellen Einheit.
Sachbilanz - Inventory Analysis: Sammlung und Quantifizierung von Input- und Output-Daten für die verschiedenen Lebenszyklusphasen, wie Energieverbrauch, Rohstoffnutzung, Emissionen und Abfälle.
Wirkungsabschätzung - Impact Assessment: Bewertung der potenziellen Umweltauswirkungen auf Basis der gesammelten Daten, zum Beispiel Treibhausgasemissionen, Versauerung, Eutrophierung und Ressourcenverbrauch.
Auswertung - Interpretation: Analyse der Ergebnisse, Identifikation von Verbesserungspotentialen und Formulierung von Schlussfolgerungen und Empfehlungen.
Umweltfreundliche Produktgestaltung: Identifikation von Phasen oder Prozessen mit hohen Umweltauswirkungen und Möglichkeiten zur Optimierung.
Nachhaltigkeitsbewertung: Unterstützung bei der Bewertung und Verbesserung der Umweltleistung von Produkten und Prozessen.
Transparenz: Bereitstellung detaillierter Informationen über die Umweltauswirkungen eines Produkts für Verbraucher, Unternehmen und Gesetzgeber.
Komplexität und Datenanforderungen: Eine umfassende Ökobilanz erfordert detaillierte Daten zu allen Lebenszyklusphasen. Oftmals sind diese Daten schwer zu beschaffen oder unvollständig. Die Genauigkeit der Ergebnisse hängt stark von der Qualität und Verlässlichkeit der verfügbaren Daten ab. Schlechte oder veraltete Daten können zu ungenauen oder irreführenden Ergebnissen führen.
Kosten und Zeitaufwand: Die Durchführung einer vollständigen Ökobilanz kann sehr teuer sein, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Die Sammlung und Analyse der benötigten Daten kann ebenfalls sehr zeitaufwendig sein, was die Anwendung der Methode in schnellen Entscheidungsprozessen erschwert.
Komplexität der Interpretation: Die Ergebnisse einer Ökobilanz können komplex und schwer verständlich sein, besonders für Personen ohne Fachkenntnisse im Bereich Umweltwissenschaften. Unterschiedliche Annahmen und Methodologien können es erschweren, Ökobilanz-Ergebnisse zwischen verschiedenen Studien oder Produkten zu vergleichen.
Fokus auf Umweltaspekte: Eine Ökobilanz konzentriert sich hauptsächlich auf Umweltaspekte und berücksichtigt oft nicht die sozialen und ökonomischen Auswirkungen eines Produkts oder Prozesses.
Die folgende Studie vergleicht verschiedene Brote: Brot aus dem Supermarkt, von Handwerksbäckern und selbst gebackenes Brot, sowie den Einfluss von ökologisch angebautem versus konventionellem Getreide. Die wichtigsten Ergebnisse sind:
Ökologischer Anbau: Brot aus ökologisch angebautem Getreide hat durchweg bessere Umweltbilanzen, auch wenn der Ökolandbau mehr Fläche benötigt.
Backmethode: Brot aus Fabriken ist am energieeffizientesten, gefolgt von Handwerksbäckern. Selbstgebackenes Brot benötigt am meisten Energie, besonders wenn der Backofen elektrisch betrieben wird.
Verpackung: Die Verpackung spielt eine geringere Rolle, kann aber die Umweltbilanz beeinflussen.
Einkaufsverhalten: Der Weg, den der Verbraucher zum Einkauf zurücklegt, hat einen erheblichen Einfluss. Umweltfreundliche Einkaufswege zu Fuß oder per Fahrrad sind am besten. Längere Autofahrten zum Einkauf können die Umweltbilanz deutlich verschlechtern.
Zusammengefasst gibt es nicht das eine "ökologischste" Brot, da viele Faktoren wie Anbaumethoden, Backmethoden und Einkaufsverhalten eine Rolle spielen. Für die optimalste Umweltbilanz sollten Verbraucher möglichst Brot aus ökologisch angebautem Getreide kaufen und umweltfreundliche Einkaufswege wählen. Wobei der Einsatz von Pflanzenschutz- und mineralischen Düngemitteln entscheidend ist.
Für die Ökobilanz wurden folgende Parameter betrachtet. Diese Parameter decken die gesamte Produktionskette von der "Wiege bis zur Bahre" ab und berücksichtigen alle relevanten Umweltauswirkungen und Energieverbräuche entlang des gesamten Herstellungsprozesses von Brot:
1. Landwirtschaftliche Produktion:
Herstellung und Einsatz von Düngemitteln (Phosphatdünger aus den USA und Russland, Stickstoffdünger in Europa)
Produktion von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln
Anbau, Ernte, Lagerung und Trocknung des Getreides
2. Verarbeitung:
Mahlen des Getreides zu Mehl
Backen des Brotes (einschließlich Energieverbrauch der Backöfen)
3. Transport:
Transport von Düngemitteln, Saatgut und Pflanzenschutzmitteln
Transport des Mehls zum Bäcker oder zur Fabrik
Transport des fertigen Brotes zum Verbraucher
Transport der weiteren Inhaltsstoffe wie Salz
4. Verbrauch:
Energieverbrauch im Haushalt für das Backen von Brot
Einkauf des Brotes durch den Verbraucher (zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Auto)
5. Umweltwirkungen:
Energieverbräuche und Klimagase, die zum Treibhauseffekt beitragen
Versauerung (Beispiel: saurer Regen)
Nährstoffeintrag (Beispiel: Algenblüte)
Ozonabbau (Ozonloch)
Flächenverbrauch für den Anbau des Getreides
Ja, regenerativ angebautes Getreide kann die Ökobilanz von Brot erheblich verändern. Regenerative Landwirtschaft geht seitens der Emissionsreduzierung über ökologische Landwirtschaft hinaus und umfasst Praktiken, die darauf abzielen, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern, die Biodiversität zu erhöhen und den Kohlenstoffgehalt im Boden zu steigern. Hier sind einige spezifische Auswirkungen der Regenerativen Landwirtschaft auf die Ökobilanz:
1. Bodenfruchtbarkeit und Kohlenstoffspeicherung: Regenerative Praktiken wie Kompostierung, minimale Bodenbearbeitung und häufige Fruchtwechsel erhöhen die Bodenfruchtbarkeit und reduzieren den Bedarf an mineralischen Düngemitteln. Durch den vermehrten Humusaufbau kann mehr Kohlenstoff im Boden gespeichert werden, was ebenfalls zur Reduktion von Treibhausgasen beiträgt.
2. Reduzierter Einsatz von Chemikalien: Der Einsatz von mineralischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln wird verringert oder substituiert, was den Energieaufwand und die Umweltauswirkungen durch deren Produktion und Transport reduziert. Weniger Pflanzenschutzmittel bedeuten eine geringere Belastung der Umwelt und eine Optimierung hinsichtlich der Biodiversität.
3. Biodiversität und Ökosystemleistungen: Die Förderung der Biodiversität durch den Gemengeanbau, die Integration von Zwischenfrüchten und Untersaaten oder die Agroforstwirtschaft verbessert die Resilienz des landwirtschaftlichen Systems und unterstützt Ökosystemleistungen wie Bestäubung und Schädlingskontrolle. Gleichzeitig fördern solche regenerativen Maßnahmen die kontinuierliche Bodenbedeckung. Dadurch schützen sie vor Erosion und erhalten die Bodenstruktur.
4. Energieverbrauch und Emissionen: Der reduzierte Einsatz von Maschinen für intensive Bodenbearbeitung und der Verzicht auf mineralische Düngemittel und Pflanzenschutzmittel führen zu einer geringeren Energieintensität der Produktion und reduzieren die Treibhausgasemissionen wie Lachgas (N₂O) durch die Reduktion von Stickstoffdüngern.
Durch diese Veränderungen kann regenerativ angebautes Getreide die Ökobilanz von Brot verbessern, indem es die Umweltauswirkungen entlang der gesamten Produktionskette reduziert und gleichzeitig positive Effekte auf das Klima und die Biodiversität hat.
Die Methoden der Ökobilanzierung bieten die Möglichkeit, die Umweltauswirkungen von Produkten und Prozessen ganzheitlich zu verstehen und zu minimieren. Besonders beeindruckend ist, wie detailliert solche Analysen sind – vom Anbau des Getreides bis zum Einkauf des fertigen Brotes. Diese umfassenden Bewertungen ermöglichen es, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen und verdeutlichen die Bedeutung regenerativer Landwirtschaft für eine bessere Umweltbilanz.
Wie viel Kohlenstoff kann durch Humus gespeichert werden?
Die Menge des gespeicherten Kohlenstoffs hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen beispielsweise der Bodentyp, das Klima, die Vegetation und die landwirtschaftlichen Praktiken. Die genaue Menge an Kohlenstoff, die durch Humus gespeichert werden kann, variiert stark. Schätzungen zufolge kann Regenerative Landwirtschaft den Kohlenstoffgehalt im Boden zwischen 0,5 und einer Tonne CO2 pro Hektar und Jahr erhöhen. Bei optimalen Bedingungen und langfristiger Anwendung kann der Wert höher ausfallen.
Welche regenerativen Maßnahmen können im Getreideanbau angewandt werden?
Der Getreideanbau bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, um regenerative Maßnahmen zu etablieren:
Zwischenfruchtanbau sowie Etablierung von Untersaaten
No-Till, Strip-Till oder reduzierte Bodenbearbeitung
Vermehrte organische Düngung und verminderter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
Warum haben mineralische Düngemittel besonders hohe Emissionen?
Mineralische Düngemittel verursachen hohe Emissionen aufgrund der energieintensiven Produktionsprozesse (Haber-Bosch-Verfahren), der freigesetzten Lachgasemissionen im Boden, des Transports und der langfristigen Auswirkungen auf die Bodenqualität und und umliegende Gewässer durch Auswaschung. Durch die Förderung nachhaltigerer Alternativen und Praktiken, wie dem vermehrten Einsatz organischer Düngemittel können diese Emissionen reduziert werden.