Agroforst – Vorteile und mögliche Risiken

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Als Agroforst werden verschiedene Landnutzungssysteme bezeichnet, bei denen Gehölze zusammen mit Ackerkulturen oder Weidegrünland auf einer Fläche kombiniert werden. Dieses Konzept bringt zahlreiche Vorteile mit sich, weshalb sich derzeit immer mehr Landwirtinnen und Landwirte dafür entscheiden einen Agroforst anzulegen. Um die Entscheidung zu erleichtern, ob die Anlegung eines Agroforstsystems auch für Dich in Frage kommt, werden die Details zu den Vor- und Nachteilen der Agroforstwirtschaft im folgenden Artikel näher erklärt.

Vorteile von Agroforstsystemen

Der Aufbau von Agroforstsystemen bringt zahlreiche positive ökologische Effekte mit sich. Er wirkt sich vorteilhaft auf verschiedene Umweltbereiche wie Boden, Wasser, Klima und Biodiversität aus. In Bezug auf den Boden erhöht Agroforst den Wind- und Wasserrückhalt sowohl auf den Gehölz- als auch auf den Ackerflächen. Dadurch kann die Erosion der oberen Erdschicht und die Nährstoffauswaschung verringert werden und der Humuserhalt gefördert werden. Außerdem kann der Bodenhumusgehalt in den Gehölzarealen zusätzlich durch den Laubfall und die geringe Bodenbearbeitung erhöht werden, wodurch die Bodenverdichtung reduziert wird. Insgesamt wird also die Bodengesundheit und -fruchtbarkeit nachhaltig verbessert.

Des Weiteren wird durch diese Form der Landbewirtschaftung der Dünge- und Pflanzenschutzmittelbedarf und der Eintrag dieser Stoffe in Gewässer und Grundwasser gesenkt. Der reduzierte Pflegeaufwand der Gehölzflächen wirkt sich außerdem positiv auf die Arbeits- und Maschinenkosten aus. Zusätzlich wird durch die Beschattung die Bodentemperatur und die Wasserverdunstung auf den Feldern verringert, was zu Ertragssteigerungen führen kann. Somit wird auch die Widerstandsfähigkeit gegen sich ändernde klimatische Bedingungen erhöht. Außerdem beeinflussen Bäume das lokale Mikroklima, indem sie Turbulenzen und Feuchtigkeit der Luft erhöhen. Dies kann zu mehr Regen vor Ort führen und damit den lokalen Wasserhaushalt noch weiter verbessern. Agroforstsysteme weisen ebenfalls eine bessere Klimabilanz als reiner Ackerbau auf. Durch die extensive Bewirtschaftungsweise, die Speicherung von CO2 im Holz und die mögliche Substitution fossiler Energieträger hat der Agroforstanbau ein großes Treibhausgas-Einsparungspotenzial und kann effektiv zum Klimaschutz beitragen. Auch auf die Biodiversität wirkt sich Agroforst sehr positiv aus. Die Vielfalt der Landschaftsstruktur und das Angebot naturnaher, Schatten spendender Rückzugsgebiete, die reich an Nahrungsquellen sind, wird vergrößert. Viele verschiedene Arten finden hierdurch einen geeigneten Lebensraum.

Darüber hinaus können Agroforstsysteme auch ökonomische Vorzüge und mehr Flexibilität aufgrund einer größeren Produktvielfalt mit sich bringen. Derartige multifunktionale Anbauweisen können durch den Verkauf von Holz und gegebenenfalls auch Früchten zusätzliche Absatzmärkte erschließen. Diese zahlreichen Vorteile haben in den letzten Jahren immer mehr Landwirtinnen und Landwirte dazu bewegt, Agroforstsysteme anzulegen. Das ist aber nach wie vor auch mit einigen Unsicherheiten verbunden, die im folgenden Abschnitt erläutert werden.

Mögliche Risiken von Agroforst

Die Holzbestände weisen einen etwas höheren Wasserbedarf als reine Ackerkulturen auf. Dieser kann aber im Normalfall durch die positiven Effekte des Agroforsts auf den Wasserhaushalt mindestens ausgeglichen werden. Auch potenzielle Ertragsminderungen durch die reduzierte Ackerfläche können auf vielen Standorten durch eine höhere Produktivität der Felder und zusätzliche Gewinne aus dem Holz- und Fruchtverkauf kompensiert werden. Dadurch besteht beim Umstieg auf Agroforst meist keine Flächenkonkurrenz zu reinem Ackerbau.

Ein weiterer möglicher Nachteil besteht darin, dass Baumflächen einen zusätzlichen Bewirtschaftungsaufwand darstellen und die maschinelle Bewirtschaftung der angrenzenden Felder etwas erschweren können. Durch die Verwendung angepasster Maschinentechnik kann dieser Effekt allerdings minimiert werden. Der Schattenwurf der Gehölzareale kann den Krankheitsbefall von Kulturpflanzen punktuell erhöhen, die Abreife der Ackerkultur in den schattigen Bereichen verlangsamen oder die Teilerträge leicht reduzieren. Diese potenziell nachteiligen Auswirkungen fallen jedoch ebenfalls gering aus und können durch angepasste Fruchtfolge, Kulturarten, Konzeption und Ausrichtung der Baumreihen kompensiert werden. Auch eine mögliche Beeinträchtigung sensibler oder sogar bedrohter Offenlandarten wie Feldhamster und Feldlerche, welche auf unbewaldete Äcker angewiesen sind, kann durch eine geeignete Standortwahl vermieden werden.

Die langjährige Bewirtschaftungsweise der Gehölzflächen reduziert die Flexibilität des Anbaus ein wenig, was bei veränderten Marktbedingungen nachteilig sein kann. Mit der Anlage von Agroforstsystemen sind außerdem erhöhte Kosten zu Beginn und eine langfristige Investition verbunden. Da Holz aber ein zukunftsfähiger Absatzmarkt ist, sollten sich diesbezüglich keine Probleme ergeben. Es besteht allerdings das Risiko von Qualitätseinbußen durch beispielsweise Trockenheit im Anwuchsjahr oder Hagel, welches bisher von den Landwirtinnen und Landwirte getragen werden muss. Derzeit bringt die Konzeption von Agroforstsystemen einen erhöhten bürokratischen Aufwand mit sich, da die Anlage und Nutzung der Gehölzstreifen eine vorherige Abklärung mit Landwirtschafts- und Naturschutzbehörden erfordert. Zudem besteht bei gepachteten Flächen die rechtliche Unsicherheit, ob der Agroforst langfristig genutzt werden kann. Des Weiteren gibt es bisher nur wenige Langzeitstudien, welche konkrete Praxisempfehlungen für den Anbau und die Optimierung von Agroforstsystemen bereitstellen.

Verschiedene Forschungsinstitute haben sich dieser Unsicherheiten aber bereits angenommen, um die Integration von Agroforstsystemen in unserem Raum zu voranzubringen. Der deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft stellt auf seiner Webseite ein Planungsinstrument für Agroforste zur Verfügung. Dieses soll als Entscheidungshilfe für die Konzeption von Agroforstsystemen dienen und erläutert zu beachtende Aspekte. Den Link zum Tool findest Du hier.

Fazit

Es gibt also aktuell noch Forschungsbedarf, um die tatsächlichen Effekte von Agroforst mit größerer Sicherheit garantieren zu können. Bei guter Planung erweisen sich Agroforstsysteme aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile allerdings jetzt schon als sehr vielversprechend. Besonders ihr enormer Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz sollte sehr geschätzt werden.

Weitere interessante Praxisbeispiele und Tipps zum Thema Agroforst findest Du unter anderem hier: Forum Agroforstsysteme, Anlage von Agroforst.