Bei der reduzierten Bodenbearbeitung liegt der Fokus auf der schonenden Bearbeitung des Ackerbodens, ohne diesen dabei zu wenden. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Boden zu lockern, ohne in tiefe Bodenschichten vorzudringen, sie zu durchmischen oder zu verlagern (siehe Artikel “Maschinen für eine reduzierte Bodenbearbeitung”). Die Methoden, welche für eine reduzierte Bodenbearbeitung in Betracht kommen, sollten gut an die jeweilige Kultur angepasst werden. Beim Getreideanbau ist vor allem die Eignung verschiedener Aussaatmethoden abzuwägen. Diese kann bei reduzierten Eingriffen in den Boden in Form von Mulch-, Streifen- oder Direktsaat erfolgen. Im Folgenden erfährst Du, was bei der reduzierten Bodenbearbeitung im Getreideanbau zu beachten ist und welche Vor- und Nachteile diese haben.
Für eine reduzierte Bodenbearbeitung im Getreideanbau eignen sich unterschiedliche Aussaatmethoden. Im Folgenden werden die Mulchsaat, die Direktsaat und die Streifensaat erläutert.
Unter der Mulchsaat versteht man jene Aussaatmethode, bei welcher die Hauptfrucht in die Ernterückstände der Vor- bzw. Zwischenfrucht gesät werden. Die Bearbeitung des Bodens erfolgt dabei mit flach arbeitenden Maschinen und dient nur der Lockerung der obersten Bodenschicht. Im Getreideanbau kann die Mulchsaat bei geeigneten Fruchtfolgen und Bodeneigenschaften als Saatmethode genutzt werden. Es sollten jedoch, je nach Getreidesorte, einzelne Faktoren hinsichtlich Schädlings- und Krankheitsbefall beachtet werden. Die Mulchauflage kann in Kombination mit der schnellen Jugendentwicklung vieler Getreidesorten für eine Unkrautunterdrückung sorgen. Das hängt jedoch stark von den örtlichen Standortbedingungen ab.
Eine weitere Aussaatmethode ist die Direktsaat. Sie ist die radikalste Form der reduzierten Bodenbearbeitung, bei welcher der Boden unbearbeitet zur Aussaat genutzt wird. Das Saatgut wird ohne Vor- oder Nachbereitung der Felder gesät und jegliche Pflanzenreste aus Vorfrüchten bleiben auf dem Feld liegen. Beim Getreideanbau kommt vor allem Winterweizen für eine mögliche Direktsaat in Frage. Hier konnten in vergangenen Feldversuchen, unter günstigen Wachstumsbedingungen, stabile Erträge bei Anwendung des Direktsaatverfahrens festgestellt werden.
Zwischen Mulch- und Direktsaat siedelt sich die Streifensaat an, welche Eigenschaften der beiden Aussaatmethoden vereint. Der Boden wird streifenweise flach bearbeitet und das Saatgut nur in diesen Streifen gesät. Die Zwischenräume werden nicht bearbeitet und ähneln somit dem Boden bei einer Direktsaat. Diese Aussaatmethode wird überwiegend bei Reihenfrüchten wie Mais, Zuckerrüben oder Raps eingesetzt. Im Getreideanbau wird das sogenannte “Strip-till”-Verfahren (z. dt. “Streifensaat”-Verfahren) weniger eingesetzt, da die Pflanzen nicht zwingend in Streifen gesät werden müssen und so ungenutzte Fläche entsteht​.
Die Vorteile der verschiedenen Aussaatmethoden können nur unter bestimmten Bedingungen ausgenutzt werden. Der Bodentyp und die Beschaffenheit des Bodens können die Effektivität der flacharbeitenden Maschinen stark beeinträchtigen oder ihren Einsatz unmöglich machen. Ein beispielsweise steiniger Boden kann nur sehr schwer mit flach arbeitenden Maschinen bearbeitet werden. Zudem fallen häufiger Wartungsarbeiten an, da die meist empfindlichen Maschinen auf schweren Böden stärker verschleißen. Da die meisten Getreidepflanzen geringe Standortansprüche haben und auf vielen verschiedenen Bodentypen gut wachsen, wirkt sich ein verringerter Maschineneinsatz in der Regel nicht stark auf den Ertrag aus.
Weizen mit den Methoden der reduzierten Bodenbearbeitung zu kultivieren ist möglich. Es sollten jedoch einige wichtige Faktoren beachtet werden. Weizen ist sehr anpassungsfähig und stellt relativ geringe Ansprüche an die Saatbettbereitung. Mit einer angepassten Fruchtfolge kann der Boden für die Weizenaussaat auch schonend bearbeitet werden. So kann auf vielen Bodentypen problemlos Weizen per Mulch- oder Direktsaat angebaut werden. Durch günstige Fruchtfolgestellungen, können dabei Probleme wie Durchwuchs oder durch Stroh und Ernterückstände übertragbare Krankheiten vermieden werden. Zudem sollte auf staunassen Böden oder strukturarmen Sandböden ein tieferer Eingriff erfolgen, um möglichen Bodenverdichtungen, welche durch Vor- oder Zwischenfrüchte nicht beseitigt wurden, entgegenzuwirken.
Der Anbau von Mais kann auch in Kombination mit einer reduzierten Bodenbearbeitung erfolgen. Auch hier spielt die angepasste Fruchtfolge eine wichtige Rolle. Ein Versuch, in dem der Maisanbau in Streifen (Streifensaat) erfolgte, zeigt deutliche Verbesserungen im Wurzelwachstum. Die Wurzeln konnten sich im zweiten Anbaujahr deutlich besser ausbreiten, da die Pflanzen in den gleichen Streifen gepflanzt wurden wie im Vorjahr. Ungünstige Fruchtfolgekombinationen können wie auch beim Weizen dazu führen, dass Nachteile wie ein erhöhter Unkraut- und Schädlingsdruck die Vorteile der reduzierten Bodenbearbeitung überwiegen.
Verglichen mit anderen Getreidesorten stellt der Roggen deutlich höhere Ansprüche an die Saatbettbereitung. Roggen benötigt ein gut abgesetztes und fein-krümeliges Saatbett, welches durchaus mit einer reduzierten Bearbeitung des Bodens zu bewerkstelligen ist. Jedoch sollte die Aussaat nicht in einem zu feuchten und nicht genügend gefestigten Boden erfolgen, da dies die Keimung und das Pflanzenwachstum stark beeinträchtigen können. Die Saatbettbereitung für Roggen kann daher unter Beachtung bestimmter Hinweise auch bei flacher, schonender Bodenbearbeitung erfolgen.
Die Vorteile der reduzierten Bodenbearbeitung können auch im Getreideanbau genutzt werden. Vor allem der Wechsel zu Mulch-, Direkt- oder Streifensaat kann einige Veränderungen mit sich bringen und je nach Getreidesorte sowohl positive als auch negative Effekte verstärken. Bei der Umsetzung neuer Bodenbearbeitungssysteme ist daher eine individuelle Anpassung der Fruchtfolge an die neuen Voraussetzungen unumgänglich. Eine Umstellung auf eine reduzierte Bodenbearbeitung ist ein langfristiger Prozess, bei welchem die Potenziale dieser neuen Methoden erst nach einigen Anbauzyklen voll ausgenutzt werden können. Mehr zur reduzierten Bodenbearbeitung erfährst Du in dem Artikel “Reduzierte Bodenbearbeitung - weniger ist mehr!”.