Sorghum - trockenresistenter Maisersatz?

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Der Anbau von Sorghum rückt in Deutschland seit Jahren immer mehr in den Fokus. Die Anspruchslosigkeit dieser Kultur bezüglich der Wasser- und Nährstoffversorgung macht sie sogar für Grenzertragsböden und Trockengebiete zu einer wertvollen Alternative zum Mais. Welche Eigenschaften des Süßgrases noch genutzt werden können, wie der Anbau funktioniert und wie er im Vergleich zum Mais abschneidet, wird im Folgenden erläutert. 

 

Die Biogassituation

Die Erzeugung von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen ist vor dem Hintergrund des Klimawandels eine sinnvolle Alternative zu fossilen Brennstoffen. Die Biogaserzeugung hat sich demnach in den letzten Jahren als wichtiger Stabilisator der Gasversorgung Deutschlands herausgestellt. Laut Prognosen wird der Markt für Biogas in den nächsten Jahren ein deutliches Wachstum vorweisen. 

Derzeit wird Mais von vielen Landwirten als bedeutendes Werkzeug für stabile Gaserträge präferiert. Kritische Stimmen zur Nachhaltigkeit der Silomais-Monokulturen, politische Einschränkungen sowie die zunehmenden Wetterextreme erschweren den Anbau von Mais zur Biogasproduktion. 

 

Sorghum als Alternative? 

Nachdem die Durchwachsene Silphie als Biogaspflanze mit insekten- sowie bodenfreundlichen Eigenschaften in den Fokus der nachhaltigen Landwirtschaft gerückt ist, schenken Experten dem Sorghum nun immer mehr Aufmerksamkeit. 

Sorghum, ein Spezialgretreide aus der Familie der Süßgräser (Poaceae), ist dem Mais und Weizen sehr ähnlich. Als C4-Pflanze ist die Sorghumhirse (Sorghum bicolor) optisch mit dem Mais vergleichbar. Mit einem Stängeldurchmesser von bis zu zweieinhalb Zentimetern und einer Wuchshöhe von ungefähr drei bis vier Metern bietet diese Kultur aus den semiariden Gebieten Afrikas ähnliche Biomasseerträge wie Mais. Laut Aussagen des Thünen Instituts kann Sorghum unter mediterranen Anbaubedingungen sogar höhere Biomasseerträge als Mais erzielen. Im Versuchsanbau liegt der Trockenmassegehalt pro Hektar derzeit bei 12-20 Tonnen. 

Auch die bessere Wassernutzungseffizienz des Sorghums durch eine differenzierte Bodendurchwurzelung stellt sich in Zeiten des Klimawandels mit häufigeren Trockenperioden als Vorteil heraus. 400 bis 600 Millimeter Niederschlag sind für den Sorghum ausreichend, um ein befriedigendes Wachstum aufzuweisen. Trockene Bundesländer des Ostens, wie beispielsweise Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern, aber auch Bremen und Hessen, finden so im Sorghum auch bei minimalen Niederschlagsmengen von 500 Litern pro Quadratmeter und Jahr einen brauchbaren Ersatz zum Mais. 

Vorteile 

Nachteile

 

Anbau 

Sorghum kann auf fast allen Standorten erfolgreich angebaut werden. Lediglich Böden, die zu Staunässe und Verschlämmung neigen, sind nicht geeignet. Anfang Mai, wenn die Bodentemperaturen bei über 12°C liegen, kann mit der Aussaat begonnen werden. 

Ist der Boden feinkrümelig und gut abgesetzt, so kann der Sorghum wachsen und erreicht nach einer anfänglichen Wachstumsstagnation die sortentypische Höhe von bis zu drei Metern. Ab Trockenmassegehalten von 18,3% kann die Kultur geerntet und siliert werden. Folgende Optionen sind bezüglich der Fruchtfolge möglich: 

  Fruchtfolge Sorghumart Aussaat Zeitfenster Ernte
1 Hauptfruchtanbau (z.B. nach abfrierender Zwischenfrucht) Sudangrashybride, Futterhirse ab 15.05. 25.08. - 08.09. 16.09. - 30.09.
2 Zweitfruchtanbau nach Grünroggen Sudangrashybride, Futterhirse ab 15.05. 01.09. - 15.09. 23.09. - 07.10.
3 Sommerzwischenfruchtanbau nach Ganzpflanzengetreide Sudangrashybride ab 15.06. 23.09. - 07.10.

 

 

Sorghum in der Regenerativen Landwirtschaft? 

In Bezug auf regenerative Methoden kann sich die Frostempfindlichkeit des Sorghums zu Nutze gemacht werden. Als abfrierende Winterzwischenfrucht ist die dauerhafte Bodenbedeckung und damit auch ein Humusaufbau sowie Erosionsschutz gewährleistet. 

Auch die Option, Sorghum organisch zu düngen, ist ökologisch wertvoll. Die tiefen Wurzeln holen Nährstoffe aus unteren Schichten hervor. Zusätzlich fallen der anfängliche Wachstumsstau und der damit einhergehende späte Nährstoffbedarf mit dem Zeitpunkt der Hauptmineralisierung im Boden zusammen. Organische Düngemittel können so von der Pflanze effektiv zum Zersetzungszeitpunkt genutzt werden, und das Risiko der Nährstoffauswaschung wird verringert. 

Mögliche Kombinationen mit Blühstreifen und Untersaaten verbessern die Klima- sowie Umweltbilanz des Ackers und verhelfen dem Boden zu einer höheren Qualität. 

 

Fazit

Für die Biogasproduktion könnte Sorghum eine wertvolle Alternative zum Mais darstellen. Ähnliche Trockenmasseerträge und physiologische Eigenschaften erfordern neben der Aneignung von Know-How keine großartigen Umstellungen der Produktionsverfahren. Insbesondere der geringe Wasserbedarf der Pflanze ist für die Landwirte in Zeiten der Trockenheit in Deutschland von Interesse.