Die Bedeutung von Blühflächen für die Natur und die...

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Ob in Form von Blühstreifen oder der Begrünung von Brachen, Blühflächen bereichern das Landschaftsbild und liefern zahlreiche Vorteile für Tiere und Menschen. Auch die Produktion von Nahrungsmitteln auf Ackerflächen kann durch die Präsenz von Blühflächen positiv beeinflusst werden. Der Umfang dieser Effekte hängt dabei maßgeblich von der gewählten Blühmischung, dem Standort und durchgeführten Pflegemaßnahmen ab. 

Der Nutzen von Blühflächen für die landwirtschaftliche Produktion

Das Anlegen von Blühflächen, zum Beispiel Blühstreifen oder Brachebegrünungen, auf landwirtschaftlich genutzten Flächen wirkt sich in vielen Fällen positiv auf die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft aus. Sind diese Effekte vorteilhaft für den Menschen spricht man von der Verfügbarkeit von Ökosystemdienstleistungen. Diese spielen besonders für die landwirtschaftliche Produktion eine große Rolle, indem sie sowohl die Stabilität natürlicher Prozesse als auch die Produktivität und Gesundheit von Pflanzen und Tieren beeinflussen. Im Nachfolgenden sollen die von Blühflächen verfügbar gemachten Ökosystemdienstleistungen vorgestellt und auf ihre Wichtigkeit für die landwirtschaftliche Produktion eingegangen werden. 

Bereitstellende Ökosystemdienstleistungen

Bereitstellende Ökosystemdienstleistungen beinhalten alle aus Ökosystemen gewonnenen Produkte, die zum Beispiel als Nahrungsmittel, Baumaterial oder zur Energiegewinnung genutzt werden. Obwohl viele Saatgutmischungen für Blühflächen Kulturpflanzen wie Senf oder Buchweizen enthalten, spielen diese für den landwirtschaftlichen Ertrag oftmals keine Rolle. Vielmehr wird durch die Anlage von Blühflächen Ackerland aus der Bewirtschaftung genommen und der Ertrag somit reduziert. Dieser Effekt kann jedoch durch eine gezielte Standortwahl abgeschwächt werden. So befinden sich Brachen zumeist auf Grenzertragsstandorten oder schwierig zu bewirtschaftenden Stellen und auch Blühstreifen können durch die Aussaat auf Kurven oder Ecken das Feld begradigen und somit die Bewirtschaftung vereinfachen.

Regulierende Ökosystemdienstleistungen

Regulierende Ökosystemdienstleistungen bezeichnen den Nutzen, den die Menschheit aus der natürlichen Regulation ökologischer Prozesse zieht. Blühflächen beeinflussen zum Beispiel durch die Bereitstellung von Nahrung und Lebensräumen das Vorkommen von Insektenarten. Unter diesen Arten gibt es viele die der Landwirtschaft wichtige Dienste erweisen, etwa durch die Bestäubung von Ackerfrüchten oder anderen Kulturpflanzen oder durch natürliche Schädlingsbekämpfung. Damit tragen Blühflächen zur Regulation wichtiger natürlicher Prozesse in der Form von Nahrungsketten oder Reproduktionszyklen bei. Durch die oberirdische Biomasse, die nicht von der Fläche entnommen wird sondern auf ihr verrottet, beeinflussen Blühflächen weiterhin die Anreicherung von Nährstoffen im Boden. Die Bindung von Kohlenstoff hat dabei auch auf globaler Ebene einen Einfluss - durch sie wird ein Beitrag zur klimatischen Stabilität geleistet, indem die Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre reduziert wird. Durch die ganzjährig geschlossene Pflanzendecke und die langfristige Durchwurzelung des Bodens leisten Blühflächen außerdem einen wichtigen Beitrag zum Schutz vor Wind - und Wassererosion. Am Rand von Gewässern, können sie zusätzlich zu einer Verbesserung der Wasserqualität beitragen, indem Nitratauswaschungen vermieden werden. 

Kulturelle Ökosystemdienstleistungen

Blühflächen sind in den letzten Jahren zu einem Symbol für nachhaltige Landbewirtschaftung geworden. Ihr Anblick wird daher von den meisten Menschen nicht nur als ästhetisch wahrgenommen, sie steigern auch den Erholungswert der Landschaft, indem sie ein Bild unberührter, intakter Natur vermitteln. Dies kann einerseits direkten Nutzen für Landwirtinnen und Landwirte stiften und andererseits die Attraktivität der Umgebung für Tourismus steigern. 

Unterstützende Ökosystemdienstleistungen

Blühflächen stellen vor allem durch die Produktion von Biomasse unter und über der Erdoberfläche diverse unterstützende Ökosystemdienstleistungen bereit. Die Biomasse bietet unterschiedlichen Arten einen Lebensraum und unterstützt somit den Erhalt der Biodiversität, welche die Bereitstellung anderer Ökosystemdienstleistungen begünstigt. Beispielsweise beeinflusst die Anwesenheit von Blühflächen in der Landschaft die Diversität des Bodenlebens, welches eine wichtige Funktion in unterschiedlichen Nährstoffkreisläufen einnimmt. Auch die Bodenbildung wird durch die zusätzliche organische Substanz von Blühflächen unterstützt, indem sie einen langfristigen Humusaufbau  möglich macht.

Was ist bei der Anlage von Blühflächen zu beachten?

Wie bei allen regenerativen Methoden bestimmt die Art und Weise der Anwendung maßgeblich den Umfang der dadurch verfügbar gemachten Ökosystemdienstleistungen. Auch bei der Anlage von Blühflächen gibt es einige Dinge zu beachten. Im nachfolgenden soll auf die drei wichtigsten Punkte eingegangen werden.

Auswahl der Blühmischung

Bei der Auswahl der Blühmischungen unterscheidet man oftmals zwischen einjährigen, mehrjährigen und überjährigen Mischungen. Den größten Effekt auf Ökosystemleistungen, wie Bestäubung oder Erhalt der Biodiversität, haben dabei mehrjährige und überjährige Mischungen. Diese bieten, anders als einjährige Mischungen, wichtigen Bestäubern schon früh im Jahr Nektar und Pollen und tragen somit unter anderem zum Erhalt von Wildbienen bei. Mehrjährige und überjährige Mischungen sind in der Anschaffung oft teurer als einjährige Mischungen, dieser Unterschied gleicht sich jedoch mit der Zeit aus. Bei der Wahl der Blühmischung kommt es außerdem auf die Regionalität des Saatguts an. Regio-Saatgut unterstützt, zum Beispiel oft den Erhalt selten gewordener Arten, ist in der Anschaffung aber auch teurer als anderes Saatgut.

Standortwahl 

Die richtige Standortwahl ist das A und O bei der Etablierung von Blühflächen, um einerseits Ertragsverluste so gering wie möglich zu halten und andererseits möglichst vielen Arten Nahrung und Lebensräume zu bieten. Zum Beispiel können Blühstreifen so angelegt werden, dass Agrarflächen einfacher zu bewirtschaften sind. Die Anlage von Blühstreifen hinter Hecken oder Gehölzen kann andererseits die Bewegung von Arten zwischen verschiedenen Lebensräumen fördern und somit auch das Vorkommen nützlicher Arten auf Agrarflächen beeinflussen. Die Selbstbegrünung von Brachland neben Gewässern kann weiterhin die Auswaschung von Nitrat verhindern und die Wasserqualität verbessern. 

Pflege

Pflegemaßnahmen werden bei ein und überjährigen Mischungen schon nach einem Jahr, bei mehrjährigen Mischungen in der Regel nach 5 Jahren notwendig. Dann muss die Entscheidung gefällt werden, ob die Fläche neu eingesät oder wieder in die Produktion genommen werden soll. Im Allgemeinen gilt, dass Pflegemaßnahmen wie mulchen, mähen oder umbrechen die Funktion der Blühflächen als Bereitsteller von Nahrung und Lebensraum stark einschränken. Eine Möglichkeit ist die Pflege von einzelnen Parzellen der Fläche, während daneben liegende Streifen unangetastet bleiben. Dies ist natürlich mit mehr Arbeitsaufwand verbunden und die Entscheidung zu dieser Maßnahme sollte daher gut abgewogen werden.

Fazit

Blühflächen sind nicht nur schön anzusehen, sondern erfüllen auch wichtige Funktionen in Ökosystemen und sind somit besonders für die Landwirtschaft von enormer Bedeutung. Durch richtige Pflege, sorgsame Auswahl der Blühmischung und den geeigneten Standort können sie ihr volles Potential entfalten und Vorteile für Tiere und Menschen bereitstellen.