Der Große Weg hat kein Tor - Buchtipp

Lesedauer: 3,5 Minuten 

 

Das Buch “Der Große Weg hat kein Tor” oder “One Straw Revolution” wurde bisher in 25 Sprachen übersetzt und erschien bereits 1983 das erste Mal in deutscher Sprache. Der Autor Masanobu Fukuoka gibt mit diesem Werk einen Einblick in die Natürlichkeit der Landwirtschaft als holistisches System, welches auch ohne Mechanisierung und industrielle Zusätze erfolgreich funktionieren kann. Im Folgenden wird der Autor vorgestellt, der Inhalt des Buches sowie die vier Prinzipien der natürlichen Landwirtschaft wiedergegeben und eine Verbindung zur regenerativen Landwirtschaft hergestellt. 

 

Der Autor

Masanobu Fukuoka (1913-2008) wurde auf der japanischen Halbinsel Shikoku geboren, wohin er, nach seinem Studium in der Pflanzenpathologie in Yokohama wieder zurückkehrte. Um der natürlichen Landwirtschaft näher zu kommen schrieb er aus Frustration gegen die Modernisierung des Ackerbaus in der Nachkriegszeit (1975) das Buch “One Straw Revolution”. Nach seinem Erfolg beteiligte er sich an Projekten gegen die Desertifikation auf der ganzen Welt. In seinen späten Lebensjahren begann er noch Unterricht zu geben um sein Wissen so vielen Menschen wie möglich mitzugeben. Seine anderen Bücher “The Natural Way of Farming” und “The Road Back to Nature” waren ebenfalls sehr erfolgreich. 

 

Inhalt des Buches 

Auf 176 Seiten wird die Komplexität der Landwirtschaft in Ökosystemen beschrieben und darauf aufmerksam gemacht, wie einfach Kultivierungsprozesse doch gleichzeitig sein können, wenn man nur weiß wie. Mit seiner Einstellung, so wenig wie möglich selbst zu arbeiten, stellt er dar, dass man natürliche Prozesse in der Landwirtschaft für sich arbeiten lassen kann. Wie schon in der Einleitung erwähnt , entstand das Buch aus der Frustration gegenüber den Modernisierungen der japanischen Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Besonders der Reis- und Weizenanbau wurden durch die Einführung von industriellen Pflanzenschutzmitteln sowie Dünger seiner Meinung nach komplizierter und schädlicher gemacht. Fukuoka entwickelte in seinen Jahren als forschender Landwirt nicht nur Wege den Anbau von Gemüse, Getreide und Obst zu vereinfachen, sondern beschäftigt sich in dem Buch auch mit den Themen Ernährung, Gesundheit, kulturelle Werte und den Limitierungen menschlichen Wissens.


Die Anfänge seiner Theorien entstanden durch Zufall. Er sah, dass auf einem unbenutzten Reisfeld neue, gesunde Reispflanzen wuchsen und entschied sich dazu, auf seinem eigenen Feld den Reis nicht wie gewöhnlich im Frühling auszusäen und zu überfluten, sondern ihn im Herbst zu säen und alles Weitere dem Lauf der Natur zu überlassen. Durch den Winter und den Monsunregen wurden die Unkräuter soweit geschwächt, dass Fukuoka sich nicht um die Unkrautbekämpfung kümmern musste. Mit der Idee im Hinterkopf, landwirtschaftliche Prozesse so weit wie möglich an natürliche Abläufe zu anzugleichen, die Samen im Herbst zu säen, wenn sie natürlicherweise von den Pflanzen abfallen, begann zu forschen. 

Ein anderer großer Teil des Buches besteht aus der Anwendung bodenverbessernder Maßnahmen. Seine Felder sowie die verwahrloste Obstplantage hat er innerhalb von 6 Jahren in gesunde, nährstoffreiche Böden verwandelt, ohne dafür auf viel körperliche oder maschinelle Arbeit zu setzen. Mit Hilfe von stickstoffbindenden Untersaaten, der Push-and Pull Methode und dem Anbau von Knollengemüse hat er aus trockener, harter Erde einen lockeren Boden geschaffen, der es schafft sich im Ökosystem selbst zu erhalten. Push-and-Pull beschreibt einen Biologischen Pflanzenschutz bei dem Feldfrüchte  gemeinsam mit Pflanzen angebaut werden, welche mittels sogenannter Botenstoffe Insekten vertreiben (Push) oder aber natürliche Feinde der Schädlinge anlocken (Pull).

Seine Obstbäume und Feldfrüchte brauchten dadurch nur das Minimum an Pflege und Aufmerksamkeit. 

 

Vier Prinzipien 

Fukuoka entwickelte vier Prinzipien der natürlichen Landwirtschaft. Das erste, “Keine Kultivierung” genannt, bedeutet, dass keine Bodenbearbeitung jeglicher Art erfolgen sollte. Als zweites verbietet das “Keine chemischen Düngemittel” radikal den Einsatz jeglicher industriell hergestellter Dünger. Dazu kommt, dass kein vorgefertigter Kompost aufgebracht werden soll. Bodendeckender Klee, Erntereste und Geflügelmist sind alles, was in dieser Bewegung benötigt wird, um den Boden nach der Ernte zu regenerieren. Im dritten Prinzip “keine Unkrautbekämpfung”, werden Bodenbearbeitung oder Herbizide aus dem Kultivierungsprozess ausgeschlossen. 

Das vierte Prinzip befasst sich mit dem “Verbot von chemischen Pflanzenschutzmitteln”. Das Ausbringen von Chemikalien auf das Feld bringt nach eigenen Aussagen Umweltprozesse des Ökosystems der Anbaufläche aus dem Gleichgewicht

 

Verbindung zur regenerativen Landwirtschaft 

Viele der im Buch beschriebenen Methoden finden sich in der regenerativen Landwirtschaft wieder. No-till oder reduzierte Bodenbearbeitung zum Beispiel sorgen für die Verbesserung von Böden hinsichtlich Kompaktion, Gesundheit und Humusbildung. Auch in “Der Große Weg hat kein Tor” geht es häufig um den Humusaufbau und es wird beschrieben, inwiefern dieser funktionieren kann. 

Zusätzlich wird der Einsatz von Untersaaten wie Klee oder Alfalfa durch ihre stickstoffbindenden Eigenschaften empfohlen. Fukuoka verwendete diese nicht nur für den Nährstoffkreislauf, sondern auch zur Unkrautbekämpfung, zum Humusaufbau und Bodenlockerung. 

Das Thema der Kompostierung wird ebenfalls oft erwähnt. Während Kompost hierzulande oftmals dazu gekauft werden muss oder mit aufwendiger Arbeit vorbereitet wird, beschreibt Fukuoka eine andere Art von Kompostierung. Die Erntereste auf dem Feld zu verteilen und mit ein wenig Geflügelmist zu bedecken reicht aus, damit das verrottete, organische Material nach sechs Monaten als Kompost direkt auf dem Feld nachweisbar ist. 

 

Fazit

 

Wer das Buch als erfahrener Landwirt lesen will, sollte eine offene Einstellung für die Aussagen von Masanobu Fukuoka haben. Seine oftmals philosophischen Erklärungen können dem Ein oder Anderen naiv vorkommen. Dennoch sind die Ansätze, die er in seinem Buch erklärt, mit der regenerativen Landwirtschaft eindeutig zu verbinden und nachweislich erfolgreich. Reduzierte Bodenbearbeitung, Bodenverbesserung und das Verringern von Pflanzenschutzmitteln sind beispielsweise Methoden aus dem Buch, die in der regenerativen Landwirtschaft wiederzufinden sind. Seine Arbeit zeigt, dass Pflanzen mit dem nötigen Know-How ohne Chemikalien, Maschinen und Bodenbearbeitung auskommen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Werk einen Einblick in eine alternative Landwirtschaft gibt, welche sich die biotischen und abiotischen Faktoren von Ökosystemen erfolgreich zu Nutze macht, anstatt sie mit allen Mitteln zu bekämpfen.