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In Anbetracht des Klimawandels spielt der Wasserhaushalt auch in unseren Breitengraden eine zunehmend wichtige Rolle. Die Landwirtschaft ist global, aber auch in Europa der größte Verbraucher von Süßwasser. Durch intensive Landnutzung, um die Nahrungsmittel sowie den Biomassebedarf abzudecken, nimmt der Wasserverbrauch weltweit zu. Die gleichzeitig abnehmenden Niederschläge sowie steigenden Temperaturen und die damit verbundene Wasserverdunstung sorgen für einen erhöhten Wasserbedarf. Ein weiteres Problem stellt die strukturelle Entwässerung der Flächen durch Drainageleitungen dar. Man geht davon aus, dass ein Viertel der deutschen Äcker entwässert wird, Pestizide und Düngerrückstände gelangen so in Bäche und Flüsse. Durch die intensive Landnutzung degradiert der Boden stark und kann immer weniger Wasser halten, somit kommt es nach und nach mitunter zur Desertifikation. Doch was kann man dagegen tun, um den Boden langfristig aufzubauen und eine Wasserhaltefähigkeit zu garantieren? Im folgenden Artikel werden fünf Lösungsansätze kurz vorgestellt.
Humus sorgt nicht nur für eine hohe Nährstoffversorgung sondern auch für eine erhöhte Wasserspeicherleistung und Pflanzengesundheit. Je höher der Humusgehalt liegt, desto mehr Wasser kann gespeichert werden. Außerdem sorgt die organische Substanz für ein grobporiges Aggregatgefüge. Besonders in schweren Böden kann dadurch der Wasserhaushalt verbessert werden. Die Stabilität von diesen Gefügen wird von den Ton-Humus-Verbindungen gefördert.
Bäume sorgen für mehr Schatten auf den Flächen und wirken somit der Verdunstung entgegen. Gleichzeitig schaffen Bäume eine höhere Wasserinfiltration und weniger Oberflächenabfluss, was wiederum für eine höhere Diversität an Mikroorganismen sorgt. Außerdem wird eine Veränderung des Mikroklimas geschaffen, indem beispielsweise die Windgeschwindigkeit verringert wird. Auch dies sorgt für eine geringere Verdunstung. Zudem bringt dieses Konzept zahlreiche Vorteile mit sich, weshalb sich derzeit immer mehr Landwirtinnen und Landwirte dafür entscheiden einen Agroforst anzulegen.
Eine dauerhafte Bodenbedeckung kann durch Untersaaten, Mulchsysteme sowie mit Zwischenfrüchten erreicht werden. Ein stets bedeckter Boden schützt gegen Erosion und kann mehr Wasser aufnehmen. Außerdem wird der Boden vor Austrocknung geschützt.
Ein Begriff der Klimaschutz und Tierwohl vereint. Unter Mob grazing versteht man Weidehaltung mit einer sehr großen Tierherde, wie man es beispielsweise aus Amerika oder der afrikanischen Savanne kennt. Die große Herde wird beim Mob grazing innerhalb eines kurzen Zeitintervalls von in der Regel ein bis fünf Tagen von Koppel zu Koppel bewegt. Dabei werden Pflanzenstängel und Kot vom Vieh im Boden durch das zertrampeln eingearbeitet. Dies bildet eine wichtige Nahrungsquelle für Mikroorganismen im Boden und sorgt so für einen nachhaltigen Bodenaufbau. Die niedergetretenen Pflanzenstängel bilden eine Mulchschicht und schützen den Boden vor Erosion und Austrocknung. Das so zugeführte organische Pflanzenmaterial erhöht die Bodenfruchtbarkeit und somit das Wasserhaltevermögen. Außerdem bildet der hohe Aufwuchs ein Mikroklima, indem mehr Wasser gehalten werden kann.
Erfunden wurde die Methode vom australischen Landwirt und Ingenieur P.A. Yeomans in den 50er Jahren. Seitdem wurde die Methode stetig weiterentwickelt. Ein historischer Vorgänger des Keyline Designs sind zum Beispiel die Reisterassen in Asien. Das Keyline Design (auch Schlüssellinienkultur oder Hauptliniensystem) ist eine Methode der regenerativen Landwirtschaft, mit der Niederschläge besser genutzt werden können. Hauptbestandteil dieser Methode sind die Schlüssellinien, die im Design dazu genutzt werden, Niederschläge über Gräben mit einem Gefälle von 1 - 5 % (je nach Gelände) von Bergtälern auf Bergkämme zu leiten. Außerdem soll durch die Gräben der Abfluss von Wasser und damit auch Bodenerosion gestoppt werden und die Bewässerung der Landschaft im Allgemeinen verbessert werden, da durch die gute Verteilung keine zu feuchten oder kargen Stellen entstehen. Die Linien werden mithilfe eines speziell entwickelten Pflugs gezogen, dem sogenannten “Keyline Plow”. Durch den entstandenen Raum im Boden haben beispielsweise Weidepflanzen die Möglichkeit, Tiefenwurzeln zu bilden, was wiederum ein verbesserten Wasser- und Nährstoffzugang bildet. Die Produktion in der Landschaft steigt und Humus wird aufgebaut.
Die Klimawandel-bedingte Zunahme von Trockenperioden in Gegenden mit geringen Niederschlagen erfordert Anpassungsstrategien der Landwirtschaft. Einige der oben genannten Methoden können Lösungsansätze für die Herausforderungen der nächsten Jahre sein, nicht nur im Bezug auf die Frage wie wir Wasser im Boden halten können, sondern auch wie wir nachhaltig unseren Boden aufbauen.