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Die Beweidung von Grünland ist wohl eine der natürlichsten Interaktionen zwischen Wiederkäuern und der Natur. Genau diese Interaktion macht man sich bei Mob Grazing zunutze. Um genauer zu sein, ist Mob Grazing, eine Art Permakultur auf der Weide. Das besonders Schöne hierbei ist, dass die Aspekte des Klimaschutzes, der Bodenfruchtbarkeit und die der Tiergerechtigkeit vereint werden. Um dies zu erreichen, wird auf eine intensive Beweidung in einem rotierenden System gesetzt. Dies bedeutet, dass eine große Anzahl an Rindern, Schafen oder Ziegen auf einem kleinen Stück Weide für kurze Zeit wie zum Beispiel ein bis zwei Tage gehalten werden. Die Weide wird dadurch gleichmäßig abgefressen. Nach der kurzen Beweidungszeit wird die gesamte Herde dann auf eine neue Weide umgetrieben und das Spiel geht von vorne los.
Mob Grazing ist nicht, wie man denken könnte, nur für humide Gebiete geeignet, sondern eignet sich ganz besonders für trockene Gebiete, wo man viel Veränderung in relativ kurzer Zeit wahrnehmen kann. Ein wichtiger Punkt bei Mob Grazing ist das nur der süße obere Teil (etwa ⅓) der Pflanze abgefressen wird. Der untere Teil wird plattgetrampelt und dient als Mulchschicht. Dadurch entstehen natürlich recht hohe Weidereste, welche allerdings gewollt sind, da nur so die Bodenfruchtbarkeit gesteigert werden und der Boden vor Erosion geschützt werden kann. Wenn eine Weide mit Mob Grazing beweidet wurde, braucht sie nun Zeit, um sich wieder zu erholen, bevor sie erneut bewirtschaftet werden kann. Durch die intensive Bewirtschaftung fällt viel Dung und Urin an. Der Urin sowie der Dung der Tiere wird von den Tieren selbst gleichmäßig auf der Weide verteilt. Hierbei erzeugt der Dung einen natürlichen Lebensraum für verschiedenste Mikroorganismen. Der Dung dient außerdem als natürlicher Dünger für die Wiese. Wegen der hohen Anzahl an Tieren bei Mob Grazing wird die Grasfläche von den Wiederkäuern platt getrampelt. Durch das platt trampeln des Grases auf der Weide sowie durch das Abfressen wird außerdem das Wachstum der Pflanzenwurzeln gefördert. Dies führt dazu, dass der Boden aufgelockert wird und besser Wasser speichern kann. Um dies noch stärker zu unterstützen, können auf den Grasflächen Pflanzen wie Gräser und Kräuter angebaut werden, welche besonders tiefe Wurzeln bilden können. Generell sehr gut geeignet für Mob Grazing sind außerdem Leguminosen wie Luzerne, welche Stickstoff im Boden fixieren. Da zu viel Luzerne jedoch das Blährisiko erhöht bei Wiederkäuern sollte bei viel Luzerne auf der Weide Esparsette angepflanzt werden, welche das Risiko auf natürlichem Wege senkt. All diese Pflanzen erhöhen dann sogar noch die Biodiversität. Die Landwirtschaftskammer NRW schreibt unter anderem auf Ihrer Website über Mob Grazing:
”Den Entwicklern und praktizierenden Betrieben nach soll es sich um eine hoch effiziente und ökologisch vorteilhafte Weidestrategie für Wiederkäuer handeln, die die Böden durch Humusaufbau verbessern und den Pflanzenbestand auch bei Niederschlagsmangel vielfältig und ertragsfähig halten soll.”
Im Folgenden werden einige Vorteile von Mob Grazing erörtert.
Bodenfruchtbarkeit: Die Bodenfruchtbarkeit wird durch die gleichmäßige Verteilung von Dung und Urin der Weidetiere gesteigert. Auch treten die Tiere, die Exkremente und den restlichen Pflanzenbestand in den Boden, welches sich auch positiv auf die Bodenfruchtbarkeit auswirkt.
Mikroklima: Durch den erhöhten Aufwuchs verdunstet weniger Wasser, welches sich positiv auf die Fotosynthese der Pflanzen auswirkt. Auch wird durch das platt trampeln der Tiere der Boden vor Erosion und Austrocknung geschützt, da Wasser besser gespeichert werden kann.
Mulchschicht: Dadurch, dass nur die oberen Teile der Pflanze bei korrekt ausgeführtem Mob Grazing gefressen werden und die unteren Teile der Pflanze plattgetrampelt werden, bildet sich mit der Zeit eine Mulchschicht, welche schlussendlich die Bodenfruchtbarkeit und das Bodenleben fördern.
Natürlich gibt es bei Mob Grazing nicht nur positive Aspekte, sondern auch negative. Einige hiervon werden im Folgenden erläutert.
Zu wenig Wissen: Da Mob Grazing eine recht neuartige Methode der Weidehaltung in unseren Breitengraden ist, gibt es noch nicht viele Studien in Europa, welche die positiven Effekte belegen. Es könnte deswegen schwierig werden, Landwirte:innen zu finden welche bereit sind diese Technik auszuprobieren
Viel Arbeit: Gerade am Anfang wenn man es selbst, sowie die Weidetiere nicht gewohnt ist, kann das fast Tägliche umtreiben der Herde viel Zeit in Anspruch nehmen.
Ernteverluste kurzfristig gesehen: Dadurch, dass die Weidetiere nun viele Weiden in Anspruch nehmen und die Weiden nicht mehr gemäht werden, kommt es zu Ernteverlusten auf diesen Flächen
Generell gesprochen verbessert Mob Grazing die Bodenqualität, welche im Umkehrschluss dann für eine höhere Kohlenstofffixierung im Boden sorgt. Durch eine bessere Bodenqualität ist der Boden sowie die Pflanzen, die darauf wachsen, außerdem besser gerüstet für extreme Wetterbedingungen wie lang anhaltende Trockenperioden sowie starke Regenfälle. Dies führt dann im Durchschnitt zu einer höheren Produktionsmenge und im längeren Zeitraum gesehen sogar zu einem eher wettkampffähigen landwirtschaftlichem Betrieb. Weitere Vorteile sind auch eine erhöhte Bodenfruchtbarkeit und ein besseres Mikroklima. Ein Recht großes Manko ist jedoch die noch nicht ausreichende Studienlage in Europa, ein kurzfristiger Ernteverlust sowie der höhere Arbeitsaufwand, der entsteht. Ein sehr interessantes Video des Begründers von Mob Grazing, Allan Savory mit dem Titel “ Die Wüste begrünen und den Klimawandel umkehren”, ist hier zu finden.