Praxiseindrücke 2022 · Artikel · Klim

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Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Damit ist es Zeit, auf die vergangenen Monate zurück zu blicken. Im Rahmen eines Klim-Kurses haben wir im August vier Landwirte aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt interviewt, um ihre Erfahrungen und Meinungen zu verbreiten. 

 

Phillip Krainbrings Betrieb liegt in der Magdeburger Börde. Dort führt er einen klassischen Ackerbaubetrieb, auf dem er unter anderem Weizen, Raps, Mais und Zuckerrüben anbaut. 

Zur Art und Weise, wie er regenerativ praktiziert: 

 

“Bei der Saatgutbehandlung versuche ich zum Beispiel, Alternativen zur chemischen Variante zu finden. Ich mache viele Nährstoff-Behandlngen, um die Pflanzenbestände auch in der Trockenheit möglichst lange vital zu halten.”

 

“Ich habe [...] bemerkt, dass alle Maßnahmen, die die Bodenstruktur verbessern, eine große Rolle spielen, wie zum Beispiel Zwischenfrüchte.” 

 

“[...] Ich würde in kleinen Schritten anfangen. Ich habe so angefangen, dass ich auf einer Versuchsfläche etwas Neues probiert habe, um Erfahrungen zu sammeln. Am besten wählt man eine Fläche, die man gut handhaben kann und welche differenziert beerntet werden kann, um brauchbare Ergebnisse zu bekommen.” 

 

Seine Ziele für die Zukunft definiert er folgendermaßen: 

 

“Ich würde gerne noch mehr Maßnahmen, wie zum Beispiel Sommerzwischenfrüchte, in meinen Betrieb integrieren. Das ist aufgrund der Trockenheit jedoch schwierig.

Was ich jetzt überlege zu probieren, ist, Getreide in größerem Reihenabstand anzubauen und eine Untersaat mit einzusäen. Wobei es bei der Trockenheit eine Herausforderung wird, die Untersaat überhaupt zu etablieren.” 

 

“Die größten Herausforderungen sind für mich jedoch die politischen Entscheidungen, die nicht mehr in die Welt passen und uns Landwirten das Leben doppelt schwer machen. Mir wird es immer schwerer gemacht, auf klimatische Veränderungen passend oder situativ zu reagieren.” 



Tino Ryll bewirtschaftet 500 Hektar Ackerbau südlich von Berlin. Er vermarktet seine Produkte über Supermärkte und Hofläden und seit 2018 betreibt er dort Regenerative Landwirtschaft. 

 

“Wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen sind zum Beispiel, dass sich der Humusgehalt gesteigert hat und die Pflanzen mit weniger Schädlingsdruck zu kämpfen haben. Wir haben bemerkt, dass man auch mit geringeren Düngermengen gleiche Erträge einfahren kann.” 

 

“[Die Regenerative Landwirtschaft] gibt mir die Chance, die [Wasser]-Speicherfähigkeit der Böden zu erhöhen.” 

 

Allen, die jetzt inspiriert sind, Regenerative Landwirtschaft zu praktizieren rät er: 

 

“Man muss sich einfach trauen, irgendwo anzufangen. Am besten probiert man ein paar Maßnahmen erst einmal auf einer kleinen Fläche aus, als eine Art Versuchsmodell.

 

Seine bisherigen Ergebnisse lassen sich anhand der Ernte veranschaulichen: 

 

“Da sehen wir, dass die Erträge, seitdem wir auf Regenerative Landwirtschaft umgestiegen sind, stetig gestiegen sind.” 

 

 

Godehard Stockhoff, ursprünglich aus Niedersachsen, betreibt heute einen Hof in Bad Belzig, Brandenburg. 

 

“Wir betreiben Regenerative Landwirtschaft eher in dem Sinne, dass wir versuchen Mineraldünger und Pflanzenschutz einzusparen, auf Wirtschaftsdünger setzen und die Bodenbearbeitung reduzieren. Wir haben unsere Fruchtfolge erweitert und versuchen unsere Flächen ganzjährig zu begrünen. Zudem setzen wir auf Winterzwischenfrüchte und machen im Sommer keine Stoppelbearbeitung, sondern schlitzen die Zwischenfrucht einfach in den Stoppel. Wir wenden allgemein viel Direktsaat an.”

 

Auf die Frage, welche regenerative Maßnahme ihm am meisten finanzielle und ökologische Vorteile bringt, antwortete er: 

 

“Auf jeden Fall der Verzicht auf die Bodenbearbeitung. Auch weil wir dadurch viel Diesel sparen. Beispielweise haben wir im vergangenen Jahr einen Roggen eingeschlitzt, wodurch wir auf 50 Hektar ungefähr 4000 Euro an Bodenbearbeitung gespart haben. Hinzu kommt der geringere Kohlenstoffverlust. In diesem Jahr konnte man gut sehen, dass der Roggen am längsten grün geblieben ist und auch gute Erträge eingebracht hat.”



Zum Schluss ein paar Auszüge aus Enno Kattes Interview. Er leitet einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb im Nordosten Sachsen-Anhalts. Auf 950 Hektar Ackerland und 300 Hektar Grünland baut er Raps, Weizen, Gerste, Körnermais, Sonnenblumen, Lupinen, Futtererbsen, Dinkel, Emmer und Buchweizen im Direktsaatverfahren an. 

 

“Laut Medien haben wir nun das vierte Dürrejahr in Folge. Es kann in 10 Jahren keine 5 Dürrejahre geben. Das ist keine Dürre, sondern einfach unser Standort.”

 

Warum er sich für die Regenerative Landwirtschaft entschieden hat, beantwortete er ehrlich: 

 

“Weil wir Geld verdienen wollen. Das ist die ehrliche Antwort. Als ich angefangen habe, waren wir ein normaler Mulchsaat-Betrieb, wo der Pflug eigentlich nicht mehr zum Einsatz kam, aber trotzdem noch relativ viel Bodenbearbeitung gemacht wurde. Dann hörte ich von ein paar Freunden vom Striptill-Verfahren und war davon begeistert, weil damit Arbeitserledigungskosten gespart werden können und alles in einem Arbeitsschritt erledigt wird. Außerdem spart man bei dem Verfahren eine Menge Wasser im Boden, worüber ich mir bis dahin noch nicht viele Gedanken gemacht hatte.”

 

“Mich hat es beeindruckt zu verstehen, wie die Natur wirklich funktioniert und wie wenig ich doch in der Ausbildung und dem Studium darüber gelernt habe. Daraus entwickelt man den Anspruch, die Natur möglichst gut für sich zu nutzen. In meinen Augen ist die Regenerative Landwirtschaft mit ein bisschen Erfahrung langfristig das Wirtschaftlichste, was ich machen kann. “

 

“Einen Betrieb kann man von 0 auf 100 umstellen, die Böden müssen darauf vorbereitet werden. 

Das Striptill-Verfahren bot uns als Kombination aus Mulch- und Direktsaat somit eine Umstiegsphase. “

 

Tipps für diejenigen, die nun auch mit regenerativen Maßnahmen anfangen wollen, hatte er auch: 

 

“Sie sollten sich jemanden suchen, der bereits Regenerative Landwirtschaft praktiziert, um nicht die Fehler zu machen, die jeder am Anfang macht. Die Direktsäer-Community ist in der Regel sehr hilfreich. Ich kann zum Beispiel jederzeit jemanden anrufen, der mir gute Tipps geben kann.”

 

 

Und hiermit noch einmal vielen Dank an Godehard, Phillip, Enno und Tino dafür, dass ihr euch Zeit genommen habt. Diese Betriebe aus Ostdeutschland haben uns und euch einen direkten Einblick in ihre Erfahrungen gegeben. Im Klim-Kurs “Ostdeutschland” könnt ihr die gesamten Interviews nachlesen. 

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