Was kann eigentlich die Fräse?

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Die Fräse, auch Rototiller genannt, kommt als Bodenbearbeitungsgerät immer häufiger auf den Betrieben von Landwirtinnen und Landwirten zum Einsatz. Dank ihrer vielseitigen Einsatzmöglichkeiten kann durch das Fräsen eine Vielzahl an Vorteilen für die Nutzerinnen und Nutzer, das Feld und schließlich auch für die Pflanzen entstehen.

In diesem Artikel erfährst Du, wie die Fräse funktioniert, was bei ihrem Einsatz zu beachten ist und wie Boden und Pflanzen mit der Fräse geholfen werden kann.

Funktionsweise und Aufbau der Fräse

Die Fräse besitzt sogenannte Fräsmesser mit einer Länge von ca. 15 cm. Diese angewinkelten Messer sind an einer waagerechten, sich in Drehrichtung der Schlepperräder drehenden Welle angebracht. Je nach Ausführung können der Winkel und die Länge der Messer variieren. Zudem sind die Fräsmesser nicht starr mit der Fräswelle verbunden. Eine leichte Schwenkbewegung wird ermöglicht, da Messer und Welle durch einen Bolzen miteinander verbunden sind. Dies schafft optimale Bedingungen, um den Boden präzise zu schneiden und ausreichend zu lockern.

Die Fräswelle samt Fräsmesser wird über die Zapfwelle des Schleppers betrieben und kann je nach Spezifikation ihre Rotationsgeschwindigkeit variieren.

Mehrere Stützräder sichern eine konstante Bearbeitungstiefe und schützen sowohl den Boden als auch das Arbeitsgerät vor möglichen Schäden. Eine Heckklappe am hinteren Ende der Fräse hindert die frisch gelockerte Erde sowie zerkleinerte Pflanzenreste daran, sich unkontrolliert über das Feld zu verteilen. Die Fräswelle ist zusätzlich von einem Metallgehäuse umgeben, an welchem die Heckklappe angebracht ist. Zudem besitzt die Fräse eine hinter der Heckklappe angebrachte Nachlaufwalze, welche den gelockerten Boden leicht anpressen und größere Erdklumpen aufbrechen soll.

Hersteller von Ackerfräsen

AGRITEC

Der Hersteller “AGRITEC” bietet verschiedene Modelle mit unterschiedlichsten Eigenschaften an. Je nach Bearbeitungstiefe, -breite und Bodenverarbeitung können unterschiedliche Ausführungen zum Einsatz kommen. Dabei empfiehlt der Hersteller, den Einsatz der Fräse an die gegebenen Bodeneigenschaften anzupassen. So sollte die Geschwindigkeit abhängig von der Lockerheit des Bodens eingestellt werden. Eine erhöhte Schnittgeschwindigkeit der Fräse in Kombination mit einer langsameren Überfahrt resultiert in einem sehr fein aufgelockerten Boden.

TOSCANO

Weitere Modelle bietet der Hersteller “Toscano” an, welcher Fräsen mit hoher Flächenleistung anbietet. Toscano bietet dabei faltbare Ausführungen, welche in Punkten wie Schnitt- und Flächenleistung dominieren. Laut Hersteller kann die Fräse zur Saatbettbereitung genutzt werden. Ebenfalls wird beim Lockern der oberen Bodenschichten eine ausreichende Durchlüftung erzielt. Die Modelle von Toscano besitzen meist eine Nachlaufwalze, um die gelockerte Erde anzupressen und größere, nicht aufgebrochene Erdklumpen weiter zu zerkleinern.

Breviglieri

Der Hersteller “Breviglieri” bietet ebenfalls verschiedene Modelle von Bodenfräsen an. Dabei unterscheiden sich diese in Anwendung und Aufbau wenig von denen der anderen Hersteller. Auch die Fräsen von Breviglieri werden über die Zapfwelle betrieben, können jedoch rein mechanisch betrieben werden oder verfügen über hydraulische Komponenten. Der Hersteller empfiehlt, die Fräse zur Grundbodenbearbeitung für das Zerkrümeln und Vermischen harter Böden einzusetzen. Ebenfalls kann das Arbeitsgerät zur Sekundärbodenbearbeitung nach dem Pflügen, also zur Saatbettbereitung, eingesetzt werden.

Warum die Fräse?

Es gibt eine Vielzahl an Gründen, warum die Fräse zur Bodenbearbeitung eingesetzt werden sollte. Die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten hängen jedoch stark von den örtlichen Gegebenheiten und den erhofften Resultaten ab. Damit die Vorteile der Fräse vollständig ausgenutzt werden können, sollten vorab die zu erreichenden Ziele definiert werden.

Sind die Ziele klar definiert, kann der Einsatz der Fräse (je nach Bodengefüge und Nutzungsart) vielen Problemen der intensiven oder konventionellen Bodenbearbeitung effizient entgegenwirken.

Dabei können beim Fräsen auch mehrere Arbeitsschritte kombiniert werden, was einen zeitaufwendigen Wechsel des Arbeitsgeräts und wiederholte Feldüberfahrten überflüssig macht.

Einsatz der Fräse zur Belebung des Bodens / Humusaufbau

Die Fräse ist ein eher leichtes und kompaktes Arbeitsgerät. Zudem wird es vom Schlepper nicht gezogen, sondern getragen, was in Kombination mit dem geringen Eigengewicht und einer niedrigen Bearbeitungstiefe dem Treibstoffverbrauch zugutekommt. Diese niedrige Bearbeitungstiefe und das verringerte Gewicht resultieren zudem in einer geringeren Bearbeitungsintensität. Der Boden wird weniger intensiv und nicht so tiefgründig bearbeitet, sodass das Bodenleben weniger gestört wird. Das Ergebnis ist ein aktiveres  Bodenleben durch weniger intensive Eingriffe und folglich ein verbesserter Humusaufbau.

Hinzu kommt noch, dass die Messer der Fräse in der Lage sind Pflanzen und Pflanzenreste zu zerkleinern und mit frisch gelockerter Erde leicht zu bedecken. Dies stellt ideale Bedingungen für eine Flächenrotte dar und ermöglicht einen effizienten Eintrag von Biomasse in den Boden, was ebenfalls dem Humusaufbau hilft und die Bodengesundheit erhöht.

Somit ermöglicht Fräsen der Nutzerin und dem Nutzer die Böden schonend zu bearbeiten und organisches Material in diesen einzutragen, alles in einem Arbeitsschritt. Welche Vorteile der Humusaufbau noch so mit sich bringt erfährst Du in dem Artikel “Wie geht Humusaufbau?”.

Was ist beim Fräsen zu beachten?

Einstellung der Bearbeitungstiefe durch Stützräder

Da beim Fräsen nur oberflächlich Bodenmaterial bearbeitet wird ist präzises Arbeiten äußerst wichtig. Zum Schutz des Bodens und des Arbeitsgerätes sollten die sog. Stützräder vor der Überfahrt richtig eingestellt werden. Die Einstellung der Stützräder bestimmt die Tiefenführung der Fräse. Sind diese nicht wie gewünscht eingestellt so kann die Fräse Schaden nehmen oder schlimmer noch, der Boden wird zu tief geschnitten und es entstehen Ungleichmäßigkeiten.

Schnittgeschwindigkeit

Die Fräswelle sollte ebenfalls mit angemessener Geschwindigkeit rotieren. Diese ist in Abhängigkeit der Fahrgeschwindigkeit, des Bodengefüges und des Pflanzenbestandes einzustellen. Bei zu schneller Rotationsgeschwindigkeit wird der Boden zu stark geschnitten und es können sogenannte Fräshorizonte entstehen (der Boden weist Schnittstellen auf, an denen keine Lockerung stattgefunden hat). Umgekehrt kann bei zu langsamen Schneiden keine ausreichende Lockerung erfolgen und Pflanzen / -reste können nicht in den Boden eingearbeitet werden.

Messereigenschaften

Je nach Hersteller und Ausführung können die Fräsmesser andere Eigenschaften (Winkel, Länge, etc.) aufweisen. Dabei ist zu beachten, dass die Messer einen ausreichend großen Schneidewinkel aufweisen, um den bestmöglichen Schnitt zu ermöglichen. Ist dies nicht gegeben, so kann bei zu geringem Schneidewinkel der Boden nicht ausreichend genug gehoben und gelockert werden.

Heckklappe und Nachlaufwalze

Je nach standortbedingten Gegebenheiten kann die Fräse angepasst zum Einsatz kommen. So kann die Fräse zum Beispiel auch mit geöffneter Heckklappe über das Feld schneiden, wodurch zerschnittene Pflanzen / -reste und die gelockerte Erde über einen größeren Bereich hinter der Fräse auf dem Feld verteilt werden. Außerdem kann die Nachlaufwalze abgenommen werden, da der gelockerte Boden je nach Folgebearbeitung nicht angedrückt werden soll.

Faktoren wie das Bodengefüge, der Pflanzenbestand, die Bodenfeuchtigkeit und mögliche Vor- oder Nachbearbeitungen können über die Art, wie die Fräse zum Einsatz kommen soll, entscheiden. Bei korrekter Anwendung des Arbeitsgerätes kann ein ausreichender Umbruch erfolgen.

Nachteile der Fräse

Einige Nachteile sind beim Einsatz der Fräse allerdings in Kauf zu nehmen. Diese können jedoch durch die Kombination der Fräse mit anderen Bodenbearbeitungsgeräten reduziert werden.

Durch die geringe Bearbeitungstiefe können einige Nachteile entstehen. Der Boden wird beim Fräsen nicht tiefgründig gelockert. Bei durch vorherigen Arbeitsschritten stark verdichteten Böden kann die Fräse diese nicht ausreichend lockern sondern nur die obersten Schichten aufschneiden. Ein Tiefenlockerer könnte bei korrektem Einsatz dieses Problem jedoch beheben (siehe Artikel “Tiefenlockerung - ein notwendiger Bestandteil der konservierenden Bodenbearbeitung?”).

Hinzu kommt, dass je nach Bodenart und Pflanzenbestand mehrere Überfahrten mit der Fräse nötig sein können. Pflanzenreste mit hohem Celluloseanteil sind zwar für den Humusaufbau von Vorteil, können jedoch von den Fräsmessern bei nur einer Überfahrt evtl. nicht ausreichend zerkleinert werden. Diese zusätzlichen Überfahrten würden demnach mehr Treibstoff und Arbeitszeit in Anspruch nehmen. Dieses Problem kann jedoch mit leistungsstärkeren und angepassten Ackerfräsen umgangen werden.

Fazit

Der Boden und seine Nutzung sowie der Pflanzenbestand geben vor, wie und mit welchen Arbeitsgeräten dieser bestmöglich zu bearbeiten ist. Die Fräse bietet dabei eine Reihe an Einsatzmöglichkeiten um den Boden schonend und effizient zu bearbeiten. Zahlreiche Vorteile wie das direkte Verwerten von sich auf dem Feld befindenden Pflanzen / -resten spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht das Bodenleben möglichst nicht zu stören. Vielmehr ist es einem durch den Einsatz der Fräse möglich dieses Bodenleben aktiv zu fördern und somit auch der Pflanzengesundheit weiterzuhelfen. Durch das Fräsen werden somit einzelne Arbeitsschritte nicht nur vereint, sondern auch erst ermöglicht. Bei genauer Berücksichtigung wichtiger Standortfaktoren und sonstiger Gegebenheiten, kann die Fräse als geeignetes Bodenbearbeitungsgerät eingesetzt werden.