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Die Vorteile einer Flächenrotte umfassen eine Anregung des Bodenstoffwechsels und der Bodenatmung sowie eine erhöhte Nährstoffumsetzung durch eine aktiviertes Bodenleben.
Die flache Einarbeitung von Grünmaterial in Form von Zwischenfrüchten und Untersaaten führt dem Boden effektiv Nährstoffe und Biomasse zu. Was die Flächenrotte im Boden macht, wie sie auf dem Feld praktisch angewendet werden kann und welchen Effekt Pflanzenfermente haben, wird in diesem Artikel erläutert.
Unter Flächenrotte versteht man die flache und lockere Einarbeitung frischer, grüner Biomasse. Das Ziel ist, möglichst viel organisches Material in den Boden einzuarbeiten und so den Humusaufbau zu fördern. Auf diesem Weg sollen Nährstoffe effektiv verfügbar gemacht werden, sodass die Ausbringung von mineralischem Dünger nicht mehr zwingend notwendig ist. Der Prozess kann durch die Ausbringung von Pflanzenfermenten unterstützt werden.
Die Flächenrotte ist besonders effektiv, da wenig verholztes Gewebe enthalten ist. Die Biomasse enthält dementsprechend schnell umsetzbare Zucker- und Eiweißstoffe.
Im Boden wird zunächst der Pflanzensaft aus der eingearbeiteten Biomasse zersetzt. Dadurch steigt die Bodenatmung deutlich an. Dies führt dazu, dass das Pflanzen-Bodengemisch kurzzeitig anoxisch wird und die Bodenmikroorganismen in den Gärungsstoffwechsel umsteuern. Als Folge wird der noch nicht veratmete Zucker fermentiert, wodurch organische Säuren entstehen. Diese organischen Säuren können als Energiespeicher für die Mikroorganismen dienen. Wenn die Zuckerstoffe abgebaut wurden, wird der Gärungsstoffwechsel zurückgefahren und der Sauerstoffgehalt nimmt wieder zu. Diese Prozesse führen insgesamt dazu, dass die Aktivität der Bakterien und Pilze im Boden stark zunimmt und Huminstoffe aufgebaut werden.
Zur Initiierung der Flächenrotte werden Zwischenfrüchte oder auch Untersaaten flach eingearbeitet.
1. Option: Doppelte Flächenrotte
Wenn nach einer frühräumenden Hauptfrucht eine Sommerung angebaut wird, kann auch eine doppelte Flächenrotte durchgeführt werden. Hierbei werden nacheinander eine schnellwachsende Sommer-Zwischenfrucht und eine Winterzwischenfrucht angebaut.
2. Idealer Zeitpunkt
Die Flächenrotte erfordert Bodentemperaturen von mindestens zehn Grad Celsius, da bei geringeren Temperaturen die abbauenden Bodenorganismen nicht im benötigten Ausmaß aktiv sind. Als Richtwert sollten die Pflanzen einen Entwicklungszustand erreicht haben, in dem sie auch für die Rinderfütterung geeignet wären.
3. Bearbeitung bei hohem Wachstum
Wenn die Zwischenfrucht höher als kniehoch gewachsen ist, sollte ein Mulcher, gegebenenfalls im Frontanbau, zusätzlich eingesetzt werden, um das Material vorab zu zerkleinern und den Mikroorganismen leichter zugänglich zu machen.
4. Techniken zur Einarbeitung
Zur generellen Einarbeitung der Pflanzen sind verschiedene Arbeitsgeräte geeignet. Vor allem, wenn grasbewachsene Flächen bearbeitet werden sollen, ist die Ackerfräse das Mittel der Wahl. Die Bearbeitung sollte in einer Tiefe von drei Zentimetern erfolgen. Es muss allerdings sichergestellt werden, dass ausreichend Erde zur Verfügung steht, um die vorhandene Biomasse sicher einzumischen. Meist sind zwei Überfahrten erforderlich. Zuerst wird mit einem flachen Schnitt die Pflanzenmasse zerkleinert und mit Feinboden vermischt, um die optimalen Rottebedingungen herzustellen. Im zweiten Schritt werden Bodenunebenheiten eingeebnet, damit im Nachhinein ein ebenes Saatbett entsteht.
Zum Einarbeiten von Zwischenfrüchten ohne Gräser oder dem zweiten Schälvorgang sind auch Federzinkengrubber und Flachgrubber geeignet. Es muss allerdings eine geringe Arbeitstiefe sichergestellt werden können.
Weiterhin kommen auch Rotortiller oder Spatenrolleggen in Frage. Diese ermöglichen eine hohe Fahrgeschwindigkeit und eine gute Durchmischung, können aber Gräser nicht sicher abtrennen.
Betriebe mit Kartoffel- oder Feldgemüseanbau können auch auf einen Schälpflug zurückgreifen. Aber auch auf Sandböden oder auf steinigen Flächen ist der Schälpflug geeignet. Er kann zudem auf Gräserbeständen eingesetzt werden.
Durch das Aufsprühen von Pflanzenfermenten kann die Rotte stabilisiert werden. Vor allem milchsaure Pflanzenfermente haben sich hier als geeignet erwiesen. Die Aufwandmenge sollte 100 bis 150 Liter pro Hektar betragen. Die Pflanzenfermente können direkt am Bodenbearbeitungsgerät in den sich bewegenden Erdstrom eingespritzt werden, aber auch eine Ausbringung am Frontanbau ist möglich.
Die Pflanzenfermente sollen die Umsetzungsprozesse während der Rotte steuern. Dies kann vor allem bei Nässe oder Böden mit wenig Bodenleben entscheidend sein. So soll sichergestellt werden, dass eine Rotte und keine Fäulnis stattfindet. Durch die Pflanzenfermente wird das Bodenleben gefördert, sodass Nährstoffe aus dem organischen Material schneller im Boden gespeichert werden können. Zudem wird die Bodenstruktur verbessert. Dies zeigt sich in Form von rundlichen Bodenkrümmeln. Die verbesserte Bodenstruktur erhöht wiederum die Wasseraufnahmefähigkeit und die Belüftung des Bodens.
Neben der Durchführung ist natürlich auch die Überprüfung der Maßnahmen entscheidend. Je nach Temperatur kann die Rotte einige Tage bis wenige Wochen andauern. Im Normalfall ist die Rotte jedoch nach ein bis zwei Wochen beendet, sodass die folgenden Arbeitsschritte durchgeführt werden können. Eine gelungene Rotte zeigt sich durch:
ein vermehrtes Auftreten der runden Bodenkrümel,
einen erdigen Geruch, der an Waldboden erinnert
eine gleichmäßige Färbung des Bodens.
Die verbleibenden Pflanzenreste sollten zerfasert, aber nicht schmierig sein. Wenn der Boden geruchlos und klumpig ist und übermäßig viel Unkraut auftritt, sind dies Anzeichen dafür, dass der Rotteprozess nicht oder unvollständig stattgefunden hat. In diesem Fall sollte vor der Aussaat eine Bodenbearbeitung auf etwa 15 Zentimetern Tiefe durchgeführt werden, wobei gegebenenfalls noch einmal Pflanzenfermente zugesetzt werden können.
Die Flächenrotte, kann ein hilfreicher Prozess sein, um das Bodenleben und den Humusaufbau zu fördern. Positive Folgeeffekte sind die verbesserte Nährstoffverfügbarkeit und Bodenstruktur. Der Einsatz von Pflanzenfermenten kann hierbei unterstützend wirken. Wenn die doppelte Flächenrotte durchgeführt wird, können die im Vergleich zu einer normal bestellten Winter-Zwischenfrucht hohen Nitratgehalte problematisch sein. Zudem konnten positive Ertragseffekte noch nicht offiziell in allen Kulturen nachgewiesen werden, Versuche in Silomais bestätigen diese allerdings.
Trotzdem setzen bereits viele Landwirte auf diese Methode und berichten von positiven Effekten. Die erfolgreiche Umsetzung der Methode kann etwas Geduld erfordern, aber der Erfolg kann leicht überprüft werden. Langfristig kann die Flächenrotte also ein weiterer wichtiger Baustein sein, um die Bodengesundheit zu fördern und zu erhalten.