Raps: Einzelkornsaat oder Drillsaat?

Erstaunlich, aber wahr: Die Wahl der richtigen Aussaattechnik kann den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Rapsfeld ausmachen. Erfahre in diesem Artikel, warum die Einzelkornsaat trotz höherer Anforderungen den Rapsanbau revolutionieren könnte und wie präzise kontrollierte Saatabstände sowie reduzierte Bodenbearbeitung nicht nur höhere Erträge sichern, sondern auch die Umwelt schonen.

Kernaussagen: 

 

Einzelheiten zur Rapsaussaat

 

Tabelle: Details zur Rapsaussaat Details zur Rapsaussaat

 

Einzelkorn vs. Drillsaat: 

 

1. Einzelkornsaat

Bei der Einzelkornsaat werden die Samen einzeln oder in sehr engen Abständen gesät. Dies ermöglicht eine präzisere Kontrolle über den Saatabstand und die gleichmäßigere Positionierung jedes Samens. Einzelkornsämaschinen sind entweder mechanisch oder pneumatisch betrieben und verfügen über einzelne Bauelemente, die jeweils für die Ablage des einzelnen Saatkorns zuständig sind. Die Ablagetiefe kann in der Einzelkornsaat besonders präzise kontrolliert werden, da die Tiefeneinstellung über die Sämaschine erfolgt und auf die Bodenbeschaffenheit und Art des Saatguts angepasst werden kann. Nach der Ablage des Saatguts erfolgt im selben Arbeitsschritt die Rückverdichtung mittels Räder und Rollen, dies verbessert den Bodenkontakt und erhöht die Feuchtigkeit am Saatkorn.

Einzelkornsaat: Maschine auf dem Feld


2. Drillsaat

Bei der Drillsaat werden die Samen in Reihen oder Schlitzen im Boden platziert, wobei der Abstand zwischen den Reihen je nach Kulturpflanze variieren kann. In der Drillsaat öffnen die Säschare und Scheiben den Boden und das Saatgut wird über die Verteiler kontinuierlich ausgeschüttet. Die Ablagetiefe kann hierbei nicht über das gesamte Feld weg präzise gesteuert werden, da allein die Tiefe der Säschare und Scheiben die Einstellung  beeinflusst. Ebenfalls sollte die Saatfurche durch eine Walze oder andere Rückverdichtungsmaßnahmen geschlossen werden, um zuvor genannte Vorteile realisieren zu können.                                         Drillsaat: Maschine bei der Arbeit

 

Einzelkornsaat: Raps präzise anbauen 

 

Welche Vorteile bietet die Einzelkornsaat? 

1. Einsparung von Arbeitsschritten 

Durch die eigenständige Rückverdichtung muss kein breitflächiges Walzen wie bei der Drillsaat stattfinden. Dies spart nicht nur Zeit für einen Arbeitsschritt, sondern auch Diesel ein. Durch den gleichmäßigen Feldaufgang können außerdem weitere Arbeitsschritte wie das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln gezielter durchgeführt werden.

 

2. Gleichmäßige Erträge 

Untersuchungen der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forst und Gartenbau Sachsen-Anhalts haben ergeben, dass Winterraps ohne Ertragsverluste in 45 cm Reihenabstand (wie bei Rüben) angebaut werden können. Während die Saattechniken bei Saatstärken von 40 Körnern pro m2 in der Untersuchung keine signifikanten Unterschiede ergaben, so wurde bei einer Dünnsaat mit 20 Körnern pro m2 eine hohe Rapsernte bei der Einzelkornsaat dokumentiert. 

Durch die vergrößerten Abstände wird verhindert, dass sich die Pflanzen gegenseitig beim Wachstum behindern. Ein Konkurrenzkampf um Wasser, Licht und Nährstoffe kann somit umgangen werden. Dies kommt der Kultur insbesondere in trockenen Gebieten zu Gute, in denen Wasserknappheit den Bestand gefährdet. 

Der schnelle Feldaufgang und der Schutz des Vegetationskegels in der tieferen Saatreihe ermöglichen ein gesundes Jugend- und Wurzelwachstum und verringern das Auswinterungsrisiko erheblich. Die Pflanzen sind deutlich stabiler, wodurch die Lagergefahr verringert wird. Ein wichtiger Aspekt ist ebenfalls, dass die Bestände schneller abtrocknen. Dadurch ist der Pilzdruck deutlich geringer als beim Drillsaat-Verfahren. 

Gerade im Bezug auf den Klimawandel kann die Einzelkornsaat Erträge sichern. Besonders in trockenen Jahren erzielt die Einzelkornsaat stabilere, in Einzelfällen sogar höhere Erträge als die Drillsaat. Dieser Effekt tritt vor allem auf, wenn die Kornzahl reduziert wird. So stehen den einzelnen Pflanzen mehr Wachstumsfaktoren zur Verfügung. Auch das zügogere Tiefenwachstum der Wurzel trägt dazu bei, dass in Trockenheit ein höheres Ertragspotenzial gesichert werden kann. 

 

3. Verbessertes Bodengefüge

Im Vergleich zu herkömmlichen Saatmethoden, die oft mit intensiver Bodenbearbeitung verbunden sind, erfordert die Einzelkornsaat weniger Bodenstörung. Weniger Pflug- oder Grubbernutzung trägt dazu bei, die Bodenstruktur zu erhalten und Erosion zu minimieren.
Eine minimierte Bodenbearbeitung führt außerdem zum Erhalt der Ökosystemstrukturen wie beispielsweise Pilznetzwerken sowie der Bodenstruktur durch Aggregate. 

 

4. Mehr Handlungsoptionen 

Kommt es im Bestand beim Aufgang zu Komplikationen, zum Beispiel zu einer Verschlämmung der Oberfläche oder hohem Wildpflanzenbewuchs, bietet der Einzelkornbestand deutlich mehr Handlungsmöglichkeiten. Die Saat in Reihen ermöglicht beispielsweise den Einsatz von Damm- oder Hackgeräten. Das Heranschieben der Erde an die Rapspflanzen mobilisiert außerdem Nährstoffe und kann bei der Unkrautregulierung helfen. 

 

5. Verringerte Saatgutmenge 

Durch den höheren Feldaufgang muss im Vergleich zur Drillsaat weniger Saatgut aufgebracht werden. Somit können Kosten eingespart werden. Es ist jedoch zu beachten, dass die Einzelkornsaat mit qualitativ hochwertigem Saatgut durchgeführt werden sollte, um die besten Ergebnisse zu garantieren. 

Welche Herausforderungen können sich ergeben? 

  1. Ein Bestandsschluss erfolgt deutlich später als bei der Drillsaat → bei ungünstigen Umweltbedingungen kann sich dies auf die Wirksamkeit von Pflanzenschutzmitteln auswirken und bei hoher Temperatur, ohne Bodenbedeckung, zu hohen Verdunstungsraten führen

  2. Je nach Umweltbedingungen höherer Unkrautdruck im Jugendstadium des Raps

  3. Technische Anforderungen und gegebenenfalls entstehende Anschaffungskosten 

  4. Sorgfältige Kalibrierung des Systems notwendig, um beste Ergebnisse erzielen zu können

  5. Der gesamte Anbauprozess muss auf die Einzelkornsaat abgestimmt werden →  eventuell Erweiterung der Fruchtfolge, um Schaderreger zu unterbinden

  6. Ebenfalls Anpassungen, wenn die Einzelkornsaat auf andere Kulturen ausgeweitet werden soll → kleinere Saatguttanks für die Getreidesaat erfordern weitere Arbeitsschritte

 

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Warum ist die Drillsaat so weit verbreitet? 

Die meisten Landwirte haben Drillmaschinen für den Getreideanbau in ihrem Betrieb, die ökonomisch bedingt ausgelastet werden müssen. Diese Saattechnik auch für den Raps anzuwenden, erfordert also häufig den geringsten Aufwand und Investitionskosten. Ebenfalls erscheinen die  Wartungskosten einer Drillmaschine geringer. 

Die Drillsaat zeigt sich effizient und zügig auf großen Schlägen, es werden Arbeitszeit und -kosten gespart. Ziel der Drillsaat ist eine gleichnäßige Verteilung des Saatguts aufgrund geringerer Abstände zwischen den Pflanzen und Reihen. Außerdem sind bei der Einzelkornsaat meist mehr Arbeitsschritte nötig als bei der Drillsaat. In der Praxis erfolgt das Eggen meist direkt in Kombination mit der Drillsaat. Der geringere Arbeitsbedarf bedingt eine höhere Flächenleistung. 

Auch können Fruchtfolgen flexibler geplant und verändert werden, da die Drillsaat fest in die bestehenden Systeme integriert ist. 

 

Reduzierte Kornzahl 

Unabhängig von der Saattechnik haben Versuche ergeben, dass ein vergrößerter Reihenabstand und eine geringe Kornzahl pro Quadratmeter tendenziell ein ertragreiches Wachstum hervorrufen. Vor allem in trockenen Jahren, die in Deutschland deutlich zunehmen, kann eine reduzierte Kornzahl sehr sinnvoll sein. Dadurch entsteht weniger Konkurrenz zwischen den einzelnen Pflanzen und eine bessere Entwicklung wird gewährleistet. Allerdings muss beachtet werden, dass die Blüte durch die stärkere Entwicklung der Einzelpflanzen deutlich länger andauern kann. Somit verschiebt sich der Erntetermin nach hinten. 

Dieses Vorgehen ist auch als Einzelkornsaat in Weiter Reihe bekannt. Dieses wurde im Zuge der europäischen Innovationspartnerschaft “Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit” (EIP-AGRI) im Rapsanbau mit Begleitpflanzen untersucht. Untersucht wurden verschiedene Anbaubedingungen und sowohl Leguminosen als auch Nicht- Leguminosen als Begleitkultur ausgesät. Die Studie konnte zwar keine positiven als auch negativen Auswirkungen auf den Ertrag und den Aufgang der Rapspflanzen nachweisen, zeigte jedoch etliche ökologische Anbau Vorteile auf. Insbesondere großkörnige Leguminosen wie Ackerbohnen und Erbsen zeigten auch unter Trockenheit einen guten Aufwuchs. So wurden Unkräuter unterdrückt und der Boden vor Erosion und Austrocknung geschützt. Das diverse Pflanzenangebot fördert außerdem die Biodiversität in Form von Bestäubern und weiteren Nützlingen.

 

Strip-Till - Funktioniert es auch im Rapsanbau?

Infobox: Streifenbearbeitung in den USA

Bei dieser Bearbeitungsform wird der Boden nur in der Saatreihe partiell gelockert, der restliche Teil bleibt mit Pflanzenmaterial, in Form von Ernterückständen, bedeckt. Die Bodenbedeckung dient effektiv zum Erosions- und Verdunstungsschutz. So werden Vorteile der Direktsaat mit einer krummentiefen Lockerung verbunden. Außerdem kann bei dem Strip Till Verfahren die Unterfußdüngung mit Stickstoff, in Form von Wirtschaftsdüngern, erfolgen. So können Nährstoffverluste vermieden und die Düngemittel hochkonzentriert und gezielt abgelegt werden. Allerdings sind hierfür RTK-Lenksysteme unerlässlich. 

Um die Vorteile der Strip-Till Methode nutzen zu können, sind Reihenabstände von 37,5 cm oder 45 cm nötig. Die Strip-Till Methode bietet mehrere Vorteile, wie verbesserte Wasserinfiltration, Erhaltung der Bodenstruktur, Reduzierung der Erosion und eine effizientere Nutzung von Düngemitteln durch gezielte Platzierung. Im Rapsanbau kann Strip-Till zu einer verbesserten Wurzelentwicklung und einer erhöhten Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenstress beitragen. Die Technik könnte in Zukunft weiter angepasst werden, um die Effizienz zu steigern, beispielsweise durch eine noch präzisere Tiefenkontrolle und eine verbesserte Integration von Pflanzenschutzmaßnahmen.

 

Fazit 

Abschließend lässt sich sagen, dass die Wahl zwischen Einzelkorn- und Drillsaat im Rapsanbau von einer Reihe von Faktoren abhängt, einschließlich ökologischer und ökonomischer Überlegungen. Während die Einzelkornsaat präzise Kontrolle und potenzielle Vorteile in Bezug auf Pflanzenwachstum und Ertragsstabilität, besonders unter stressigen Bedingungen wie Trockenheit, bietet, zeichnet sich die Drillsaat durch ihre Einfachheit und höhere Effizienz bei der Aussaat aus.

Die Integration von Erkenntnissen aus laufenden Forschungen und Praxis Versuchen kann helfen, informierte Entscheidungen zu treffen, die nicht nur ihre Erträge maximieren, sondern auch zur langfristigen Resilienz ihrer landwirtschaftlichen Praktiken beitragen. Aufgrund dieser Grundlage kann die Einzelkornsaat als Option im Rapsanbau als positiv bewertet werden. 

 

FAQs

Was sind die Hauptvorteile der Einzelkornsaat im Rapsanbau?

Die Einzelkornsaat ermöglicht eine präzise Kontrolle der Saatabstände und Ablagetiefe, was zu gleichmäßigeren Erträgen und besserer Pflanzengesundheit führt. Sie reduziert die Bodenbearbeitung und trägt somit zur Erhaltung der Bodenstruktur und Minimierung von Erosion bei. Besonders in trockenen Jahren zeigt sie stabilere Erträge und reduziert die Konkurrenz um Wasser, Licht und Nährstoffe.

 

Welche Herausforderungen können bei der Umstellung auf Einzelkornsaat auftreten?

Die Umstellung auf Einzelkornsaat erfordert eine sorgfältige Kalibrierung der Sämaschinen und möglicherweise höhere Anschaffungskosten. Der Bestandsschluss erfolgt später, was bei ungünstigen Bedingungen zu Problemen führen kann. Zudem muss der gesamte Anbauprozess auf die Einzelkornsaat abgestimmt werden, was Anpassungen in der Fruchtfolge und zusätzlichen Arbeitsaufwand erfordern kann.

 

Warum ist die Drillsaat trotz der Vorteile der Einzelkornsaat weit verbreitet?

Die Drillsaat ist ökonomisch oft vorteilhafter, da viele Landwirte bereits über die notwendige Ausrüstung verfügen und diese auch für den Getreideanbau nutzen. Sie ist effizient und schnell auf großen Flächen, was Arbeitszeit und -kosten spart. Zudem sind die Wartungskosten für Drillmaschinen in der Regel geringer als für Einzelkornsämaschinen.