Raps: Einzelkornsaat oder Drillsaat?

Lesedauer: 3,5 min

 

Kurzgefasst

Die Aussaat von Winterraps wird in der Regel mit der Einzelkorn- oder Drillsaatechnik durchgeführt. Aktuell werden viele Praxisversuche mit der Fragestellung durchgeführt, ob sich die Einzelkornsaat im Verhältnis zur Drillsaat lohnt. Einige Ergebnisse dieser Versuche sind bisher noch zu erwarten. Fest steht aber, dass die Einzelkornsaat, gerade bei der Anwendung regenerativer Methoden, einige Vorteile mit sich bringt.

 

Einzelheiten zur Rapsaussaat

Die gängigen Aussaattechniken beim Winterraps sind die Drillsaat und die Einzelkornsaat. Aufgrund des kleinen Saatkorns ist ein gut abgesetztes und feines Saatbett  für den Raps besonders wichtig. Bei der Aussaat von Raps ist eine gleichmäßige und flache Ablage in 1-3 cm Tiefe elementar. Auf trockenen Standorten kann die Aussaattiefe auch bis zu 4 cm sinnvoll sein, um genügend Feuchtigkeit zu erreichen. Bei der Drillsaat ist ein Reihenabstand von 11-20 cm, bei der Einzelkornsaat ein Abstand von 37,5-45 cm gängig. Um Raps in Einzelkornablage einzusäen, müssen lediglich die Säaggregate einer Rüben- oder Mais-Sämaschine auf den gewünschten Abstand umgestellt und die Säscheiben ausgetauscht werden. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine variable Reihenbreite. Dies ist noch relativ selten. 

 

Einzelkornsaat 

Einzelkornsägeräte garantieren eine sehr genaue Ablage des Saatguts in einer Tiefe von 1-3 cm, das Saatgut wird dadurch bestmöglich platziert. Außerdem wird die Saatreihe rückverdichtet, die umliegende Fläche bleibt aufgelockert. Durch die eigenständige Rückverdichtung muss kein breitflächiges Walzen wie bei der Drillsaat stattfinden. Dies begünstigt den Feldaufgang, gleichzeitig wird die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens aufrechterhalten. Bei günstigen Wuchsbedingungen werden, aufgrund der hohen Verzweigungs-Neigung der Rapspflanze, die Zwischenräume schnell bedeckt. Ein Bestandsschluss erfolgt dennoch deutlich später als bei der Drillsaat.

Gerade für Landwirte, die regenerative Methoden anwenden, bringt die Einzelkornsaat viele Vorteile mit sich. 

Wird unter pfluglosen Saatbedingungen gearbeitet, bringt die Einzelkornsaat gleichmäßigere Erträge, einen höheren Feldaufgang und einen homogenen Bestand. Dies ist unter anderem dadurch bedingt, dass eine sichere Tiefenführung und eine exakte Saatgutablage auch in ungepflügten Böden möglich sind. Durch den höheren Feldaufgang muss im Vergleich zur Drillsaat  weniger Saatgut aufgebracht werden. Somit können Kosten eingespart werden. Durch den gleichmäßigen Feldaufgang können weitere Arbeitsschritte wie das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln gezielter durchgeführt werden. Der schnelle Feldaufgang und der Schutz des Vegetationskegels in der tieferen Saatreihe ermöglichen ein gesundes Jugend- und Wurzelwachstum und verringern das Auswinterungsrisiko erheblich.  Die Pflanzen sind deutlich stabiler, wodurch die Lagergefahr verringert wird. Ein wichtiger Aspekt ist auch, dass die Bestände schneller abtrocknen Dadurch ist der Pilzdruck deutlich geringer als beim Drillsaat-Verfahren. Ein besonders gleichmäßiger Wuchs wurde bei Hybridsorten wie DK Expression festgestellt. 

Kommt es im Bestand beim Aufgang zu Komplikationen, zum Beispiel zu einer Verschlämmung der Oberfläche oder hohem Wildpflanzenbewuchs, bietet der Einzelkornbestand deutlich mehr Handlungsmöglichkeiten. Die Saat in Reihen ermöglicht beispielsweise den Einsatz von Damm- oder Hack- Geräten. Das Heranschieben der Erde an die Rapspflanzen mobilisiert außerdem Nährstoffe und kann bei der Unkrautregulierung helfen. 

Gerade im Bezug auf den Klimawandel kann die Einzelkornsaat Erträge sichern. Besonders in trockenen Jahren erzielt die Einzelkornsaat stabilere, in Einzelfällen sogar höhere Erträge als die Drillsaat. Dieser Effekt tritt vor allem auf, wenn die Kornanzahl reduziert wird. So stehen den einzelnen Pflanzen mehr Wachstumsfaktoren zur Verfügung. 

 

Warum ist die Drillsaat dann noch so weit verbreitet? 

Die meisten Landwirte haben Drillmaschinen für den Getreideanbau auf dem Betrieb, die ausgelastet werden müssen. Diese Saattechnik auch für den Raps anzuwenden, erfordert also oft den geringsten Aufwand. Beim Säen von Getreide ist eine wesentlich höhere Aussaatstärke als beim Mais oder Raps nötig. Einzelkornsämaschinen haben oft nur sehr kleine Tanks. Bei der Getreidesaat müsste also ständig nachgefüllt werden. Die Anschaffung einer Einzelkorn-Sämaschine oder die Durchführung der Saat durch einen Lohnunternehmer ist wirtschaftlich meist nicht umsetzbar. Außerdem sind bei der Einzelkornsaat meist mehr Arbeitsschritte nötig als bei der Drillsaat. In der Praxis erfolgt das Eggen meist direkt in Kombination mit der Drillsaat. Der geringere Arbeitsbedarf bedingt eine höhere Flächenleistung. 

Hinzu kommt, dass bei einer konventionellen Bewirtschaftung der Einfluss von Einzelkornsaat  auf den Ertrag nahezu unbedeutend ist, wenn das Saatgut in einem Reihenabstand von 45 cm mit einer Kornanzahl von 40 Körnern/qm gelegt wird. Dementsprechend ist wenig Anreiz zur Umstellung gegeben. 

Der späte Bestandsschluss bei der Einzelkornsaat kann sich außerdem bei ungünstigen Bedingungen schnell auf die Wirksamkeit der Herbizide auswirken. Zusätzlich kann es bei Trockenheit, wenn große Zwischenräume lange bestehen bleiben, zu hohen Verdunstungsraten kommen. 

Signifikant wird der Mehrertrag allerdings bei einer Kornanzahl von unter 40 Körnern/qm, einer so genannten Dünnsaat. Bei einem Versuch der Landesanstalt für Landwirtschaft Sachsen-Anhalt wurde festgestellt, dass der Ertrag einer Einzelkorn- Dünnsaat mit 60 dt/ha Ertrag deutlich über dem der 10 cm Drillsaat mit 55 dt/ha lag. Aufgrund der guten Anpassungsfähigkeit im Ertragsaufbau stellen Dünnsaaten im Raps kein hohes Risiko dar.

 

Reduzierte Kornanzahl 

Unabhängig von der Saattechnik haben Versuche ergeben, dass ein vergrößerter Reihenabstand und eine geringe Kornanzahl pro Quadratmeter tendenziell ein ertragreicheres Wachstum hervorrufen. Vor allem in trockenen Jahren, die in Deutschland deutlich zunehmen, kann eine reduzierte Kornanzahl sehr sinnvoll sein. Dadurch gibt es weniger Konkurrenz zwischen den einzelnen Pflanzen und somit eine bessere Entwicklung. Allerdings muss beachtet werden, dass die Blüte durch die stärkere Entwicklung der Einzelpflanzen deutlich länger dauern kann. Somit verschiebt sich der Erntetermin nach hinten. 

 

Strip Till - Funktioniert es auch im Rapsanbau?

Bei dieser Bearbeitungsform wird der Boden nur in der Saatreihe partiell gelockert, der restliche Teil bleibt mit Pflanzenmaterial bedeckt. Die Bodenbedeckung dient effektiv zum Erosions- und Verdunstungsschutz. So werden Vorteile der Direktsaat mit einer krumentiefen Lockerung verbunden. Außerdem kann bei dem Strip Till Verfahren die Unterfußdüngung mit Stickstoff erfolgen. So können Nährstoffverluste vermieden und die Düngemittel hochkonzentriert abgelegt werden. 

Um die Vorteile der Strip Till Methode nutzen zu können, sind Reihenabstände von 37,5 cm oder 45 cm nötig. Mithilfe der Einzelkornsämaschinen wird die Saatreihe rückverdichtet, sodass das Saatgut optimal angedrückt wird. Dies funktioniert also am besten in Kombination mit der Einzelkornsaat. Allerdings sind hierfür RTK-Lenksysteme unerlässlich.

 

Anlage Dauergrünland,Rotkleenachsaat,Gezielt begrünte Brache,Zwischenfrüchte,Mehrjähriges Feldfutter