Ausgetrocknet - Landwirtschaft in Dürren

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Trockenheiten sind eine der verlustreichsten Desaster weltweit und bereiten auch Landwirten durch ihre Abhängigkeit von günstigen Wetterbedingungen Jahr für Jahr Sorgen. Die Dürre, die 2018 bis 2019 Europa betraf, hatte viele ökonomische und soziologische Verluste zur Folge. Aber nicht nur in Deutschland ist das Ausbleiben von Regen und Feuchtigkeit ein Kernpunkt in der Landwirtschaft. Auch andere Länder und Kontinente sind von den Ernteverlusten betroffen und müssen sich Sorgen bezüglich ihrer Ernährungssicherheit machen. In diesem Artikel werden Ansätze zur Minderung der Ernteverluste durch Trockenperioden gelistet sowie Pflanzen mit verbesserter Trockenresistenz genannt. 

Vielseitige Auswirkungen 

Eine schockierende Nachricht zu Beginn: Mit 2,5 Gigatonnen Wasserverlust im Jahr zählt Deutschland zu den Regionen mit dem höchsten Wasserrückgang weltweit. Dies und die zunehmenden Zeiten ohne ausreichend Regenfall wirken sich drastisch auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft aus. 

Dürre ist ein Risikofaktor, der in der Landwirtschaft in Deutschland zwischen 1990 und 2006 für fast 60% der Ernteschäden verantwortlich war. Die Dürre im Jahr 2018 alleine hat Verluste im Wert von 1,1 Milliarden Euro verursacht, die den Landwirten nur zum Teil, oder gar nicht erstattet wurden. In ganz Europa liegen die geschätzten finanziellen Verluste bei über neun Milliarden Euro in jedem Jahr und werden mit der Erwärmung des Klimas von 1,5 Grad auf 12 Milliarden Euro jährlich ansteigen.

Aber nicht nur finanziell gesehen bedeuten lang anhaltende Trockenperioden ein Aufkommen von Problematiken. Auch im Bezug auf Bodengesundheit sind die negativen Auswirkungen zu beachten. 

Es wird geschätzt, dass circa 28% der von Bodendegradation betroffenen Böden Winderosion ausgesetzt sind. Besonders betroffen sind trockene Böden, da die Aggregate geschwächt und die Partikel generell leichter sind. Zudem wird in trocken Böden generell weniger mikrobielle Aktivität nachgewiesen. Diese ist eines der Anzeichen für ein gesundes Bodenleben und eine Notwendigkeit für den Humusaufbau. 

Für die Landwirte bedeutet die Ernte am Ende der Saison das finanzielle Fortbestehen. Ist dies durch Perioden ohne Regenfall in Gefahr, bedeutet dies viel Stress. 

 

Mögliche Ansätze zum Anbau in Dürreperioden 

Eine Möglichkeit ist der Anbau spezieller Pflanzenarten und -sorten, die mit weniger Wasser auskommen. Limabohnen der Zucht Alabama Black-Eyed Butter, Christmas, Fordhook 242 Bush oder Pima Orange werden von den Saatgutverkäufern als sehr resistent beschrieben. Auch Brokkoli der Sorte Waltham 29 kann Trockenheit aushalten, wenn er spät in der Saison gepflanzt wird. Auch die meisten gängigen Gewürze wie beispielsweise Rosmarin, Thymian, Basilikum (Mr. Burn’s Lemon) und Hyssop werden von der University of California in der Liste trockenresistenter Varianten genannt. 

Da viele dieser Sorten in Deutschland jedoch noch keinen großen Absatzmarkt haben, sind Techniken zur Reduzierung des Wasserverlustes empfehlenswert. Ist der unbedeckte Boden der Sonne ausgesetzt, so transpiriert die darin enthaltene Feuchtigkeit schnell. Um dem vorzubeugen, kann das Mulchen die Menge an verdunstetem Wasser deutlich reduzieren. Auch Vorteile bezüglich des Erhalts von Mikroorganismen, organischem Material und Reduzierung der Bodentemperatur sind messbar.  

Darüber hinaus sind Methoden der regenerativen Landwirtschaft als Vorbereitung auf Dürreperioden äußerst effektiv. Der Humusaufbau beispielsweise trägt deutlich zur Verfügbarkeit von Wasser bei, da er ein Vielfaches seines Gewichtes an Wasser speichern kann. 

Doch nicht nur der Boden, sondern auch die Pflanzen selbst transpirieren Wasser. Antitranspirante (AT) können auf die Oberfläche der Pflanze aufgetragen werden und reduzieren so das Verdunsten. Dies vermindert Wasserverluste und hilft dabei dieses im Boden zu behalten, wo es den Wurzeln weiterhin zur Verfügung steht. 

Des Weiteren sind Techniken, welche die Wasserspeicherkapazität im Boden verbessern, empfehlenswert. Laut eines Berichts der University of Florida ist der Schlüssel zu einer effektiven Wasserspeicherung die Erhöhung von organischem Material im Boden.  Dies erfolgt durch Managementpraktiken wie dem no-till Verfahren, einer diversen Fruchtfolge oder Zwischenfrüchten. 

Auch die Politik kann bei der Minderung der Verluste behilflich sein. Die Entwicklung von Frühwarnsystemen, ähnlich wie das für Fluten, kann Landwirten dabei behilflich sein, die Planung ihrer Kultivierung an die kommenden Wetterbedingungen anzupassen und auf Trockenperioden vorbereitet zu sein. Da Landwirte zu einer der Gruppen gehören, die von Dürren am meisten beeinträchtigt werden, müssen ihre Stimmen und Vorschläge bezüglich Subventionen und Versicherungen angehört werden. Mögliche Optionen für ein gemildertes Risiko der ausbleibenden Ernten - und damit auch ausbleibenden Erträgen - sind spezielle, günstigere Versicherungen oder zusätzliche Gelder für betroffenen Regionen.

Nur negative Nachrichten?

 

Die Aussichten für die Zukunft sehen zwar sehr negativ aus, jedoch können auch positive Schlüsse gezogen werden. Durch die Erkenntnis, dass der Klimawandel Folgen haben wird, sind Wissenschaftler, Politiker und Landwirte dazu in der Lage, sich auf kommende Szenarien einzustellen. Diese Gesinnung wird dazu beitragen, dass Prozesse in der Landwirtschaft sowie auch in anderen Bereichen nachhaltiger und effektiver angesichts der Ressourcenverfügbarkeit gestalten werden. Auch die Bewegung der regenerativen Landwirtschaft kann durch ihre bodenverbessernden Methoden Anklang gewinnen und so dazu beitragen, dass die Landwirtschaft ihren Titel als Klimasünder verliert.