Dammanbau - eine Möglichkeit für alle Kulturpflanzen?

Kurzgefasst 

In einer Welt, die zunehmend nachhaltige Lösungen fordert, wird der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit zu einer zentralen Herausforderung für die Landwirtschaft.  Der Dammanbau rückt dank seiner für den Ackerbau positiven Auswirkungen in ein neues Licht. Verblüffenderweise kann der Anbau auf Dämmen nicht nur die Bodenstruktur verbessern, sondern auch eine Vielzahl von Kulturpflanzen beherbergen, darunter sogar Getreide. Erfahre in diesem Artikel, wie Landwirte wie Julian Turiel neue Wege beschreiten, um nahezu jede Pflanzenart in Dämmen anzubauen. Erfahrene Landwirte wie Jochen Hartmann, Reinke Tyedmers und Arne Rible können bereits erste Vorteile des Dammanbaus genießen. Von der verbesserten Bodenbelüftung bis zur effizienten Unkrautregulierung - der Dammanbau verspricht einen nachhaltigen Weg zu höheren Erträgen und gesünderen Böden.

 

Konservierende Bodenbearbeitung mit Dammkulturen - ist das möglich? 

Eine der größten Herausforderungen der Landwirtschaft ist es, die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu erhalten und somit gesundes Pflanzenwachstum und zukünftige Erträge zu sichern. Gemäß der Regenerativen Landwirtschaft bedeutet das, die Bodenqualität und Bodenstabilität aktiv zu fördern.

Besonders bei der konventionellen Bodenbearbeitung, wie beim Pflügen oder Befahren des Bodens mit schweren Maschinen im Flachanbau, kommt es zur übermäßigen Belastung der Bodenstruktur. Sichtbar werden die Folgen dann erst durch die Verdichtung oder Verschlämmung des Bodens.  

Eine mögliche Lösung als Form der konservierenden Bodenbearbeitung ist der Anbau in Dammkulturen. Dabei wird nur die obere Bodenschicht mit der größten biologischen Aktivität zu Dämmen mit gegebenem Reihenabstand angehäuft. Bisher werden nur vereinzelt Kulturpflanzen, darunter Kartoffeln, Spargel und Zuckerrüben, auf Dämmen angebaut. Immer mehr Versuche zeigen aber, dass sich die Auswahl erweitern lässt. 

 

Dammkultur nach Turiel

Als einer der Vorreiter der Dammkulturen im mitteleuropäischen Raum hat Julian Turiel das Unternehmen “Turiel-Dammkultur” gegründet, das sich mit dem Realisieren des Dammanbaus nahezu aller Pflanzenkulturen auseinandersetzt. Bisher wurden viele Kulturpflanzen bereits erprobt

Zur Umsetzung des Dammverfahrens stellt das Unternehmen eigene Maschinen her. Diese häufen Dämme von 60 cm, 75 cm oder 90 cm auf und haben eine maximale Arbeitsbreite von circa 3 m. Durch die Maschinen des Unternehmens können, bis auf den Saatkasten, andere Maschinen für den herkömmlichen Anbau eingespart werden. Sowohl die Umstellung auf den Dammanbau als auch die nachträgliche Pflege und Aussaat sind in Kombination beziehungsweise allein mit den Dammgeräten möglich. Die Vorgehensweise zum Anbau in Dammkulturen kann dabei in vier grobe Arbeitsschritte eingeteilt werden: 

 

Praxisbeispiele des Dammanbaus

Jochen Hartmann kultiviert auf seinem Betrieb in Niedersachsen Mais als Dammkultur und nutzt dabei eines der Dammgeräte der Firma Turiel. Auch er geht nach vier wesentlichen Arbeitsschritten vor.

  1. Bei der Umstellung vom Flachanbau auf den Dammanbau müssen als erstes die Dämme geschaffen werden. Mit dem Dammgerät erfolgt bereits die erste Stoppelbearbeitung. 

  2. Mit der zweiten Bearbeitung wird der Damm nachgehäuft und eine Winterzwischenfrucht auf die Dämme gedrillt. Hierbei wird die obere Bodenschicht angehoben, gelockert und zu den Dämmen geformt. Die Erdklumpen, die dabei an die Oberfläche befördert werden, werden langfristig durch die Witterung und biologische Aktivität aufgeschlossen. Zukünftige Arbeitsgänge erfordern damit immer weniger Energieaufwand. 

  3. Der Umbruch der Zwischenfrucht erfolgt vor der Aussaat, ebenfalls mit dem Dammgerät im dritten Schritt. Dabei wird die Zwischenfrucht in den oberen Bereich des Bodens eingearbeitet, bevor die Aussaat der Hauptkultur mit entsprechenden Pflanzmaschinen erfolgt. Das Dammgerät kann auch bei der Pflege des Feldes eingesetzt werden, ähnlich wie bei der Pflanzmaschine, werden hierbei Werkzeuge zur mechanischen Unkrautbekämpfung eingespannt. 

  4. Zuletzt: Die Ernte von Mais erfolgt nach den konventionellen Verfahren. Die Dämme können aufgrund ihrer lockeren Lagerung auch schräg befahren werden, da die Dämme zur neuen Aussaat ohnehin erneut geformt werden. Als Nachfrüchte eignen sich besonders Körnerleguminosen, wie die Ackerbohne, Erbse oder Soja. 

 

Anbau von Mais auf Dämmen

Nicht nur in Niedersachsen, auch weiter im Norden Deutschlands, wurde von den Landwirten Reinke Tyedmers und Arne Rible der Maisanbau auf Dammkulturen getestet. Die ersten Ergebnisse aus den Jahren 2017 und 2018 scheinen sehr positiv, wodurch die Landwirte sich im nächsten Schritt an Raps herantrauen wollen. 

 

Vorteile des Dammanbaus

Der Dammanbau bringt einige wesentliche Vorteile gegenüber dem Flachanbau für den Boden und das Pflanzenwachstum mit sich. 

  1. Durch die Kultivierung auf Dämmen vergrößert sich die Oberfläche des Bodens zur Luft, wodurch eine bessere Belüftung des Bodens entsteht.

  2. Vom guten Luftaustausch und lockerem Boden profitieren Bodenlebewesen, Pilze und Mikroorganismen und somit die gesamte biologische Aktivität des Bodens. 

Regenwurm in der Erde

  1. Die Dammform trägt zudem zur “Tal- und Berg”-Luftbewegung und dem Beschatten beziehungsweise  Bestrahlen unterschiedlicher Teile der Erdoberfläche bei, wodurch ein Mikroklima entsteht. 

  2. Hierdurch wird der Gasaustausch intensiver und Kohlenstoffdioxid sammelt sich in den Tälern, wodurch die Kulturen gedüngt werden. 

  3. Durch die erhöhte Kontaktfläche zur Luft erwärmen sich im Frühjahr die Dämme schneller. 

  4. Bei der Aussaat kann das Getreide sogar doppelt so tief gesät werden, denn der Kamineffekt der Dämme leitet das Wasser in die Mitte der Dämme und stets zum Saatkorn. 

Auch für die Bearbeitung des Bodens birgt die Kultivierung auf Dämmen einige Vorteile. 

  1. Der Zugkraftbedarf der Häufelpflüge ist geringer, das Feld ist besser befahrbar und es wird keine Rückverfestigung mehr benötigt. Die Verdichtungsgefahr wird zudem verringert, wodurch der Dammanbau auch für nasse und sehr lange kalte Böden gut geeignet ist.

Herausforderungen beim Anbau auf Dämmen

Oftmals stellt sich der Umstieg einer im Betrieb erprobten Methode auf eine regenerative Methode als größte Herausforderung dar. Daher raten die Landwirte Hartmann, Tyedmers und Rible erst mit kleinen Feldabschnitten und gegebenenfalls  sogar mit den eigenen Maschinen anzufangen, Ergebnisse zu beobachten und zu vergleichen. Nach und nach kann dann das Feld erweitert und die Investition in entsprechende Dammgeräte angegangen werden. 

Im Schritt zur Regenerativen Landwirtschaft und beispielsweise zu übergreifenden Dammkulturen gilt es, stets den für den Betrieb geeigneten Weg zu finden. Dabei spielen die Bodenbeschaffenheit, das Klima und die Wahl der Pflanzenfolgen eine wichtige Rolle. Natürlich aber auch der Mut, neue Wege zu gehen und selbst zum Experten zu werden!

 

FAQs zum Dammanbau 

Wie können Unkräuter im Dammanbau kontrolliert werden?

Die Unkrautregulierung bietet sich im Dammanbau vor allem durch mechanische Geräte an. Hierzu kann das Dammgerät entsprechend zur Dammhacke umgebaut werden und das Unkraut mechanisch in Doppelreihen entfernen. Zudem werden Unkrautkeimlinge bereits durch das anhäufeln der Dämme unterdrückt. 


Welche Maßnahmen, die die Biodiversität erhöhen, können in den Dammanbau integriert werden? 


Wie erfolgt die Bewässerung von Dammkulturen? 

Für den Dammanbau eignen sich verschiedene Bewässerungsmethoden. Die Tröpfchenbewässerung ist die am weitesten verbreitete für mehrjährige Kulturen im Dammanbau. Die Effizienzsteigerung beruht hier auf der gleichmäßigen Verteilung der Wassermenge.  Zudem ist sie durch Faktoren wie die geringe Verdunstungsgefahr sehr ressourcenschonend. Ebenfalls können Dämme streifenförmig beregnet werden, die häufigste Bewässerungsmethode im Dammanbau ist allerdings die Überkopfberegnung der gesamten Anbaufläche. Es kann auch auf eine Sprinklerbewässerung zurückgegriffen werden.

Dammkulturen nach Turiel kommen selbst an trockenen Orten teilweise gänzlich ohne Bewässerung aus. Dies hängt mit dem vermehrten Potenzial der Wasserspeicherung, bedingt durch die vergrößerte Oberfläche, zusammen. Ebenfalls können hierdurch Winterniederschläge aufgenommen und gespeichert werden.