Tiefenlockerung - ein notwendiger Bestandteil der...

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Die Beschränkung auf Methoden der reduzierten Bodenbearbeitung kann auf manchen Flächen zu einer Verdichtung tieferer Bodenschichten führen. Damit Pflanzenwurzeln auch in diese vordringen können, wird oftmals auf eine Tiefenlockerung mit Hilfe von Tiefengrubber, Paraflug und Co. gesetzt. Diese Vorgehensweise verspricht lediglich eine Lockerung des Unterbodens, ohne das Bodenschichten durchmischt oder gewendet werden. Trotzdem gilt, dass Tiefenlockerungen mit Bedacht und nur nach Feststellung stark verdichteter Bodenverhältnisse durchgeführt werden sollten, da die Nichtbeachtung bestimmter Hinweise zu umso stärkeren Verdichtungen führen kann.

Warum Tiefenlockerung?

Die Verdichtung einzelner Bodenschichten beeinträchtigt das Wurzelwachstum sowie die Wasserverfügbarkeit im Boden und ist somit eine der größten Gefahren für den landwirtschaftlichen Ertrag. Vor allem regenerative Betriebe haben trotz Zwischenfrucht- oder Untersaatanbau, welche die Durchwurzelung und den langfristigen Aufbau der Humusschicht unterstützen, mit vermehrt vorkommenden Verdichtungserscheinungen zu kämpfen. Ursache ist oftmals der Verzicht auf eine Bearbeitung tieferer Bodenschichten, durch die schwerwiegenden Verdichtungen teilweise entgegengewirkt werden kann. Eine Tiefenlockerung stellt dabei eine gute Alternative zu wendenden Bodenmaßnahmen dar, die das Bodenleben schont und somit wichtige Zersetzungsprozesse so wenig wie möglich beeinträchtigt. Trotzdem gibt es einige Hinweise zu beachten, damit eine Tiefenlockerung erfolgreich und ohne größere Eingriffe ins Bodengefüge durchgeführt werden kann. 

Hinweise zur Anwendung

In den meisten Fällen erfolgt eine Tiefenlockerung im Sinne der reduzierten Bodenbearbeitung durch ein Aufschneiden, Anheben und Aufbrechen des Bodens mithilfe von starren oder beweglichen Scharen. Sie wird in der Regel in Tiefen von bis zu 45 cm durchgeführt. In Fällen besonders starker Verdichtungen können mit manchen Geräten jedoch Tiefen von bis zu 90 cm erreicht werden. Damit eine Tiefenlockerung erfolgreich durchgeführt werden kann, müssen folgende Hinweise beachtet werden:

Auch wenn alle Hinweise beachtet werden, verspricht die Durchführung einer Tiefenlockerung keine Garantie auf Erfolg. In manchen Fällen kann es sogar zu umso schlimmeren Bodenverdichtungen kommen. Bei schwachen Verdichtungen kann es somit Sinn ergeben, zunächst auf den Anbau tiefwurzelnder Zwischenfrüchte zu setzen, bevor man eine Tiefenlockerung in Erwägung zieht.

Welche Geräte gibt es?

Grundsätzlich eignen sich viele Geräte für eine Tiefenlockerung. Man unterscheidet zum Beispiel zwischen Geräten mit starren Scharen, wie dem Tiefengrubber (auch Schichten-/Schwergrubber) und dem Parapflug oder beweglichen Scharen zum Beispiel Wippscharr- oder Hubschwenklockerern. Die verschiedenen Geräte unterscheiden sich meist in Form und Anzahl der Scharen, welche maßgeblich die mögliche Bearbeitungstiefe und den Grad der Bodenlockerung beeinflussen. Viele Geräte haben neben den Scharen auch noch einen integrierten Nachläufer, mit dem eine Rückverdichtung zur Stabilisierung des Bodens erreicht wird. Ganz im Sinne der regenerativen Landwirtschaften gibt es auch erste Geräte, die mit einer integrierten Dosierhilfe ausgestattet sind, um zum Beispiel mit Rottelenker das Bodenleben auch in tieferen Bodenschichten zu aktivieren.

Tiefenlockerung in der Praxis

Jonathan Kraul vom unteren Berghof in Wildberg führte im Herbst 2019 das erste Mal eine Tiefenlockerung durch. In mehreren Feldversuchen stellte er positive Auswirkungen einer Lockerung tiefer Bodenschichten fest. Besonders beeindruckend waren die Ergebnisse beim nachfolgenden Anbau von Winterweizen. Dort konnte er starke Unterschiede, zum Beispiel in Anzahl und dicke der Körner und der Länge des Strohs, zwischen nur oberflächlich gelockerten und tief gelockerten Beständen beobachten. Mittlerweile führt er die Tiefenlockerung jedes Jahr auf Acker- und Grünlandflächen durch. Dabei arbeitet er in Tiefen von bis zu 26 cm und achtet darauf, dass der Boden nicht zu feucht für eine Bearbeitung ist.  Weiterhin kombiniert er die Tiefenlockerung meistens direkt mit der Aussaat und befährt die Fläche bis zur Ernte nicht mehr. Trotz der merklich spürbaren positiven Ergebnisse möchte Jonathan Kraul jedoch auf lange Sicht die Bearbeitung tieferer Bodenschichten komplett vermeiden und sieht den Einsatz eines Tiefenlockerers daher eher als Übergangslösung.

Fazit

Die Lockerung tiefer Bodenschichten kann sich in manchen Fällen positiv auf das Wurzelwachstum auswirken und so den Aufbau der Humusschicht beeinflussen. Die Bearbeitung tiefer Bodenschichten stellt jedoch immer einen Eingriff in das “Ökosystem Boden” dar, was die mikrobielle Aktivität erheblich beeinflussen kann. Es gilt in jedem Fall abzuwägen, ob dieser Arbeitsschritt wirklich notwendig ist und welche Vorgehensweise die beste Aussicht auf Erfolg bei gleichzeitig geringstem Einfluss auf das Bodengefüge verspricht.