Selbstbegrünung von Brachflächen - die Natur regelt...

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Die Anlage von selbstbegrünten Brachflächen stellt eine sinnvolle Nutzungsalternative für schwer zu bewirtschaftende und/oder ertragsarme Standorte dar und ist besonders aus naturschutzfachlicher Sicht zu begrüßen. Da es sich bei ihnen jedoch um künstlich offen gehaltene Kulturlandschaften handelt, sind regelmäßige Pflegearbeiten notwendig, damit seltenen und konkurrenzschwachen Arten ein geeigneter Lebensraum geboten werden kann. Im Folgenden soll auf die besondere Stellung von selbstbegrünten Brachen in der heutigen Kulturlandschaft sowie auf notwendige Arbeitsschritte für eine effektive Anlage und Pflege eingegangen werden.

Von Kulturlandschaften und seltenen Arten

Obwohl es aus naturschutzfachlicher Sicht in vielen Fällen Sinn ergeben kann, die Natur einfach sich selbst zu überlassen, bedarf es auf brachliegenden Flächen gezielte Pflegemaßnahmen, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Das liegt vor allem daran, dass es sich bei ihnen um Kulturlandschaften handelt, die ursprünglich durch den Menschen geschaffen wurden. Durch das künstliche Offenhalten der Landschaft wurden in der Vergangenheit diverse Lebensräume an Stellen geschaffen, an denen sonst vor allem Buchenwälder gestanden hätten. Aus heutiger Sicht eignen sich selbstbegrünte Brachen – im Gegensatz zu gezielt angelegten Brachflächen oder Blühstreifen – besonders für den Schutz seltener, an besondere Standortbedingungen angepasster Arten. Dazu gehören neben Ackerwildkräutern und Insektenarten zum Beispiel Feldvögel, welche in lichten Pflanzenbeständen die perfekten Brutbedingungen finden. Im Gegensatz zu Schwarzbrachen binden begrünte Brachen außerdem Kohlenstoff im Boden, unterstützen den Aufbau der Humusschicht und wirken sich positiv auf die Diversität des Bodenlebens aus.

Notwendige Arbeitsschritte zur Selbstbegrünung von Brachen

Selbstbegrünte Brachen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft und haben das Potenzial, einen großen Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft beizutragen. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, ist von der Auswahl des Standorts bis zu den durchgeführten Pflegemaßnahmen jedoch einiges zu beachten.

Die Auswahl des Standorts

Bevor Brachflächen angelegt werden können, muss zunächst ein geeigneter Standort gefunden werden. Dabei ist vor allem zu beachten, dass sich für viele Flächen eher eine gezielte Begrünung anbietet als ein sich selbst überlassen der Fläche. Dazu gehören zum Beispiel besonders wüchsige, frische Flächen oder Flächen, auf denen vermehrt Problempflanzen auftreten. Die idealen Standortbedingungen für selbstbegrünte Brachen bieten hingegen sehr magere, trockene oder vernässte Standorte. Auf diesen siedeln sich spezialisierte, an extreme Bedingungen angepasste Pflanzenarten an, die auf anderen Flächen nicht konkurrenzfähig wären. Dies begünstigt wiederum das Vorkommen von speziellen Tierarten, zum Beispiel des Hainveilchen-Perlmutterfalters, dessen Raupen sich vor allem von verschiedenen Veilchenarten ernähren.

Die Anlage der Fläche

Vor der Flächenstilllegung kann eine Saatbettbereitung durchgeführt werden. Diese sollte höchstens bis zu einer Tiefe von 15 cm erfolgen und kann neben der Reduzierung des Unkrautdrucks die Keimung im Boden vorhandener Samen fördern. Eine Bodenbearbeitung im ersten Jahr führt außerdem zu einem vergleichsweise lichten Pflanzenbestand, dessen unbewachsene Bereiche von Vögeln zur Nahrungssuche und Wildbienen zur Anlage von Bruthöhlen genutzt werden können.

Durchführung von Pflegemaßnahmen

Die jährliche Anwendung von Pflegemaßnahmen auf stillgelegten Flächen ist vor allem notwendig, um das Vorkommen konkurrenzschwacher Pflanzenarten zu fördern und eine Verbuschung zu vermeiden. Dabei bieten sich je nach Art, die besonders gefördert werden soll, verschiedene Pflegemaßnahmen an. Eine Mahd fördert zum Beispiel das Vorkommen von Ackerwildkräutern. Niedrigwüchsige Wildkräuter und Amphibien profitieren dabei besonders von der Anwendung eines Hochschnitts (> 10 cm). Das Abräumen von Schnittmaterial hält außerdem Bereiche des Bodens für Wildbienen und Feldvögel offen. Mulchen fördert hingegen eher das Vorkommen artenarmer Bestände, zum Beispiel Gräser. Die Durchführung der Pflegemaßnahmen sollte möglichst von Anfang Juni bis Ende August erfolgen, sodass Ackerwildkräutern die Möglichkeit zur Samenreife gegeben wird und Wildtiere gegebenenfalls von Deckung und Schutz im Winter profitieren. Bei der Anwendung von Pflegemaßnahmen sichert eine Beschränkung auf Teilflächen Rückzugsräume für Tiere. Diese Form der Bewirtschaftung ist jedoch arbeitsintensiv und kann nur durchgeführt werden, sofern die betrieblichen Möglichkeiten es zulassen.

Regelmäßige Bodenbearbeitung

Positive Auswirkungen auf das Vorkommen seltener Ackerwildkräuter treten in der Regel nur in den ersten 2-3 Jahren nach Flächenstilllegungen auf. Danach setzen sich nach und nach ausdauernde, häufiger vorkommende Pflanzengesellschaften durch und die Fläche verbuscht mit der Zeit. Es ist deswegen je nach Zielsetzung ratsam, nach spätestens 3 Jahren erneut eine Bodenbearbeitung durchzuführen, die Fläche extensiv zu bewirtschaften und eine andere geeignete Fläche stillzulegen.

Fazit

 

Die Pflege von Kulturlandschaften durch Landwirtinnen und Landwirte prägt unsere Agrarlandschaft maßgeblich und führt bei Berücksichtigung bestimmter Anforderungen zur Schaffung diverser Lebensräume. Selbstbegrünte Brachen können zum Beispiel das Vorkommen selten gewordener Ackerwildkräuter fördern und Schutz und Nahrung für spezialisierte Tierarten bereitstellen. Ihr Pflegeaufwand ist jedoch nicht zu unterschätzen und es gibt einiges bei ihrer Anlage und Pflege zu beachten, damit die gewünschte Schutzwirkung eintritt.