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Schafe eignen sich aufgrund ihrer Größe und Fressgewohnheiten sehr gut für silvopastorale Systeme. Im Vergleich zu Rindern benötigen die Bäume einen einen kostengünstigeren Baumschutz und es entstehen weniger Trittschäden aufgrund des geringeren Gewichts der Schafe. Es lassen sich jedoch auch andere Wiederkäuer sowie Schweine oder Geflügel in einem solchen System halten. Im folgenden Artikel liegt der Fokus auf Schafen, durch Anpassungen lässt er sich aber auf alle Tierarten übertragen.
Es empfiehlt sich Schafrassen auszuwählen, die eine geringe Neigung zur Baumbeschädigung haben, wie zum Beispiel Shropshire Schafe. Eine andere Möglichkeit besteht in der Haltung von Haarschafen. Gegenüber den traditionellen Schafrassen bieten sich hier einige Vorteile durch geringere Haltungskosten. Außer den Haaren, die im Gegensatz zu der Wolle nicht jährlich geschoren werden müssen, sind Haarschafe auch resistenter gegen Parasiten. Da der Wollpreis meist nicht ausreicht um die Schurkosten zu bezahlen, kann dies als größter Vorteil gewertet werden. Informationen über den Einsatz von Haarschafen in Weidesystemen bzw. Silvopastoralsystemen sind jedoch nur sehr begrenzt verfügbar, da sich die Züchtung und Forschung in Deutschland noch in den Anfängen befindet
Bei der Auswahl der Baumarten ist es wichtig die spezifischen Merkmale und Besonderheiten des Baumes zu kennen. Desweiteren sollte man sich über die Eignung für die betreffende Fläche und die möglichen Wechselwirkungen mit den übrigen Komponenten des Systems informieren. Wünschenswerte Bäume für ein silvopastorales System sollten ein großes wirtschaftliches Potenzial besitzen, nützliche Leistungen für das System bereitstellen oder natürlich beides. Arten, die spät im Jahr ihre Blätter ausbilden, tief wurzeln und trockenheitsresistent sind, können die Konkurrenz um Licht und Nährstoffe minimieren. Bei richtiger Auswahl und Bewirtschaftung können Bäume das Mikroklima zum Vorteil des Unterwuchses und der Weidetiere verändern. Im Falle von Leguminosen können sie dem System Stickstoff und andere Mineralien wieder zuführen.
Im folgenden Abschnitt wird eine Auswahl an möglichen Bäumen vorgestellt, die sich gut kombinieren lassen und eine zusätzliche Nahrungsquelle für die Tiere darstellen.
Sowohl Walnüsse als auch Schwarznüsse unterdrücken durch die allelopathischen Wirkungen ihres Laubes das Wachstum in ihrem direkten Umkreis. Trotzdem eignen sie sich gut für silvopastorale Systeme. Die Früchte werden hauptsächlich für den menschlichen Verzehr verwendet, können zerkleinert aber auch an Tiere verfüttert werden. Das Holz, besonders das der Schwarznuss, ist eines der edelsten in unseren Breitengraden und erzielt hohe Erlöse.
Im Gegensatz zur Walnuss ist die aus dem Osten Nordamerikas stammende Schwarznuss etwas anspruchsvoller, was den Boden und die Wasserversorgung betrifft. Sie besitzt jedoch eine hohe Hitzeverträglichkeit, was sie zu einem zukunftssicheren Klimabaum macht.
Äpfel und Birnen stellen eine gute Ergänzung in einem Agroforstsystem dar. Fallobst wird gerne von den Schafen gefressen und auch das herunterfallende Laub, was den Schädlingsdruck reduzieren kann. Sowohl die Früchte als auch das Laub sind Refugien für Apfelschorfsporen und Schädlinge. Will man die Früchte auch für die Tiere verwenden, empfiehlt es sich spätreifende Sorten zu wählen, um bis in den Winter hinein herabfallendes Obst zu haben.
Edelkastanien können ebenfalls eine Nahrung für Mensch und Tier bereitstellen. Hier sollte man auf spätreifende Sorten verzichten, um sich reiche Ernten zu sichern. Sobald die Bäume gut etabliert sind, kommen sie mit recht wenig Wasser aus, eine Eigenschaft die in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger wird. Das Holz zeichnet sich unter anderem durch eine hohe Witterungsbeständigkeit aus und kann erfolgreich vermarktet werden.
Die Gleditsie (Gleditsia triacanthos), auch Lederhülsenbaum oder falscher Christusdorn genannt, ist in unseren Breitengraden noch wenig bekannt. Es handelt sich um eine Leguminose, die zwar keine Stickstofffixierungsknöllchen ausbildet, aber trotzdem über die Wurzeln Luftstickstoff im Boden bindet. Bei ihren Früchten handelt es sich um bis zu 50 cm lange und 4 cm breite Schoten. Diese ähneln denen des Johannisbrotbaums und eignen sich ebenfalls für den menschlichen wie tierischen Verzehr. Bei diesem Baum eignen sich Schafe von allen Tierarten am besten, da die in den süßen proteinreichen Schoten enthaltenen Samen sehr hart sind und Schafe sie am besten verdauen können. Für andere Tiere sollten die Früchte vorher geschrotet werden.
Die Schoten reifen von September bis November und fallen dann bis ins Frühjahr nach und nach vom Baum, also eine Art automatische Winterfütterung. Das offene Kronendach, das späte Ausblättern im Frühling so wie das frühe Abfallen der Blätter im Herbst minimieren die Beschattung und ermöglichen ein gutes Wachstum der Weidegräser und Leguminosen.
Der Baum besitzt eine hohe Hitze- und Kältetoleranz und ist tolerant gegenüber sauren sowie salzigen Böden, wobei er besser auf alkalischen Böden wächst bei einem pH-Wert von 6 - 8. Des Weiteren kommt er gut mit Überschwemmungen klar. Er kann auf fast allen Bodentypen wachsen, wird aber meistens auf fruchtbaren Böden am Rand von Flüssen oder Seen gefunden.
Außer den hier vorgestellten Bäumen gibt es natürlich noch eine ganze Menge weiterer Bäume, die sich gut für ein silvopastorales System eignen. Welche Bäume ausgewählt werden, hängt stark von den Bedürfnissen und Verwendungsmöglichkeiten des Landwirts ab sowie den gegebenen Standortbedingungen. Neben den bei uns heimischen Bäumen sind auch nicht ursprünglich von hier stammende Arten interessant. Besonders aufgrund des sich ändernden Klimas und den vermehrt auftretenden extremen Wetterereignissen. Bäume wie die Schwarznuss oder die Gleditsie sind hierzulande kaum erforscht und es fehlt an Praxiserfahrungen, aber sie bergen große Potentiale für zukunftsfähige Agroforstsysteme.