Regenerative Biogasanlagen - Interview mit Michael Reber

In einer Zeit, in der nachhaltige Energiegewinnung und Umweltschutz im Fokus stehen, eröffnet die Integration regenerativer Landwirtschaftspraktiken in Biogasanlagen neue Möglichkeiten für Landwirte. Dieser Artikel zeigt anhand der Erfahrungen von Landwirt Michael Reber, wie innovative Anbaumethoden wie Mischkulturen und Dauerkulturen die Bodenqualität verbessern und die Effizienz von Biogasanlagen steigern können. Entdecke, wie diese Praktiken ökologische und ökonomische Vorteile bieten und die Betriebseffizienz erhöhen können.

 

Kernaussagen

  1. Integration regenerativer Praktiken: Dieser Artikel beleuchtet, wie durch den Einsatz von regenerativen Landwirtschaftsmethoden wie Mischkulturen, Untersaaten und Dauerkulturen die Bodenqualität verbessert und die Effizienz von Biogasanlagen gesteigert werden kann.

  2. Erfahrungen von Michael Reber: Michael Reber teilt seine praktischen Erfahrungen mit der Anpassung der Fruchtfolge und der Biomasseproduktion, die dazu beitragen, seine Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten und besser auf Klimaschwankungen zu reagieren.

  3. Ökologische und ökonomische Vorteile: Der Artikel verdeutlicht, wie die Umstellung auf nachhaltige Anbaumethoden nicht nur zur Verbesserung der Umweltbedingungen führt, sondern auch die wirtschaftliche Effizienz landwirtschaftlicher Betriebe erhöht.



Biogasanlagen - Ein Blick auf die betrieblichen Herausforderungen

Biogasbetriebe stehen vor der Herausforderung, sich an strengere Umweltauflagen und die zunehmende Nachfrage nach nachhaltiger Energieerzeugung anzupassen. Der Klimawandel und die Notwendigkeit, die Biodiversität zu schützen, erfordern ein Umdenken hin zu regenerativen Praktiken, die nicht nur Energie liefern, sondern auch das Ökosystem erhalten und verbessern.

Dies beinhaltet eine ganzheitliche Betrachtung der Landwirtschaft, bei der Abfallstoffe minimiert und Ressourcen effizient genutzt werden. Regenerative Landwirtschaftspraktiken, wie die Verbesserung der Bodengesundheit und der Einsatz von abwechslungsreichen Fruchtfolgen, können in Einklang mit der Biogasproduktion gebracht werden. Die Umstellung unterstützt nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern kann auch langfristig die Wirtschaftlichkeit der Betriebe durch eine verbesserte Bodenfruchtbarkeit und eine stärkere Resilienz gegenüber Klimaschwankungen fördern.

Eine Biogasanlage beeinflusst maßgeblich die Struktur und Entscheidungsfindung eines landwirtschaftlichen Betriebs, da sie eine konstante Versorgung mit Biomasse erfordert. Dies kann zu einer intensiveren Nutzung von Anbauflächen führen und die Auswahl der Fruchtarten beeinflussen, was oft mit konventionellen Anbaumethoden einhergeht. Regenerative Landwirtschaftspraktiken, die eine diversifizierte Fruchtfolge und den Erhalt von Bodengesundheit fördern, könnten daher in Konflikt mit den Anforderungen einer Biogasanlage stehen. Die Umstellung auf regenerative Methoden erfordert oft anfängliche Investitionen und eine Umstrukturierung der Betriebsabläufe, was besonders für kleinere Betriebe eine Herausforderung darstellen kann. Außerdem kann die Bindung an langfristige Lieferverträge für Biomasse die Flexibilität einschränken, neue, nachhaltigere Anbautechniken zu adaptieren.

Und genau weil die Umstellung von Betriebsstrukturen von Betrieben mit Biogasanlagen auf regenerative Praktiken solche Herausforderungen birgt, haben wir mit dem Landwirt Michael Reber darüber gesprochen und einen Einblick in seinen Betrieb erhalten können. 

 

Wer ist Michael Reber? 

Michael Reber hat einen Ackerbaubetrieb in Schwäbisch Hall und arbeitet schon seit 30 Jahren pfluglos. 2009 ging die Biogasanlage in Betrieb, was eine Veränderung der Fruchtfolge mit sich brachte und 2011 begann er, sich aufgrund dessen noch intensiver mit seinem Boden zu beschäftigen. Er war schon damals der Meinung, dass die deutliche Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit der Schlüssel für stabilere Erträge ist und damit zum Betriebserfolg führt.

 

Diversität in die Fruchtfolge bringen

Um die Anbaumethoden für das Substrat, welches in die Biogasanlage eingeführt wird, regenerativ zu gestalten, sollte laut Reber Mais reduziert und die Fruchtfolge erweitert werden.
Seine Fruchtfolge besteht aus 25 % Kleegras, 25 % Mais und 50 % Getreide. Ziel ist es, den Maisanteil noch weiter zu reduzieren, da er durch die Trockenheit keine guten Erträge mehr bringt. Letztes Jahr hat Reber versucht, Teffgras in die Fruchtfolge einzugliedern. Teffgras ist eine schnell wachsende Zwerghirse, die relativ trockentolerant ist. 

Die Kultur, die im Frühjahr ausgesät wurde, laufe zwar erst einmal auf, aber das Wurzelwerk sei zu schwach für die darauffolgende Trockenzeit. Daher ist er der Meinung, dass die Frühjahrsaussaat mit den trockenen Sommern entweder früher stattfinden muss oder winterfeste Kulturen im Herbst etabliert werden müssen, damit sie lange genug Wasserzugang haben. 

 

Dauerkulturen 

Michael Reber ist davon überzeugt, dass es gerade wegen der klimatischen Veränderungen wichtig ist, Dauerkulturen zu etablieren, da sie den Boden beschatten und sie den Regen auch nach längerer Trockenphase verwerten können. Er baut Kleegras in seinem Betrieb an und ist mit den Erträgen zufrieden. Er sagt aber auch, dass man sich vor Augen halten muss, dass der Vollertrag erst nach drei bis vier Jahren erbracht wird. Er empfiehlt die Mischung im Herbst zu säen und vor allem Ackerfuttergräser, die tief wurzeln, zu verwenden und keine Weidelgrasmischungen, da sie zu schnell austrocknen und aussamen. Auch im Kleegrasbestand sei mehr Vielfalt besser und man könne im Kleegras eine Untersaat in Form von mit tieferen Wurzeln etablieren.

 

Mischkulturen 

Zuerst wird bei Michael Reber Getreide, (50 % Roggen und 50 % Triticale) Mitte Mai geerntet. Dies wird als Ganzpflanze in der Biogasanlage verwertet. Zwei Tage später wird die Hälfte der gleichen Fläche mit einer Mischkultur Mais als Zweitfrucht und die andere mit Teffgras bepflanzt. Die Mischkultur besteht aus Mais, Sorghum, Sonnenblumen, Erbsen, Inkarnat-Klee, Hafer und Rauhafer. Reber sagt: “Das hat sich dieses Jahr besonders gut entwickelt, wesentlich besser als jede Hauptkultur”. 

Die Mischkulturen und müssen getrennt werden, können laut Reber aber zu 100 % in der Biogasanlage verwertet werden. 


Kulturen im Herbst 

Reber ist der Meinung: ”Das Wasser kommt irgendwann aber es kommt dann halt eher Richtung Winter, daher müssen wir Kulturen anbauen, die nochmal im Herbst Biomasse machen”. Das könne zum Beispiel ein Hafer-Leguminosen-Gemenge sein, da sie bei kühleren Temperaturen besser wachsen. Alternativ könne auch Ackerfuttergräser wie deutsches Weidelgras oder mehrjähriges Kleegras verwendet werden. .

 

Sorghum satt Mais 

Eine Alternative zum Mais wäre Sorghum, da er nach dem Auflaufen weniger Wasser als Mais benötigt. Reber hat aber auch noch eine andere Strategie, um dem Mais mehr Wasser bieten zu können. Er versucht, seine Flächen mehr zu streuen und Flächen auf mehr Höhenmetern zu pachten, da die Wahrscheinlichkeit auf Regen dort steigt.

 

Gaserträge

Die Gaserträge aus anderen Kulturen sind laut Aussagen von Michael Reber etwa 20 % pro Tonne geringer als bei Mais. Da Mais in den letzten fünf bis sechs Jahren nicht mehr die erwarteten Erträge erbracht hat, ist Reber der Meinung, dass es besser ist, eine Kultur anzubauen, die zuverlässig keimt und gute Erträge liefert. “Der Gasertrag ist fast zweitrangig, weil es eher darum geht, mit was ich meine Biogasanlage noch füttern kann”. 

 

Vorteile der regenerativen Landwirtschaft

Der größte Nutzen für Reber durch die regenerativen Methoden ist, dass er einen geringeren Input an Pflanzenschutzmitteln und Düngern hat. Er düngt am Anfang, wenn die Kultur etabliert ist, und spart so vor allem Geld, aber auch Zeit.

Die fünf Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft:

 

Nachhaltig mit Klim - das lohnt sich! 

Wir von Klim erkennen die Bedeutung von Methoden der Regenerativen Landwirtschaft und bieten Landwirten bei der Umstellung auf diese finanzielle Anreize für die Reduzierung der Emissionen und die Speicherung von CO2 im Boden. Landwirte werden für die Einführung von zum Beispiel Untersaaten oder Zwischenfrüchten belohnt, was zusätzlich zur Verbesserung der Bodengesundheit und zum Klimaschutz beiträgt. 

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Herausforderungen bei der ganzheitlichen Umstellung 

Michael Reber kauft 80 ha Mais zu, die nicht regenerativ angebaut wurden. Ohne Zukauf kann die Leistung nicht vollständig ausgefahren werden. Um ganzheitlich umzustellen, wäre es eine Möglichkeit, sich mit anderen regenerativen Betrieben zusammenzuschließen und von diesen zuzukaufen. 

Um einen Biogasanlagen Betrieb ganzheitlich umweltschonender zu gestalten, bietet es sich außerdem noch an, Solarpanels oder Windräder auf dem Betriebsgelände zu installieren, um einen Teil des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken. Das geht einher mit Energiespeichersystemen wie Batterien oder Power-to-Gas-Technologien, um überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen speichern zu können und bei Bedarf abzurufen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die klimatischen Umstände Landwirte zu einem Umdenken zwingen. Durch Mischkulturen und Untersaaten wird der Boden beschattet und hat dadurch eine bessere Wasserspeicherkapazität. Jeder Betrieb ist jedoch individuell und Michael Rebers Erfahrungen sind nicht allgemein gültig. Rebers Empfehlung ist dennoch, mehr Dauerkulturen zu etablieren. 

 

Fazit 

In diesem Artikel sind wir tiefer in die Möglichkeiten und Herausforderungen eingetaucht, die bei der Umstellung von Biogasanlagen auf regenerative Praktiken entstehen. Michael Reber hat seine Erfahrungen geteilt, wie durch den Einsatz von Mischkulturen, Untersaaten und Dauerkulturen nicht nur die Bodengesundheit verbessert, sondern auch die Abhängigkeit von konventionellen Anbaumethoden verringert werden kann. Diese Ansätze tragen dazu bei, die Biodiversität zu steigern, die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen und eine nachhaltigere Biomasseproduktion für Biogasanlagen zu ermöglichen.

Wir sehen, dass es viele Wege gibt, Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten, und jeder einzelne Beitrag zählt. Michael Reber gibt einen Einblick in seine Betriebsstrukturen und zeigt auf, dass durch solche innovativen Praktiken positive Veränderungen möglich sind. Indem wir uns heute für nachhaltige Methoden entscheiden, tragen wir zu einer resilienteren und produktiveren Zukunft bei. Jeder Schritt in Richtung Regenerative Landwirtschaft ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz unseres Planeten für die nachfolgenden Generationen.

 

FAQs

Wie können regenerative Praktiken die Effizienz von Biogasanlagen steigern?
Regenerative Praktiken wie Mischkulturen, Untersaaten und Dauerkulturen verbessern die Bodenqualität und fördern die Biodiversität, was zu stabileren und nachhaltigeren Erträgen führt. Dies wiederum ermöglicht eine kontinuierliche und effiziente Biomasseproduktion für Biogasanlagen.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Umstellung auf regenerative Landwirtschaft für Biogasanlagen?
Die Umstellung erfordert anfängliche Investitionen und eine Umstrukturierung der Betriebsabläufe, was besonders für kleinere Betriebe schwierig sein kann. Zudem können langfristige Lieferverträge für Biomasse die Flexibilität einschränken, neue Anbautechniken zu adaptieren.

Welche Vorteile ergeben sich durch den Einsatz von Mischkulturen und Dauerkulturen? Mischkulturen und Dauerkulturen verbessern die Bodengesundheit, erhöhen die Wasserspeicherkapazität und fördern die Biodiversität. Diese Methoden führen zu einer geringeren Abhängigkeit von Pflanzenschutzmitteln und Düngern, was sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bietet.