Kichererbsen-Anbau in Deutschland

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Mit den klimatischen Herausforderungen der letzten Jahre schauen sich Landwirte nach Kulturen um, welche eine Alternative zu bewährten Kulturen sein können oder ihre Fruchtfolge aufwerten. Könnte die Kichererbse mit ihren positiven Eigenschaften gegenüber der Trockenheit und der steigenden Nachfrage beim Verbraucher solch eine Ergänzung sein? Der folgende Artikel zeigt die Chancen, die der Anbau der Leguminose in Deutschland haben könnte und welche Herausforderungen damit verbunden sind.

 

Fleischersatz aus dem Orient

Die Kichererbse (Cicer arietinum) stammt ursprünglich aus dem vorderen Orient und ist eigentlich nicht an unser mitteleuropäisches Klima angepasst. Heute kommen rund 66 Prozent der weltweit geernteten Kichererbsen aus Indien, wo sie in einem warmen, trockenen Klima wachsen. Kichererbsen werden vor allem für den menschlichen Verzehr angebaut. Abgefüllt in Dosen sind sie lange lagerfähig und bieten einen hohen Eiweiß- sowie Eisengehalt. Zudem haben sie einen hohen Anteil an Kohlenhydraten bei fast keinem Fettgehalt. Besonders in der veganen Ernährung, speziell in der Substitution von Fleisch, spielen sie bei uns eine große Rolle. Doch auch durch die Nachfrage nach internationalen Gerichten, wie der Falafel, steigt die Beliebtheit der Hülsenfrucht.

 

Der Anbau

Besonders in trockenen Jahren besteht die Chance, sich die Eigenschaften der Leguminose auch in Deutschland zu Nutze zu machen, denn die Kichererbse kommt mit wenig Feuchtigkeit bestens aus. Jedoch ist die Hülsenfrucht anfällig für Fröste und Staunässe. Günstige Standorte für den Anbau sind jene mit kalkreichen, sandigen Lehmböden.

Die Aussaat sollte Mitte bis Ende Mai erfolgen, wenn keine Gefahr von Nachtfrösten mehr besteht. Laut der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft werden die Kichererbsen je nach Korngröße und Sorte mit 80 bis 140 kg/ha auf 5 bis 8 cm Tiefe gesät. Dabei sollten die Reihen 30 bis 35 cm auseinanderliegen. Für eine optimale Saatablage wird eine Einzelkornsämaschine empfohlen.

Durch ihre Stickstofffixierenden Knöllchenbakterien kann bei der Kichererbse in der Regel auf eine N-Gabe verzichtet werden. Um die Stickstoffbindung der Knöllchenbakterien zu verbessern, benötigt die Pflanze ausreichend Phosphor. Für eine verbesserte Wassereffizienz ist ebenfalls auf die Kaliumversorgung zu achten. Die Kichererbse eignet sich durch ihre Standfestigkeit zum Drusch mit einem herkömmlichen Mähdrescher.

Zur Verminderung des Schädlingsbefalls, zum Beispiel durch die Erbsenblattlaus, sollte die vorgegebene Anbaupause von mindestens 5 Jahren eingehalten werden.

 

Hohe Nachfrage bei geringem Anbau

Die Nachfrage hierzulande nach Lebensmitteln aus Kichererbsen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Vor allem in der veganen Ernährung spielt sie eine große Rolle. Laut FAO wurden 2018 rund 14.400 Tonnen Kichererbsen nach Deutschland importiert. Etwa 3,5 mal mehr als noch 2010. Der Anbau gehört in Deutschland jedoch noch zur Nische. Erst sehr wenige Landwirte bauen Kichererbsen an, weshalb es zur Anbaufläche laut Statistischem Bundesamt keine genauen Angaben gibt. Für die zögerliche Zunahme des Anbaus in Deutschland gibt es mehrere Gründe: Zum einen fehlt noch die Erfahrung im Anbau, zum anderen ist Saatgut häufig schwer zu bekommen. Kichererbsen haben in unserem Klima zudem große Ertragsschwankungen. Sie lieben zwar das trockene Klima, in einem nassen Jahr kann es daher aber zu starken Ertragseinbußen kommen.

Vermarktung heimischer Ware

Vor einer großen Herausforderung steht momentan die Vermarktung der in Deutschland erzeugten Kichererbsen. Durch den Import gestaltet es sich für deutsche Landwirte meist schwierig, einen fairen Preis für die Kichererbsen zu finden, den Verbraucher bereit sind zu zahlen und bei dem für sie am Ende etwas übrig bleibt.

 

Fazit

Die Kichererbse kann sich insbesondere im Hinblick auf unser wandelndes Klima zu einer interessanten Kultur für deutsche Landwirte entwickeln. Ihre Resistenz gegen Trockenheit und ihre positiven Auswirkungen auf die Fruchtfolge und den Boden geben ihr gute Chancen. Entscheidend für einen Zuwachs der Anbaufläche sind jedoch die Marktentwicklung für den heimischen Anbau und ein Fortschreiten der pflanzenbaulichen Expertise und Züchtung. Die Nachfrage beim Verbraucher wird laut verschiedener Experten nicht einbrechen.