Die Johnson-su Kompostierung ist eine Art der Kompostherstellung, die durch den Verzicht des Wendens ein pilzdominiertes Endergebnis herstellt. Dieses wird besonders häufig zur Reaktivierung des Bodenlebens verwendet und eignet sich besonders dafür, das Bodenmikrobiom zu stärken. Erfahre in diesem Artikel mehr über die positiven Effekte eines ausgeglichenen Pilz-Bakterienverhältnisses sowie die Herstellung von Johnson-su Kompost und mögliche Anwendungsbereiche.
Die Johnson-Su-Kompostierung stellt eine innovative Methode zur Kompostherstellung dar, die durch den Verzicht auf das Wenden der Kompostmiete einen hochwertigen, pilzdominierten Kompost produziert.
Pilze spielen eine entscheidende Rolle in diesem Prozess, indem sie organische Materialien zersetzen, Nährstoffe freisetzen und zur Verbesserung der Bodenstruktur beitragen.
Die Anwendung der Johnson-Su-Kompostierung verspricht nicht nur eine nachhaltige Kompostproduktion, sondern auch eine Förderung des Bodenmikrobioms und eine Stärkung der Bodengesundheit für eine verbesserte Pflanzenentwicklung.
Benannt ist sie nach ihrem Erfinder Prof. Dr. Johnson und seiner Frau Hui-Chun Su aus den Vereinigten Staaten. Es handelt sich um eine aerobe Kompostierung, bei der man im Gegensatz zu anderen Kompostierungsverfahren die Kompostmiete nicht wenden muss (und dies auch nicht tun sollte) und einen hochwertigen, pilzdominierten Kompost erlangt. Möglich ist dies durch einen speziellen Aufbau, der jedoch einfach herzustellen und effektiv in der Anwendung ist. Viele Landwirte berichten von den Vorzügen des fertigen Kompostsubstrats und seinen zahlreichen Einsatzmöglichkeiten. Wir stellen euch diese Methode vor und beleuchten die Vorzüge und die Herausforderungen.
In der faszinierenden Welt der Bodenmikrobiologie spielen Pilze eine entscheidende Rolle, die weit über ihre Funktion als Zersetzer hinausgeht. Im Folgenden werden die Hauptaufgaben von Pilzen im Boden und damit auch ihre Wichtigkeit beleuchtet:
Zersetzung von organischem Material
Pilze sind hervorragende Zersetzer von abgestorbenen Pflanzen- und Tierresten. Sie produzieren Enzyme, die komplexe organische Verbindungen in einfachere Substanzen umwandeln, was den Nährstoffkreislauf im Boden fördert. Pilze zersetzen organisches Material durch die Freisetzung von Enzymen, die komplexe Verbindungen aufspalten. Die Pilzhyphen heften sich an das Material, nehmen Nährstoffe auf und nutzen sie für ihr Wachstum. Ein Teil der Nährstoffe wird wieder in den Boden abgegeben, und somit tragen Pilze zur Zersetzung und Recycling von organischen Substanzen im Boden bei.
Nährstoffkreislauf & Mykorrhiza-Bildung
Durch ihre Zersetzungstätigkeit tragen sie dazu bei, Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium freizusetzen und für Pflanzen verfügbar zu machen. In Symbiose mit den auf dem Feld bestellten Kulturen können Mykorrhiza-Pilze die Stickstoffversorgung der Pflanzen optimieren. Mehr zum Thema kann im Artikel “Pilze im Nährstoffkreislauf” nachgelesen werden.
Bodenstruktur & -belüftung
Die kleinen Pilzhyphen bohren sich durch die Erde und graben Gänge, die zur Belüftung und Auflockerung dichter Böden beitragen. Sie können außerdem organische Materialien im Boden abbauen und diese zu Bodenaggregaten zusammenfügen. Diese Aggregatbildung verbessert die Bodenstruktur und schafft Hohlräume, die den Luftaustausch fördern.
Schutz vor Krankheiten
Während einige Pilzarten in der Landwirtschaft die Kulturpflanzen schwächen oder zur Ernteausfällen führen, können andere genau das Gegenteil bewirken.
Die generelle Verbesserung der Wachstumsverhältnisse für Pflanzen (durch eine optimierte Nährstoffversorgung und ein gefördertes Wurzelwachstum aufgrund von Mykorrhiza-Symbiosen oder vorteilhaften Bodenstrukturen) stärken die Pflanzen und machen sie resilienter gegen Krankheitsbefall oder andere Stressfaktoren.
Pilze können jedoch auch aktiv gegen schädliche Mikroorganismen vorgehen, indem sie um Ressourcen konkurrieren. Durch diese antagonistischen Wechselwirkungen können Pilze die Vermehrung von Krankheitserregern hemmen und so die Krankheitsentwicklung reduzieren. Pilze können außerdem Pflanzen dazu stimulieren, ihre eigenen Abwehrmechanismen zu aktivieren. Dies kann die Produktion von Abwehrstoffen, wie beispielsweise Phytoalexinen, einschließen, die dazu beitragen, Krankheitserreger abzuwehren.
Nun, da geklärt ist, welche Aufgaben Pilze in der Landwirtschaft und im Boden übernehmen, ist es sinnvoll, auf Pilz-Bakterien Verhältnis einzugehen.
Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Pilzen und Bakterien im Boden ist wichtig, da beide Gruppen von Mikroorganismen unterschiedliche Funktionen haben und synergistisch zusammenarbeiten, um die Bodenqualität zu erhalten. Das Gleichgewicht zwischen Pilzen und Bakterien beeinflusst direkt den Nährstoffkreislauf, die Bodenstruktur und das Pflanzenwachstum. Hier sind drei Gründe, warum dieses Gleichgewicht wichtig ist:
Zersetzungmechanismen
Während Bakterien die Zersetzung von schnell abbaubaren organischen Materialien vorziehen, welche eine zügige Stickstofffreisetzung zur Folge haben, so kümmern sich Pilze vorwiegend um die Zersetzung von komplexeren organischen Substanzen wie beispielsweise Zellulose. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bakterien und Pilzen im Boden ermöglicht so einen ausgeglichenen Abbau von organischem Material und somit auch eine optimale Nährstofffreisetzung.
Pflanzengesundheit
Pilze und Bakterien in einem ausgeglichenen Verhältnis können einen großen Beitrag für die Gesundheit und das Wachstum von Pflanzen leisten. Neben der Nährstofffreisetzung durch Zersetzung können auch Pathogene daran gehindert werden, die Pflanzen zu schwächen. Eine Mykorrhiza-Symbiose unterstützt die Pflanzen mit zusätzlichen Nährstoffen und ermöglicht somit gut funktionierende Abwehrmechanismen, während Bakterien Bakterien bei der Kontrolle von pathogenen Organismen helfen können.
Stabilisierung des Ökosystems Boden
Die mikrobielle Vielfalt im Boden ist essenziell für die Stabilisierung der Funktionalität verschiedener Bodenprozesse. Ein diverses Bodenleben stärkt die Resilienz des Bodenökosystems gegenüber abiotischen und biotischen Stressfaktoren. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bakterien und Pilzen ermöglicht schnelle Reaktionen der einzelnen Funktionäre auf mögliche Veränderungen von Außen und fängt folgliche unvorteilhafte Auswirkungen auf die Pflanzen ab.
Der Aufbau eines Johnson-su Bioreaktors unterscheidet sich von dem eines herkömmlichen Kompostreaktors. Entscheidend beim Johnson-su Kompost ist der Verzicht auf das Wenden, was mit einer Notwendigkeit für ausreichend Belüftung einhergeht.
Für den Johnson-su Reaktor wird benötigt:
Euro-Palette
Baustahlgitter
Belüftungsrohre
evtl. Bewässerungsvorrichtung
Organisches Material (Stallmist, Blattlaub, Holzhackschnitzel…)
evtl. Kompostwürmer
Eine Euro-Palette dient als Basis (oder mehrere, je nach Größe). Die Palette ist dabei wichtig für die Belüftung von unten. Ein Baustahlgitter zu einem Zylinder gebogen und fixiert dient als Begrenzung (ausgekleidet mit Unkrautvlies (landscape-fabric)), sodass eine Kompost-Säule entsteht. Sechs (passive) Belüftungs-PVC Rohre (gelocht) werden senkrecht im Komposter verteilt (eins in der Mitte und fünf sternförmig in gleichen Abstand). Optional kann eine kleine Bewässerungsvorrichtung von oben montiert werden, sodass der Kompost stets ausreichend feucht bleibt. Alternativ kann man den Kompost manuell in regelmäßigen Abständen wässern.
Befüllt wird der Komposter meist mit Stallmist, Blattlaub und Holzhackschnitzeln, Abweichungen sind jedoch möglich. Es sollte darauf geachtet werden, dass das C:N-Verhältnis nicht zu eng ist, also sollten lieber holzige Ausgangsmaterialien verwendet werden. Vor dem Befüllen werden das Laub und die Holzhackschnitzel in Wasser eingeweicht, sodass der Kompost zu Beginn eine ausreichende Feuchtigkeit im inneren aufweist. Die Zugabe von Kompostwürmern ist nach der Thermophilen-Phase (nach 3-4 Monaten) optional möglich.
Der Prozess der Kompostierung unterscheidet sich in erster Linie darin, dass nach dem Aufsetzen kein weiteres Wenden / Umsetzen notwendig ist. Herkömmliche Mietenkomposte werden meist mehrmals umgesetzt. Nichts desto trotz handelt es sich bei der Johnson-Su-Kompostierung aufgrund der Belüftungsrohre um einen aeroben Prozess. Die Dauer des Kompostierungsprozesses ist jedoch circa zwei bis dreimal länger als die des herkömmlichen Mieten-Kompostierungsprozesses. Der Verzicht des Wendens sowie die längere Dauer geben jedoch Pilzen die Chance, die Biomasse umzusetzen.
Der fertige Kompost des Johnson-Su-Komposters ist daher in der Textur etwas anders, er ist etwas klebrig, tonartig und fühlt sich reichhaltig an. Wie schon erwähnt dominieren hier die Pilze, während ein mehrmals gewendeter Mietenkompost eher bakteriendominiert ist.
Die besonderen Eigenschaften des Johnson-Su-Komposts ergeben viele Möglichkeiten für die Anwendung.
Auch für größere Betriebe ist die Johnson-Su-Kompostierung anwendbar. Dank des einfachen Aufbaus (in der Größe skalierbar; dabei auf ausreichende Belüftung achten) und der Verwendung von Materialien aus dem Baumarkt / Agrarhandel handelt es sich um eine Low-Budget & Low-Maintenance Kompostieranlage (die immer wieder verwendet werden kann). Sicherlich sind die zu produzierenden Mengen geringer als in einer Kompostmiete, jedoch erfordern die Anwendungsbereiche kleinere Mengen als bei der Anwendung von herkömmlichem Kompost.
Das fertige Johnson-Su-Kompostsubstrat eignet sich hervorragend, um das Bodenmirkobiom zu fördern und zu stärken. So kann das Bakterien-Pilz-Verhältnis im Boden zu Gunsten der Pilze ausbalanciert werden. Das ist in der Praxis wichtig, denn die meisten landwirtschaftlichen Böden sind bakteriendominiert. Er ist also eher als Inokulation des Bodens als als Dünger für die Pflanze geeignet. Dementsprechend berichten viele Praktiker von den besonderen Vorzügen des Kompostsubstrats zum Ansetzen von qualitativ hochwertigem Komposttee .
Eine weitere Anwendung ist die Saatgutbeize mit dem Johnson-Su-Kompostsubstrat. Auch hier ist die Idee, dass die vielfältige und nützliche Mikrobiologie das Samenkorn und später den Samen besiedelt und stärkt.
Wir von Klim erkennen die Bedeutung von Komposten in der Landwirtschaft und bieten Landwirten bei der Umstellung auf vermehrt organische Düngung finanzielle Anreize für die Reduzierung der Emissionen und die Speicherung von CO2 im Boden. Landwirte werden für die vermehrte organische Düngung belohnt, was zusätzlich zur Verbesserung der Bodengesundheit und zum Klimaschutz beiträgt.
Entdecke die Vorteile von Klim für Deinen Betrieb und werde Teil unserer Gemeinschaft aus Landwirten.
Die Herstellungsdauer (12-14 Monate) ist vergleichsweise lang. Wer es jedoch nicht eilig hat, sollte dieser Methode eine Chance geben.
Auch das Aufsetzen ist etwas komplexer als beim Mieten-Kompost. Dafür entfällt im Anschluss das Umsetzen.
Das Auskleiden des Baustahlgitters mit Unkrautvlies (landscape-fabric) könnte sich als potenzielle Verunreinigung des Komposts mit Plastik-Fasern erweisen. Hier wären andere Auskleidungen denkbar.
Daten aus Langzeit-Versuchen fehlen noch zu dieser Kompostierungsmethode, da es sich um eine relativ neue Methode handelt.
Die Johnson-Su-Kompostierungsmethode erfordert keine speziellen Geräte oder Maschinen; alle Materialien für den Aufbau sind im Baumarkt erhältlich. Der Aufbau ist einfach und gut selbst durchzuführen. Der Kompostierungsprozess dauert relativ lange, jedoch ohne weitere Arbeit (außer feucht halten) nach dem Aufsetzen. Der „Spezial“-Kompost ist selbst und ohne hohe Kosten herstellbar. Er stellt eine interessante Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Mieten-Kompost dar. Besonders interessant ist der Johnson-Su-Kompost, um bakteriendominierte Böden in ein ausgeglichenes Verhältnis mit Pilzen zu bringen. Zudem ist er vielfältig einsetzbar: zur Herstellung von Komposttee, als Saatgutbeize, als Boden-Primer, etc.