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Im nachfolgenden Artikel wird der Umstieg von mineralischen Düngemitteln auf eine vermehrt organische Düngung beschrieben. Antworten auf die Fragen, warum diese so wichtig für den Boden ist, wie man mehr Organik in den Boden bekommt und welche Herausforderungen in Bezug auf eine organische Düngung gemeistert werden müssen, werden hier gegeben.
Organisches Material im Boden bringt viele Prozesse in Gang, die für die Bodengesundheit sowie -qualität von Bedeutung sind.
Zersetztes organisches Material wird zu Humus umgewandelt. Dieser bindet Aggregate im Boden, die nicht von Wasser zerstört werden.
Größere Poren sowie starke Aggregate erlauben es, überflüssigem Wasser leichter abfließen und so die Auswirkungen überflüssiger Wassermengen zu mindern. Auf der anderen Seite speichert Humus Wasser, welches von den Pflanzen bei Bedarf aufgenommen wird.
Organische Substanz ist eine wichtige Stickstoff-, Phosphor- und Schwefelquelle. Diese Nährstoffe werden pflanzenverfügbar gemacht, wenn sie zersetzt werden. Da dieser Prozess Zeit in Anspruch nimmt, werden nach und nach über eine längere Zeit hinweg Nährstoffe freigegeben.
Humus kann positiv geladene Nährstoffe wie Kalzium, Magnesium und Kalium in seiner Struktur binden und abgeben, wenn Pflanzen sie benötigen.
Organische Bodensubstanz (OBS) wird in lebende (Biomasse) und tote organische Substanz (Humus) unterteilt. Hier ein paar Optionen, wie man in der Landwirtschaft organisches Material in den Boden bringen kann.
Methode |
Beschreibung |
Brachen |
Den Boden eine Zeit lang mit grasdominanten Pflanzen bedeckt zu halten, fördert nachhaltig die Menge an organischer Masse im Boden. Auch eine ein- bis zweijährig begrünte Brache verbessert bereits deutlich die Bodenstruktur. Längere Brachen bringen mehr OBS ein. |
Stoppelernte |
Die Wurzeln und Stoppeln von Getreide oder anderen Kulturen auf dem Feld zu lassen ist eine Gelegenheit, Organik einzubringen. |
Organisch Düngen |
Organischer Dünger ist in fester und flüssiger Form aus pflanzlichem oder tierischem Ausgangsmaterial erhältlich. Um einen großen Effekt auf die OBS zu haben, muss regelmäßig in großen Mengen gedüngt werden. |
Pflanzenkohle |
Pflanzenkohle stabilisiert Bodenaggregate, die im Umkehrzug partikelförmiges organisches Material binden und vor Auswaschungen und Erosion schützen. |
Komposttee |
Dieser ist ein Pflanzenextrakt und eine Quelle von Mikroorganismen, löslichen Mineralien und organischem Material. |
Bevor man sich die Frage stellt, wie man optimal organisch düngt, muss geklärt werden, ob der Betrieb für die Umstellung von mineralischer auf organische Substanzen geeignet ist.
Zuallererst sollte man sich der möglichen Schwierigkeiten der organischen Düngung bewusst werden. Es wird Know-How benötigt, um mineralische Düngemittel durch organisch hergestellte auszutauschen. Mögliche Schwierigkeiten können bei folgenden Faktoren auftreten:
Schwer kalkulierbare Nährstoffversorgung
Eine erfolgreiche organische Düngung ist an viele Bedingungen wie zum Beispiel das Wetter oder die Ausbringtechnik geknüpft. Durch variierende äußere Einflüsse unterscheiden sich folglich auch die Nährstoffgehalte.
Unterdüngung
Weichen viele Nährstoffe durch Auswaschungen und Verflüchtigungen durch ungünstige Rahmenbedingungen beim Ausbringen der Dünger, so kann der Nährstoffbedarf nicht gedeckt werden.
Verunreinigungen
Das Risiko von Verunreinigungen wie Giften oder Bakterien in organischem Dünger ist insbesondere bei Dünger tierischen Ursprungs ein Thema. Es können Schimmel, Unterdüngung, hohe Auswaschungen oder Verflüchtigungen sowie Nährstoffdifferenzen auftreten, die der Ernte schaden.
Gülle, Mist oder Gärreste fallen täglich auf Betrieben mit Tierhaltung an. Wird dieser gesammelt, aufbereitet und aufgetragen, so bleiben die Kosten gering.
Reine Ackerbaubetriebe müssen kreativ werden oder diesen von Viehbetrieben erwerben. Durch die Obergrenze der Ausbringungsmenge, haben viele Betriebe einen Überschuss an Dünger tierischen Ursprungs und somit kann dieser relativ erschwinglich erworben werden. Eine andere Möglichkeit wäre ein Verzicht auf das Einsetzen dieses Düngers. Stattdessen kann der Landwirt auf organischen Dünger pflanzlichen Ursprungs ausweichen. Dafür eignet sich beispielsweise die Gründüngung und der Einsatz von Kompost.
Die ausschließliche Verwendung von Mineraldüngern ist laut Aussagen des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) das teuerste Düngeverfahren.
Substituiert man Teile des Mineraldüngers mit Klärschlamm, so fallen rund 29% weniger Kosten an. Bei der gemischten Düngung mit Rindergülle sind dies 12% und mit Kompost immerhin 10%.
Auch wird angenommen, dass unter diesen Voraussetzungen die Humusbilanz in einer Winterraps/Winterweizen/Silomais/Wintergerste Fruchtfolge nicht negativ ausfallen wird.
Wie viel Mineraldünger substituiert werden kann, hängt vom organischen Dünger selbst ab.
Dünger |
Substitutionspotenzial |
Kompost |
5-10% |
Rindermist |
24-35 % |
Rindergülle |
bis zu 64% |
Grundsätzlich ist es nicht möglich, die mineralische Düngung vollständig gegen die organische auszutauschen, wenn ein gleich hoher Ertrag angestrebt wird.
Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass Dünger in einem organisch-anorganischen Gemisch nicht nur die Verwendung von synthetischen Düngemitteln verringern können, sondern die Effektivität und Nachhaltigkeit des Bodens als Ökosystem langfristig verbessern. Diese Art der Düngung ist eine Möglichkeit, Erträge und OBS in vielen Ackerbausystemen zu verbessern.
Im Maisanbau wirkt sich eine gemischte Düngung laut Versuchen positiv auf die agronomische Effektivität und die Ernteproduktivität aus.