Fruchtfolgeoptionen für Ackerbaubetriebe

Lesedauer: 5 Minuten 

 

Die Fruchtfolge bezeichnet die geordnete, zeitliche Abfolge von Nutzpflanzen, die nacheinander auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut werden. Die Planung der Fruchtfolgen ist bestimmt durch Aspekte wie die lokalen klimatischen und ökologischen Bedingungen, die Anzahl der verfügbaren Flächen, sowie die allgemeine ökonomische Situation.

Das gezielte Planen und Einhalten von Fruchtfolgen kann viele wissenschaftlich belegte Vorteile mit sich bringen:

Dementsprechend sind sie gerade in der regenerativen Landwirtschaft, in welcher versucht wird, die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und mineralischen Düngern zu reduzieren, besonders interessant.

Die Fruchtfolge beschreibt ein komplexes System, bei dem die Einhaltung der geltenden Regeln einen Boden und Erträge hoher Qualität versprechen. In diesem Artikel wird auf die möglichen Fruchtfolgeoptionen speziell für Ackerbaubetriebe eingegangen.

 

Was gilt es zu beachten?

Bei der Auswahl von Fruchtfolgen ist es zunächst wichtig, zwischen Blatt- und Halmfrüchten zu unterscheiden:

Blattfrüchte, oder auch “tragende Früchte” gelten als gute Vorfrüchte innerhalb einer Fruchtfolge, da sie den Boden mit Nährstoffen anreichern (Humusmehrer). Dazu zählen primär Leguminosen wie Erbsen oder Ackerbohnen.
Dem gegenüber stehen die Halmfrüchte, oder “abtragende Früchte”, welche als Humuszehrer bezeichnet werden, da sie dem Boden die vorher angereicherten Nährstoffe entziehen. Zu ihnen zählen alle Getreidearten wie Weizen, Roggen, Gerste aber auch Körnermais.
Diese Einordnung ist heute durch die Abnahme der Viehhaltung und der Humuswirkung aber differenzierter zu betrachten. So wirken Kartoffeln beispielsweise stark humuszehrend, während Hafer phytosanitäre Eigenschaften wie eine Blattfrucht mit sich bringt. 


Weiterhin müssen die Effekte von Vorfrüchten auf die nachfolgende Frucht beachtet werden und welche Möglichkeiten zur Verbesserung der Fruchtfolgen, zum Beispiel durch Zwischenfrüchte und Untersaaten, gegeben sind. Eine langfristige Planung der Fruchtfolgen ist auch besonders wichtig, da je nach Kulturpflanze einige Monate bis teilweise mehrere Jahre Anbaupausen eingehalten werden müssen. 

 

Bedingungen für Fruchtfolgen

Je nach Region und Standort eines Betriebes herrschen ganz unterschiedliche Bedingungen in Bezug auf Bodenstruktur, Klima, die Anzahl der verfügbaren Flächen und auch die aktuelle ökonomische Situation. Stehen beispielsweise vier Äcker für den Anbau zur Verfügung, bietet es sich dementsprechend an, eine Vierfelderwirtschaft zu nutzen. Gerade im ökologischen Anbau sind aber sieben bis acht Felder durchaus üblich. Dabei sollten Kulturpflanzen in Abhängigkeit ihrer Ansprüche (Wasserverfügbarkeit, Lichtbedarf, Nährstoffbedarf) gewählt werden. Aus ökonomischer Sicht ist es gerade für reine Ackerbaubetriebe, welche keine großen Mengen Futter für Tiere anbauen müssen und somit auch weniger eingeschränkt in der Wahl der Fruchtfolgen sind, sinnvoll verschiedene Kulturen anzubauen. 

Für eine optimale Fruchtfolge ist es aber auch entscheidend, die Wirkungen der Vorfrucht auf die Nachfrucht zu kennen.
Die von der Vorfrucht hinterlassenen Ernterückstände setzen Nährstoffe frei, welche dann von der Folgefrucht aufgenommen werden. Weitere positive Effekte sind unter anderem die verbesserte Wasser- und Nährstoffzufuhr und die Auflockerung der Bodenstruktur.

Dabei kann es aber auch zur Übertragung von Krankheiten kommen. Sporen können als Erreger kurzfristig Krankheiten übertragen, auch über größere Distanzen (Verbreitung durch Wind). Aber auch langfristig ist Übertragungspotential gegeben, da Dauersporen, Myzelien und Zysten eine längere Zeit im Boden überdauern können. Krankheiten können so auch zwischen den Feldern übertragen werden, auf denen im Vorjahr dieselbe Frucht stand. Das kann auf Dauer zu einer langfristigen Fruchtfolgewirkung führen, wie zum Beispiel der Schwarzbeinigkeit, der weltweit bedeutendsten Fruchtfolgekrankheit im Getreidebau.
Um solchen Szenarien präventiv entgegenzuwirken, gilt die “Goldene Regel” der Fruchtfolge, welche für den ausgewogenen Wechsel zwischen Blattfrucht und Halmfrucht sowie Sommerung und Winterung steht.


Prinzipiell gilt immer, dass die positiven Effekte der  Nutzung und Einhaltung von Fruchtfolgen umso lohnender sind wenn bisher keine oder nur einseitige Fruchtfolgen genutzt wurden, wenn die Nährstoffversorgung des Bodens schlecht ist und wenn der Krankheits-, Unkraut- und Schädlingsdruck hoch ist. Dementsprechend sollte auch bei Änderung der ökologischen und natürlichen Bedingungen an einer langfristig geplanten Fruchtfolge festgehalten werden. Die momentane Qualität der Böden kann durch Fruchtfolgen gewährleistet beziehungsweise gesteigert werden. So wird zum Beispiel bei sandigen Böden, wie sie in Großteilen Brandenburgs vorherrschen, der Wasserhaushalt verbessert. 

Beispiele für Fruchtfolgeoptionen im Ackerbau

Gerade im Ackerbau mit wenig bis keiner Tierhaltung ist eine gut geplante Fruchtfolge umso entscheidender. Eine Optimierung durch voran genannte Möglichkeiten wie Untersaaten und Zwischenfrüchte ist besonders wichtig. Auch die Nutzung von externen Düngerquellen, wie Grüngutkompost, wird zur effizienten Gestaltung der Fruchtfolge beitragen. Eine nur auf Körnerleguminosen aufbauende Fruchtfolge (ohne Futterbau, Grünbrache) ist nicht möglich, ohne dass der Boden auf Dauer an Fruchtbarkeit verliert. 
Um die Leguminosemüdigkeit zu vermeiden, sollten höchstens 33% Leguminosenanteil in der Fruchtfolge verwendet werden, um den nötigen Stickstoff- und Humusbedarf zu decken und ein Aushungern der Fläche zu vermeiden. In viehlosen Betrieben wird großteilig Kleegras verwendet, da es eine Kultur mit besonders hoher Stickstofffixierungsleistung und Humusreproduktion ist. Der Aufwuchs muss aber als Futter geschnitten und abgefahren werden. Als Mulchauflage reduziert sich die Fixierungsleistung. Der Getreideanteil der Fruchtfolge wird durch den Leguminosen- und eventuellen Hackfruchtanbau begrenzt und sollte 40% nicht überschreiten, um eine zu enge Fruchtfolge, und damit die Entstehung und Verbreitung von Krankheiten, zu vermeiden. Da Hackfrüchte extrem humuszehrend wirken, sollte ihr Anteil streng limitiert werden und 15% nicht überschreiten.

Im nachfolgenden Abschnitt werden einige etablierte und optimierte Fruchtfolgeoptionen aufgelistet.

Begriffsabkürzungen:

1. ZF = Zwischenfrucht
2. US = Untersaaten
3. Wi. = Winter
4. So. = Sommer
5. Legu = Leguminosen
6. -Legu = ohne Leguminosen
7. +Legu = mit Leguminosen
8. NS = Niederschlag


Wie können Fruchtfolgen verbessert werden?

Zur Ergänzung der Fruchtfolgen können Zwischenfrüchte genutzt werden. Sie sind ein effektives Mittel um Anbaulücken zu schließen und die positiven Effekte der Fruchtfolgen in Bezug auf Humusaufbau, Wasserhaushalt, Bodenstruktur und Nährstoffverfügbarkeit zu verstärken. Typische Zwischenfrüchte sind Senf, Ölrettich, Kleegras, Weidelgras oder Grünroggen. Dabei ist es möglich zwei Fruchtarten gemeinsam auf dem Acker auszubringen (Untersaaten). Wenn die Hauptfrucht/Deckfrucht, zum Beispiel Getreide, geerntet wird, bleibt die Untersaat als Zwischenfrucht noch auf dem Feld, wächst schneller weiter und der Boden bleibt bedeckt. 

Für Rapsfruchtfolgen eignen sich Zwischenfrüchte wie Buchweizen, Gräser, Lein und Leguminosen wie Alexandrinerklee besonders gut. Verzichtet werden sollte auf Früchte, an denen sich Krankheiten wie Sclerotinia oder Kohlhernie vermehren können, was vor allem bei Kreuzblütlern der Fall ist.

Bei Maisfruchtfolgen muss lediglich die Zwischenfrucht zur Fruchtfolge passen, da Mais keine phytosanitären Ansprüche stellt. Dennoch muss auf sortenspezifische Eigenschaften geachtet werden.
Bei reinen Getreidefruchtfolgen sind die Einschränkungen nur sehr gering. Allerdings sollten nahe Verwandtschaften wie zum Beispiel zum Rauhafer vermieden werden. Je nach Vorhaben können andere Zwischenfrüchte gewählt werden:
Leguminosen bewirken eine verbesserte Stickstoffeinbindung während Tiefwurzler wie Ölrettich eine verbesserte Bodenlockerung bewirken.

 

Zusammenfassung

Die Planung und die korrekte Ausführung von Fruchtfolgen kann eine große Herausforderung an den landwirtschaftlichen Betrieb darstellen. Es gibt nicht die immer korrekte Fruchtfolge, die jeder anwenden kann. Es ist eine langfristige Planung nötig und es gilt viele Faktoren abzuwägen:


Auch wenn das System der Fruchtfolgen sehr komplex ist, so überwiegen die wissenschaftlich belegten Wirkungen und Vorteile dem damit verbundenen Aufwand.