Ernte und Verwendung von Hanf

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Die Vielfältigkeit von Hanf macht sich in den unzähligen Möglichkeiten der Verwendung, aber auch in den Methoden der Ernte bemerkbar. Die traditionellen Nutzungen von Hanf stellen eine echte Alternative zu vielen konventionellen Produkten dar. 

 

Ernte

Nach aktuellem Stand stellt die Hanfernte noch eine Schwierigkeit dar, da der Erntezeitpunkt und die eingesetzten Maschinen von dem gewünschten Endprodukt abhängig sind. Grundsätzlich wird zwischen Faserhanf, Körnerhanf und Hanfblüten unterschieden. 

Der richtige Erntezeitpunkt für Hanf ist bei voller Blüte der Pflanze. Die Trockensubstanz beträgt dabei etwa 30 Prozent. Je nach Sorte und Anbaubedingungen liegt diese bei Ende Juli bis Ende September. Da sich die Hanffaser im Stängel befindet, ist für dieses Verwendungsziel eine hohe Pflanzendichte mit langen Stängeln erstrebenswert. Zum Zeitpunkt der Ernte sind die Fasern der Hanfpflanze noch nicht verholzt. Wird ein Mähwerk verwendet, müssen die Pflanzen zur Feldröste zwei bis drei Wochen auf dem Acker liegen gelassen werden. Bei der Röstung wird das Pektin und die Gewebeschicht um die Faserbündel durch Mikroorganismen und UV-Strahlung zersetzt. Eine Schwierigkeit stellt das Wenden des Hanfs dar, da die Fasern sehr stark sind. Dafür wird eine Kreiselschwader verwendet. Der Hanf wird gepresst sobald sich die Fasern gut vom Holzteil trennen lassen. Beim Pressen sollten auch speziell umgerüstete Ballenpressen verwendet werden, um Maschinenschäden zu vermeiden. Der Gehalt der Trockensubstanz sollte für die Lagerung bei unter 80 Prozent liegen. Es ist ein Ertrag von ca. 800 - 1.000 kg bei Faserernte und 5 - 10 t pro Hektar bei Strohernte zu erwarten. Bei der Beschaffung von speziellen Maschinen ist es ratsam sich mit Landwirten aus der Region zu vernetzen, um den Anbau kostengünstiger zu gestalten.

Die Ernte der Samen hingegen sollte im September erfolgen, da sie danach aushärten und von selbst ausfallen. Zur Ernte werden modifizierte Mähdrescher eingesetzt, die nur den oberen Teil der Pflanze ernten, in denen sich die Samen befinden. Der Drusch ist vor allem deshalb so anspruchsvoll, da die Fasern sich um die Dreschtrommel wickeln und so die Maschine verstopfen können, was aufwendige Reinigungsarbeiten mit sich bringt. Die geernteten Körner müssen anschließend getrocknet werden. Das zurückbleibende Stroh und die Stängel können wegen der Beeinträchtigung von Maschinen nicht als Mulch verwendet werden. Die niedergewalzten Pflanzen können über den Winter auf dem Feld verbleiben und im nächsten Jahr bei fortgeschrittener Zersetzung in den Boden eingearbeitet werden. 

Da sich die Erntezeitpunkte unterscheiden, ist eine gleichzeitige Gewinnung von Faserhanf oder Hanfstroh nicht möglich.  Zu erwarten sind etwa 800 - 1.000 kg Samen pro Hektar. Die Ernte der Blüte wird hier nicht weiter thematisiert, da der Anbau von Hanf als Rauschgift in Deutschland verboten ist und dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt. 

 

Verwendung

Die robusten Hanffasern wurden früher vor allem zur Herstellung von Tauen, Segeln und Textilien verwendet. Bis nach dem zweiten Weltkrieg gab es weltweit einen großen Markt für Hanffasern. Die Produktion ging allerdings erheblich zurück, als die Kunstfaser entwickelt wurde und die Hanffaser nahezu gänzlich verdrängte. Dabei sind Textilien, die aus Hanf bestehen, natürlicherweise antibakteriell, besonders atmungsaktiv, resistent gegen UV-Strahlung und äußerst robust. Forscher des “Stockholm Environmental Institute” fanden zudem heraus, dass Hanf im Vergleich zu den am häufigsten eingesetzten Textilfasern Baumwolle und Polyester viel umweltfreundlicher ist, was sich z.B. in einem bis zu 75 Prozent niedrigeren Wasserverbrauch äußert.

Neben der Verwendung als Textilfaser ist Papier aus Hanf eine echte Alternative zu konventionellen Papier, das aus Holz gewonnen wird. Im Vergleich zu Bäumen hat Hanf den Vorteil, dass er um ein vielfaches schneller wächst und in kürzerer Zeit eine höhere Rohmasse erzeugen kann. Nicht nur in der Papier-, sondern auch in der Baubranche stellt Hanf inzwischen eine nachhaltige Alternative zu Dämmstoffen aus mineralischen und fossilen Materialien dar. Nicht nur der ökologische Fußabdruck, auch die physikalischen Eigenschaften sind hervorragend: Als Baustoff ist Hanf nicht entzündlich, schimmelresistent und neben guten Wärmedämmeigenschaften zudem feuchtigkeitsregulierend, was zu einem guten Raumklima führt. Um die Klimaziele der EU zu erreichen, muss die Bauindustrie nachhaltiger werden. Ein Weg besteht in der Substitution umweltschädlicher Baustoffe durch nachwachsende Rohstoffe. Auch Autobauer und die Hersteller kompostierbarer Verpackungen experimentieren mit den Produkteigenschaften von Hanf und arbeiten an nachhaltigen Lösungen, um kunststoffbasierte Produkte zu reduzieren.

Da die Zahl der Verarbeitungsbetriebe begrenzt, das Wissen zur Verarbeitung nicht mehr verbreitet und die Preise für das Rohmaterial hoch sind, sind Produkte wie Textilien oder Baustoffe aus Hanf bisher noch ein Nischenprodukt.

Der hohe Nährstoffgehalt von Hanf ist v.a. auf die vielen Cannabinoide, Terpene, Phenole und Flavonoide zurückzuführen. Botanisch betrachtet ist der Hanfsamen eine Nuss. Es verwundert daher nicht, dass er einen hohen Gehalt an hochwertigen Proteinen mit allen essentiellen Aminosäuren, Ballaststoffen und essentiellen Fettsäuren wie Omega-3, Linolsäure oder Alpha-Linolensäure enthält. Meistens werden Hanfsamen durch Pressen zu Öl weiterverarbeitet, dem eine entzündungshemmende und beruhigende Wirkung nachgesagt wird. Als Nebenprodukt entsteht Hanfpresskuchen, der ebenfalls reich an Proteinen ist und deshalb als Futtermittel aus eigener Herstellung verwendet werden kann. Daher könnte Hanf in Zukunft eine wichtige Quelle für die nachhaltige Produktion von Protein aus lokalem und ökologischem Anbau sein. Studien haben einen erhöhten Omega-3-Gehalt und eine höhere Rohproteinkonzentration in den Erzeugnissen von Legehennen und Milchkühen festgestellt, welche mit Hanfkuchen gefüttert wurden. Die Weiterverarbeitung zu Mehl und Schrot oder der Konsum der rohen Samen sind ebenfalls verbreitet. Ähnlich zu Salat wurden früher auch die frischen und nährstoffreichen Hanfblätter als Rohkost verzehrt. 

Medizinische Anwendungen und Wirkungen von Hanf beruhen meist auf dem Wirkstoff THC, der v.a. in den Blüten vorkommt. Da aktuell die rechtliche Grundlagen für den kontrollierten Anbau mit dem Ziel der Erzeugung medizinischen Hanfs fehlen, wird an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen. Es ist allerdings zu vermerken, dass entsprechende Gesetze dem Anbau zu weiterer Blüte verhelfen würden.

 

Fazit

 

Bisher ist Hanf nur ein Nischenprodukt. Die wachsende Beliebtheit und steigendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung, sowie die erwiesene Funktionalität lässt Hanf jedoch in vielen Branchen Einzug halten. Aufgrund des großen Potenzials  zur Erschließung neuer Märkte ist in Zukunft mit einer steigenden Nachfrage und damit einhergehend einer erhöhten Produktion von nachhaltigem und lokalen Hanf zu rechnen.