Emissionsreduktion in der Rinderhaltung

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Kühe gelten durch ihren Methanausstoß häufig als die Klimasünder schlechthin. In der regenerativen Landwirtschaft ist Viehbesatz jedoch ein zentrales Element für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. In diesem Artikel wollen wir dir Ansätze näher bringen, wie Emissionen in der Rinderhaltung reduziert werden können.

Aspekte der Haltung

Bei der Mutterkuhhaltung grasen die Tiere einen Großteil des Jahres auf der Weide. Dies hat aus der Perspektive des Klimaschutzes den Vorteil, dass das Grünland erhalten bleibt. Besonders extensiv beweidetes Grünland, wie es bei der Mutterkuhhaltung häufig vorkommt, hat hohe CO2-Sequestrierungsraten. Erste europäische Studien deuten an, dass unter guten klimatischen Bedingungen sogar klimaneutrale Bewegungssysteme mit einem Viehbesatz von bis zu 1,2 GV/ha möglich sein können (Soussana 2020).

Im Artikel Grünland: "Biodiversität und Leistungsfähigkeit auf der selben Fläche?" erfährst du mehr zu dem Thema. 

Bei der Milchviehhaltung ist Weidehaltung ebenfalls die eindeutig klimafreundlichere Alternative zur Stallhaltung. In Letzterer werden mehr Emissionen durch Futterbergung und Ausbringung der anfallenden Gülle verbraucht. Die Haltung auf Grünland fördert zusätzlich den Erhalt von Dauergrünland als Kohlenstoffsenke und wirkt sich positiv auf Gesundheit der Tiere und deren Nutzungsdauer aus. Diese Faktoren senken den CO2-Fußabdruck von Milchvieh weiter.

Die richtige Fütterung

In der Mutterkuhhaltung ist eine gezielte Veränderung der Fütterung während der Beweidungszeit schwierig. Während der Stallhaltung im Winter kann die Futtermischung jedoch beeinflusst werden. Dabei gelten dann die gleichen Grundsätze wie beim folgend beschriebenen Milchvieh. Die Fütterung von Milchvieh ist ein viel diskutiertes Thema. Die Wissenschaft ist sich noch uneins, ob eine rohfaserreiche oder rohfaserarme Fütterung emissionsärmer ist. Die Verwendung von faserarmen, importierten Energiefuttermitteln wie Sojaextraktionsschrot gilt es jedoch aufgrund der hohen Emissionen definitiv zu vermeiden.  Die Option der Weidehaltung ist, ebenso wie bei den Mutterkühen, sowohl artgerecht als auch klimafreundlich. Entscheidend für die Futterqualität des Aufwuchses ist dabei das richtige, standortangepasste Weidemanagement. 

Zweinutzung oder Hochleistung?

In der Mutterkuhhaltung gibt es zunehmend Bestreben, Rassen zu züchten, die aufgrund einer höheren Futterverwertung geringere Methanemissionen verursachen. Allgemein werden Rassen mit wüchsigen Kälbern und wenig Gesamtgewicht (Mutter+Kalb) empfohlen, da so anteilig weniger Futter für den Erhaltungsbedarf benötigt wird. In der Milchviehhaltung ist die Rechnung etwas komplizierter. Hochleistungskühe wie beispielsweise Holsteins haben die niedrigere CO2-Bilanz je produziertem Liter Milch aufgrund ihrer hohen Produktivität. Betrachtet man diese jedoch ganzheitlich, inklusive der Nutzung der Bullenkälber, Nutzungsdauer, Fertilität und Gesundheit, wandelt sich das Bild zugunsten der Zweinutzungsrassen. Die männlichen Nachkommen dieser Rassen können weitaus effektiver gemästet werden als Intensivkälber, wodurch ein geringerer CO2-Ausstoß pro Kilo Rindfleisch entsteht. Des Weiteren sind Zweinutzungsarten meist robuster und haben eine längere Nutzungsdauer. Da durch den Prozess des Ersatzes einer Kuh mehr Emissionen entstehen, wirkt sich die Nutzungsdauer ebenfalls positiv auf den klimatischen Fußabdruck der Zweinutzungsrinder aus. Auch die verbesserte Gesundheit und Fruchtbarkeit sind in Bezug auf die THG-Emissionen vorteilhaft.

Die Fitness ist entscheidend

Eine sehr effiziente Methode zur Reduktion der Emissionen ist die Steigerung der Fruchtbarkeit der Mutterkühe. Jede Mutterkuh, die nicht tragend ist, produziert so gesehen Methan ohne Nutzen. Auch eine längere Nutzungsdauer reduziert die Methanemissionen. Lebt eine Mutterkuh z.B. 9 statt 8 Jahre und gebärt ein Kalb mehr, müssen weniger Tiere aufgezogen werden, um geschlachtete Mutterkühe zu ersetzen. Eine gute Gesundheit und Fruchtbarkeit, langlebige Kühe und ein tiefes Erstkalbealter führen also zu mehr Schlachttieren pro Kuh. Geringe Kälberverluste, hohe Tageszunahmen und Schlachtausbeute ergeben mehr Fleisch pro Tier. Diese klassischen Mittel der Produktionstechnik verringern auch die Treibhausgas-Emissionen pro kg Fleisch.

Ähnlich verhält es sich bei Milchrindern. Gesundheit, Persistenz und Fertilität, sogenannte Fitnessmerkmale in der Milchviehzucht, gewinnen auch in den konventionellen Zuchtverbänden wieder mehr Beachtung. Eine “fitte” Kuh ist damit leistungsfähig aber gleichzeitig robust und kommt mit Belastungen zurecht. Die Prinzipien zur Emissionsreduzierung funktionieren ähnlich zu den Mutterkühen. Eine hohe Fruchtbarkeit steigert die Effizienz der Milchproduktion, ebenso wie die Gesundheit und Persistenz. Dadurch sinken die THG-Emissionen pro produziertem Liter Milch.  

Zukunftsaussichten

Neben den bisher eher klassischen Methoden zur Reduktion von THG-Emissionen in der Rinderhaltung gibt es auch innovative Ideen, den Methanausstoß zu senken. Der Fokus liegt dabei vor allem auf Zusatzstoffen in der Fütterung. 

Das erste hier zu nennende Additiv ist 3-NOP (3-Nitrooxypropan). Diese organische Verbindung hemmt ein Enzym, das für das Endstadium der Methansynthese im Pansen entscheidend ist. Methanemissionen in der Milchviehhaltung konnten durch die Zugabe in ersten Studien um 20-40 % reduziert werden. Noch ist das 3-NOP nicht in der EU als Viehfutterzusatz zugelassen, eine Genehmigung ist aber beantragt. 

Ähnliches gilt für den Einsatz von roten Algen (Asparagopsis). Je nach Futterdosis und Konzentration des Wirkstoffes Bromochlorforom (BCM) schwanken die Werte für die Methanemissioen zwischen 45-80 %. BCM ist an sich toxisch, durch die an die Kühe verabreichten Dosen konnten bisher jedoch keine Gesundheitsschäden festgestellt werden. Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, doch die Produktion der Algen, die Auswirkung der Fütterung auf die Rinder sowie die richtige Dosierung benötigen noch weitere Forschungsarbeit.

Fazit

Gesundheit, Ausdauer, Effizienz und Haltung bilden wichtige Merkmale für eine klimafreundlichere Rinderhaltung. Viele der Methoden, die sich positiv auf das Klima auswirken, sind auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen erstrebenswert. Die Nutzung von Grünland als Weide ist auch für die Biodiversität und Erhaltung von Kulturlandschaften förderlich. Dadurch kann Rinderhaltung rentabel und klimafreundlich zugleich gestaltet werden.