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Wenn man in Deutschland über Klimaschutz in der Landwirtschaft sprechen möchte, kommt man an Moorböden nicht vorbei. Immerhin ist die Bewirtschaftung dieser Böden für 40% der Treibhausgasemissionen aus den Sektoren Landwirtschaft und Landnutzung verantwortlich. Viele Landwirtinnen und Landwirte, besonders im norddeutschen Raum, sind für ihre Existenzsicherung jedoch auf eine Bewirtschaftung dieser Flächen angewiesen. In diesem Artikel erfährst du, wie durch Wasserstandsanhebungen und Paludikulturen versucht wird, eine Lösung für dieses Problem zu finden.
4,2% (1,5 Mio. Hektar) der Landesfläche Deutschlands sind Moorfläche.
Diese Fläche stellt mit 1300 - 2400 Mio. Tonnen den größten terrestrischen Kohlenstoffspeicher Deutschlands dar.
Mehr als 95% dieser Flächen sind entwässert, v.a. für die landwirtschaftliche Nutzung.
Dies führt zu einer jährlichen Emission von 47 Mio. Tonnen CO2eq, das entspricht 4-5% der gesamten deutschen THG-Emissionen.
Verantwortlich für die Emissionen ist der sogenannte Torfschwund bzw. Torfzehrung. Seit der letzten Eiszeit sind die Moore in Deutschland durch Torfbildung entstanden. Bei diesem Prozess wird über einen langen Zeitraum CO2 der Atmosphäre entzogen und im Torfkörper gespeichert. Wird ein Moor nun für die landwirtschaftliche Nutzung entwässert, kommt es zur Oxidation des im Boden gebundenen Kohlenstoffes. Dadurch entweichen klimarelevante Gase, vor allem CO2 und N2O.
Die Treibhausgasemissionen auf diesen Flächen können nur verhindert werden, wenn der Abbau des Torfkörpers durch Wasserzufuhr gestoppt wird. Einfach gesagt: Die Moore müssen wieder nass werden.
Viele Landwirtinnen und Landwirte möchten ihre momentane Bewirtschaftungsform nicht aufgeben. Deswegen wird erprobt, wie eine intensive Grünlandbewirtschaftung bei zeitweise angehobenem Wasserpegel durch Unterflurbewässerung oder Grabenanstau möglich ist. Erste Zwischenergebnisse aus dem Swamps-Projekt zeigen eine mittlere Reduktion der CO2-Emissionen in Höhe von 22% durch Unterflurbewässerung an Niedermoorstandorten. Zudem wurde auf diesen Flächen festgestellt, dass die Resilienz und das Ertragspotenzial bei angehobenen Wasserständen deutlich verbessert wurde.
Paludikulturen beschreiben eine Vielzahl landwirtschaftlicher Nutzungsformen nasser Hoch- und Niedermoore. Ziel ist es, Moorschutz, Klimaschutz und landwirtschaftliche Nutzung zu vereinen.
Besonders in der stofflichen und energetischen Nutzung weisen Paludikulturen ein großes Potenzial auf. Für Rohrkolben ist die Nachfrage seit Jahren höher als die verfügbare Pflanzenmasse. Der Anbau von Schilf ist anspruchslos und liefert bis zu 24 Tonnen Trockenmasse pro Hektar. Die Nutzung der Energiepflanzen wird jedoch vermutlich erst mittelfristig eine große Rolle spielen. Sollen Übergangsenergieträger wie Erdgas durch klimafreundliche Alternativen abgelöst werden, könnten mit Segge, Rohrglanzgras und Co. deutlich höhere Preise erzielt werden.
In Deutschland wird die Paludikultur noch nicht großflächig angewendet. Damit das der Fall wird, müssen ein paar Hindernisse überwunden werden:
Entwicklung marktfähiger Produkte: Auch wenn das Potenzial für die stoffliche Nutzung groß ist, gibt es noch Forschungsbedarf um die daraus produzierten Produkte marktfähiger zu gestalten.
Flächenprämien: Eine großes Hemmnis für Landwirtinnen und Landwirte ist, dass Paludikulturpflanzen momentan noch nicht als landwirtschaftliche Erzeugnisse anerkannt werden. Dementsprechend wird durch den Anbau keine Flächenprämie erzielt. Ohne diese Grundvoraussetzung haben Paludikulturen einen großen wirtschaftlichen Nachteil gegenüber der klassischen landwirtschaftlichen Nutzung auf Moorstandorten.
Zugang zu Wissen und Technik: Die Erfahrungswerte für den großflächigen Anbau von Paludikulturen sind noch gering. Forschungseinrichtungen arbeiten mit der Landwirtschaft jedoch intensiv daran, dies zu ändern und Paludikulturen skalierbar zu machen.
Trotz dieser Hürden ist es wahrscheinlich, dass der Ausbau der Paludikulturen in naher Zukunft stark zunehmen wird. Mit Einsparungspotenzialen von über 20 Tonnen CO2eq pro Jahr und Hektar, sind die Möglichkeiten einer klimafreundlicheren Landwirtschaft auf diesen Flächen zu groß, um sie dauerhaft zu missachten.