Paludikultur - Land und Forstwirtschaft auf...

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Paludikultur („palus“ – lat. „Sumpf, Morast“) ist die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore. Ein traditionelles Beispiel dafür ist der Anbau von Schilf für Dachreet. Neue innovative und nachhaltige Nutzungen sind etwa die energetische Verwertung von Niedermoor-Biomasse, die Nutzung von Röhrichten für neue Baustoffe oder die Kultivierung von Torfmoosen als Torfersatz in Substraten für den Gartenbau.

 

Klimarelevante Bedeutung des Moors

Moorböden sind der größte terrestrische Kohlenstoffspeicher, sie binden mehr Kohlenstoff als alle Bäume in den Wäldern der Erde. In Deutschland gibt es ca. 1,3 Millionen Hektar Moore. 95% wurden für die Land- und Forstwirtschaftliche Nutzung trockengelegt. Torf besteht zu 50 % aus Kohlenstoff, welcher durch die Trockenlegung freigesetzt wird. Darüber hinaus speichert das Moor Stickstoff, der im Falle einer Entwässerung zu klimaschädlichem Lachgas entweicht.

 

Paludikulturen als Lösungsansatz

In Paludikulturen wird mit Pflanzen gewirtschaftet, die einen hohen Wasserstand vertragen. Oftmals sind es Pflanzen zur Energiegewinnung oder zur Stoffliche Verwendung. Das Treibhausgas Minderungspotenzial ist bei einer Bewirtschaftung sogar größer als bei einer reinen Wiedervernässung. Denn bei einer Bewirtschaftung mit Paludikulturen werden durch die Endprodukte fossilbasierte Produkte ersetzt.

 

Torfmosse als Torfersatzstoff

Ein Beispiel für die stoffliche Nutzung von Rohstoffen aus Paludikulturen ist die Verwendung von Torfmoosen. Torfmoose können als Torfersatz in gartenbaulichen Substraten und Erden dienen. Sie können auf wiedervernässten Flächen angebaut und geerntet werden. Forschungen und Entwicklungen werden seit 2004 durch das BMEL unterstützt. Die Torfmoose eignen sich gut als Substratrohsoff, in einigen Versuchen in der Gemüse Anzucht sowie mit Zierpflanzen und Kräutern wurden sehr gute Resultate erzielt. Um hohe Torfmooserträge zu erzielen, wird bereits an Torfmoos gezüchtet. Das Projekt “MOOSzucht” will die Produktivität von Torfmoos um bis zu 30% verbessern, um eine höhere Rentabilität im Anbau zu sichern.

 

Schilf und Rohrkolben als Dämmstoffe

Auch der Anbau von Schilf und Rohrkolben kann für wiedervernässte Moore Potenzial bieten. Als Bau und Dämmstoff haben sie ein hohes Wertschöpfungspotenzial und erbringen durch Kohlenstoffspeicherung und langlebigen Produkten einen zusätzlichen Klimanutzen. Auch hier sind Forscher dabei, die Pflanzen  züchterisch zu optimieren, um eine höhere Rentabilität zu schaffen. Da Schilf auch noch immer auf Dächern als “Reetdach” genutzt wird gibt es auch hier eine Nachfrage. Bei Analysen des Dachschilfmarktes wurde sogar festgestellt, dass lediglich nur 17% des verbauten Schilfs in Deutschland auch aus Deutschland kam.

 

Fazit

Die nasse Bewirtschaftung von Moorböden bringt Klimaschutz durch Minderung des CO2-Ausstoßes und durch Verdunstungskühlung. Sie liefert Alternativen für fossile Rohstoffe, ohne in Konkurrenz um Flächen zur Nahrungsmittelproduktion zu treten. Paludikultur fördert Biodiversität und weitere Ökosystemdienstleistungen von Mooren. Sie bietet Perspektiven für Landwirtschaft und Tourismus in schwach entwickelten Regionen.