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Hecken bieten nicht nur zahlreichen Tierarten einen Lebensraum, sie beeinflussen auch das lokale Mikroklima sowie Stoffwechselprozesse im Boden und können somit den landwirtschaftlichen Ertrag beeinflussen. Der Umfang dieser Prozesse hängt dabei maßgeblich von der Zusammensetzung der Hecke und den Bedingungen vor Ort ab. Bei der Neuanlage von Hecken gibt es also von der Auswahl der Heckenbestandteile bis hin zum geeigneten Standort viel zu beachten.
Hecken bestehen idealerweise aus einem vorgelagerten Krautsaum, der Strauchschicht sowie einzelnen Bäumen. All diese Bestandteile sind wichtig, damit die Hecke ihre Funktion als wichtigen Rückzugsort und Nahrungsquelle optimal erfüllen kann.
Krautsaum
Der Krautsaum entsteht durch die extensive Bewirtschaftung eines im besten Fall 5 Meter breiten Streifens zwischen Hecke und der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Durch die veränderten klimatischen Bedingungen setzt sich an dieser Stelle ein Pflanzenbestand aus schattenliebenden, krautigen Pflanzen durch. Er dient als Übergangszone zwischen Gehölz und Feldflur und begünstigt die Bewegung von Arten zwischen den beiden Biotoptypen.
Strauchschicht
Die Strauchschicht macht den Hauptbestandteil der Hecke aus und sollte idealerweise aus 3 parallelverlaufenden Strauchreihen bestehen. Die mittlere Reihe bietet sich zur Anpflanzung höherer Straucharten und Bäume an, während sich die äußeren Reihen gut für mittelhohe und kleine Sträucher eignen. Dieser Aufbau schafft Lebensräume mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und fördert somit die Vielfalt der Heckenbewohner.
Vereinzelte Bäume
Auch Bäume können vereinzelt in Hecken gepflanzt werden und das in ihnen vorkommende Artenspektrum erweitern. Diese sollten jedoch einzeln und in großem Abstand zueinander gepflanzt werden, sonst verdrängen die Bäume die anderen Sträucher und reduzieren somit die Vielfalt der Hecke.
Damit Hecken sich gut ins lokale Ökosystem einfügen können, ist es wichtig auf heimische Arten zu setzen. Diese sind an die Standortbedingungen vor Ort angepasst und heimische Tiere können sie als Zufluchtsort und Nahrungsquelle nutzen. Es gibt jedoch noch weitere Dinge zu beachten, denn je nach gewünschter Nutzungsart bieten sich unterschiedliche Straucharten an. So eignen sich manche Sträucher besonders gut zur Holzgewinnung, andere können zusätzliche Einnahmequellen durch die Ernte von Früchten schaffen oder beeinflussen die Präsenz von Bestäubern und Nützlingen durch ein breites Nahrungsangebot. Oftmals vereinen Sträucher auch mehrere Nutzungsformen in einem. Im Folgenden sollen verschiedene Straucharten vorgestellt und auf ihre Eigenschaften sowie ihr Nutzungspotential eingegangen werden.
Gemeine Hasel
Die gemeine Hasel ist ein echter Allrounder und bietet sich für eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten an. Sie hat ihre Blütezeit im Februar oder März und ist als Frühblüher ein wichtiger Pollenlieferant für Bienen. Ihre Blätter und Früchte, die Haselnüsse, dienen auch anderen Wildtieren als gutes Nahrungsangebot. Die Haselnüsse können auch für den Eigenbedarf genutzt, weiterverarbeitet oder direkt vermarktet werden. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit bietet das bei Heckenrückschnitten anfallende Holz, dieses kann unter anderem zur Energiegewinnung verwendet werden. Die gemeine Hasel wird bis zu 6 Meter hoch hat eine mittlere Wüchsigkeit und keine besonderen Anforderungen an die Bodenbeschaffenheit. Sie kommt auch im Halbschatten zurecht und kann somit gut in die mittlere Reihe der Hecke gepflanzt werden.
Hundsrose
Die Hundsrose, vor allem bekannt für ihre Früchte die Hagebutten, ist mit 3 Metern ein verhältnismäßig kleiner Strauch. Sie eignet sich daher gut für die äußeren Heckenreihen, in denen sie genug von der reichlich benötigten Sonneneinstrahlung bekommt. Auch die Hundsrose verspricht zahlreiche Vorteile, denn ihre Früchte trägt sie den ganzen Winter und dient dabei vor allem Vögeln als Nahrungsgrundlage. Durch ihre dornigen Äste bietet sie diesen auch ausreichend Schutz vor Greifvögeln und anderen Feinden. Ihre Blüten produzieren zwar keinen Nektar, werden von Bienen jedoch auch wegen ihrem proteinreichen Pollen angeflogen. Blüten und Früchte sind außerdem für den Verzehr durch den Menschen geeignet und werden oft zu Tee oder Marmelade weiterverarbeitet. Genau wie der Weißdorn kann die Hundsrose Überträger des Feuerbrandes sein und sollte deswegen nur in etwa 100 m Abstand zu Obst- oder Nussbäumen gepflanzt werden.
Schwarzer Holunder
Auch der schwarze Holunder hat viel für Tiere und Menschen zu bieten. Er produziert Pollen für Bienen und seine Früchte dienen zahlreichen Tierarten als Nahrungsgrundlage. Früchte und Blüten können weiterhin zu Sirup, Säften und Tees weiterverarbeitet werden. Mit 7 Metern Wuchshöhe eignet er sich gut für die innere Heckenreihe.
Abgesehen von der Hundsrose haben alle vorgestellten Sträucher keine besonderen Ansprüche an ihren Standort. Die Hundsrose hingegen kommt besonders gut an trockenen, sonnigen Standorten zurecht. Die Sträucher bilden weiterhin keine Ausläufer und schlagen schnell wieder aus, nachdem sie auf den Stock gesetzt wurden. Sie sind damit pflegeleichte Sträucher, welche viele Vorteile versprechen. Weitere Informationen zu anderen Sträuchern, ihren Vorlieben und Nutzungseigenschaften finden sich auf den Internetseiten von Naturschutzverbänden, Jagdvereinen oder lokalen Behörden.
Auch die Auswahl des Standorts hängt oftmals davon ab, welches Ziel mit der Neuanlage der Hecke verfolgt werden soll. Pflanzt man die Hecke zwischen zwei Schlägen, reduziert sie die Windgeschwindigkeit und somit die Gefahr von Bodenerosion. Auch schwierig zu bewirtschaftende Stellen, Schlaggrenzen, Wegränder und Wasserläufe eignen sich für die Pflanzung von Hecken. Um die Vielfalt in der Landschaft zu fördern, können Hecken auch als Verbindungsglied zwischen zwei naturnahen Biotopen gepflanzt werden. Offene Landschaften, in denen Hecken nicht traditionell verankert sind, sollten dabei gemieden werden, da Bodenbrüter auf diese angewiesen sind.
Auch wenn Hecken zahlreiche Vorteile versprechen, können durch ihre Etablierung durchaus negative Effekte für die Bewirtschaftung auftreten. So können Hecken die Effektivität der Landbewirtschaftung mindern, als Wasser- und Nahrungskonkurrenz zu Feldfrüchten auftreten und im Bereich des Schattenwurfs den Ertrag reduzieren. Durch Beachtung bestimmter Maßnahmen während der Pflanzung der Hecken sowie Anpassungen der Bewirtschaftung an die neuen Gegebenheiten können diese jedoch abgeschwächt oder vermieden werden.
Hecken sollten parallel zur Bewirtschaftungsrichtung angelegt werden und es sollten Lücken für die Durchfahrt gelassen werden
Durch Ausrichtung der Hecken in Nord-Südrichtung oder Pflanzung auf der Südseite von Wegen und Bächen kann der Schattenwurf reduziert werden
Der Verzicht auf ausläuferbildende Arten (Schwarzdorn, Brombeere) kann die Pflege von Hecken vereinfachen
Flächen mit durch Hecken verursachtem Schattenwurf können als Tierweiden genutzt werden
Viele lokale Naturschutzorganisationen/-behörden oder Jagdverbände haben Angebote, um Landwirtinnen und Landwirten die Anlage von Hecken zu vereinfachen. Zum Beispiel durch Expertise, Hilfe beim Anlegen oder auch die Bereitstellung von günstigem Pflanzgut. Durch Kooperationen kann dadurch oft ein Kompromiss zwischen Naturschutzzielen und einer effektiven Bewirtschaftung gefunden werden.
Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass Hecke nicht gleich Hecke ist. Sie erfüllen verschiedenste Funktionen, die nicht nur die Vielfalt in der Natur sondern auch die landwirtschaftliche Produktion positiv beeinflussen können. Landwirtinnen und Landwirte müssen für sich selbst entscheiden, auf was sie den Fokus beim Anpflanzen Ihrer Hecke legen und wie sich diese am besten in ihre Bewirtschaftung eingliedern lässt.