Mineralische Dünger: Einsatz & Alternativen

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Neben Wasser und Sonnenlicht sind Pflanzen für ihr Wachstum auch auf eine gute Nährstoffversorgung angewiesen. Ist der Boden unterversorgt, kann dieser Mangel durch Düngemittel wieder ausgeglichen werden. Weit verbreitet sind dabei die mineralischen Dünger. Diese sind unter anderem beliebt aufgrund ihrer schnellen und zielgerichteten Wirkweise. Doch bringen sie nicht nur positive Aspekte mit sich und stehen deswegen auch in der Kritik.
In diesem Artikel wird auf den Nutzen und die Wirkung von mineralischen Düngern, welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringen und auf Alternativen eingegangen.

 

Herstellung, Wirkung, Anwendung


Die zur Herstellung von mineralischen Düngern nötigen Nährelemente werden meist aus fossilen Lagerstätten gewonnen. Die Umwandlung zu den gängigen Düngemitteln erfolgt durch die Nutzung von chemischen Verfahren, weswegen sie auch als “Kunstdünger” bezeichnet werden. Der erzeugte Dünger liegt als Lösung oder als Salz vor und wird durch die Feuchtigkeit des Bodens oder durch natürliche vorhandene Säuren gelöst und so pflanzenverfügbar. Das ist auch der Grund, wieso sie sehr schnell, meist innerhalb weniger Stunden, wirken können. Ohne Feuchtigkeit im Boden wirken mineralische Dünger (sowie Dünger allgemein) nicht.
Weiterhin gilt es zu beachten, dass Wechselwirkungen zwischen Düngemitteln auftreten können. Das ist besonders wichtig, wenn mehrere Düngemittel zusammen ausgebracht werden oder man seine Düngermischungen selber herstellt. Zum Beispiel bilden ammoniumhaltige Dünger und Kalk gasförmiges Ammoniak, welches nicht mehr pflanzenverfügbar ist.
Die Wirkgeschwindigkeit wird durch den pH-Wert des Bodens und seine Temperatur beeinflusst. Spurennährelemente sind in leicht saurem Boden besser verfügbar und Salze lösen sich besser, wenn eine hohe Temperatur herrscht.

Die Wirkgeschwindigkeit ist also von folgenden Faktoren abhängig:

- Feuchtigkeitsgrad des Bodens
- Wechselwirkung ausgebrachter Dünger
- pH-Wert des Bodens
- Bodentemperatur

Eine Sonderstellung haben die Langzeitdünger: ihre Wirkung kann zwischen zwei Monaten und einem Jahr betragen. Durch die Beisetzung sofort löslicher Salze kann aber auch eine Sofortwirkung erzielt werden.

Die ausschließliche Nutzung mineralischer Dünger hat allgemein keinen positiven Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit, da sie sich nicht am Aufbau organischer Substanz im Boden beteiligen. Um die Versorgung mit Nährstoffen zu gewährleisten, muss dann kontinuierlich weiter gedüngt werden. Richtig angewendet sind sie aber weder giftig noch gefährlich. Jedoch gestaltet sich eben diese richtige Anwendung oft als schwierig. Es muss der richtige Dünger in der richtigen Dosierung und zur passenden Zeit ausgebracht werden. Man braucht also letztendlich gute Kenntnisse über die momentan herrschende Bodenchemie - und Physik.
Auf die genauen Vor- und Nachteile mineralischer Dünger wird in nachfolgenden Punkten noch weiter eingegangen.

 

Beispiele: mineralischer Dünger


Stickstoffdünger


Heute wird vorwiegend Kalkstickstoff verwendet, welcher einen guten Vorratsdünger für schwere Böden darstellt. Er sollte nie auf bestehende Kulturen ausgebracht werden, sondern etwa vier Wochen vor der Bestellung der Felder. Stickstoff bildet, je nachdem, mit welchen anderen Elementen er kombiniert wird, Salz mit anderen Düngeeigenschaften.


Schwefelsaures Ammoniak

Ein gut wasserlöslicher, aber mäßig schnell wirkender Mineraldünger. Er besteht aus Ammoniumstickstoff und Schwefel. Er wirkt sauer und senkt damit den pH-Wert des Bodens, allerdings ist die Auswaschungsgefahr vergleichsweise gering. Die Wirkungsdauer beträgt drei bis vier Wochen.


Kalksalpeter

Er besteht aus Nitratstickstoff und Calcium. Neben seiner guten Wasserlöslichkeit zeigt er auch eine schnelle Wirkgeschwindigkeit. Im Gegensatz zu Schwefelsaurem Ammoniak wirkt dieser Dünger basisch, erhöht also den pH-Wert des Bodens. Die Wirkungsdauer beträgt ebenfalls drei bis vier Wochen.


Kalkammonsalpeter

Quasi eine Kombination aus schwefelsaurem Ammoniak und Kalksalpeter. Er besteht aus Ammoniumstickstoff und Nitratstickstoff. Die Kombination der enthaltenen Stickstoffverbindungen verhindert die Veränderung des pH-Werts. Außerdem wirkt er dadurch schnell und anhaltend. Die Wirkungsdauer beträgt ebenfalls drei bis vier Wochen.


Ammonsulfatsalpeter

Wie auch Kalkammonsalpeter enthält dieser Dünger ebenfalls die zwei Stickstoffverbindungen Ammoniumstickstoff und Nitratstickstoff. Allerdings bewirkt die Beimischung von Schwefel eine Absenkung des pH-Werts. Wirkweise und Geschwindigkeit ist wie bei den anderen Mineraldüngern auch. 

 

Harnstoff

Düngeharnstoff ohne weitere Nebenbestandteile. Nach der Ausbringung muss er durch mikrobielle Prozesse in pflanzenverfügbares Ammonium umgesetzt werden, was je nach Bedingungen etwa zwei bis vier Tage dauern kann. Er eignet sich sehr gut zur Blattdüngung und die Wirkungsdauer beträgt drei bis fünf Wochen.

 

Blaukorn

Blaukorn ist der wahrscheinlich bekannteste NPK-Dünger, also ein Volldünger, der die Elemente Stickstoff, Phosphor und Kalium in unterschiedlichen Konzentrationen enthält. Es gibt ihn in verschiedensten Zusammensetzungen und Preisen, wobei billigere Produkte oft schädliches Chlorid enthalten. Er sollte in den Monaten März bis September und dann an feuchten Tagen verwendet werden, da es sonst zu Verbrennungen auf den Pflanzen kommen kann. Es wird empfohlen, die Körner auszustreuen und anschließend einzugießen.

 

Vorteile, Nachteile, Alternativen

 

Im folgenden Abschnitt wird auf die allgemeinen Vor- und Nachteile von mineralischen Düngern sowie auf Alternativen eingegangen.

Bevor gedüngt wird, muss bei Flächen, bei denen die Düngemaßnahmen pro Jahr wesentliche Nährstoffmengen von 50 kg N/ha oder 30 kg P2O5/ha überschreiten, eine Düngebedarfsermittlung durchgeführt werden. Grundsätzlich sind die durch die Düngeverordnung geregelten Sperrfristen, Grenzwerte und Regeln zur Düngebedarfsermittlung zu beachten.


Die Kriterien für eine Düngebedarfsermittlung sind:

- Nährstoffbedarf der Kulturpflanze
- Ertragsniveau des Standortes
- Gehalt pflanzenverfügbarer Nährstoffe des Bodens
- Nährstoffentzug durch Ernte

Verschiedene Excel-Vorlagen zur Düngebedarfsermittlung und Düngedokumentation werden unter anderem von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt.

 

Mineraldünger

 

Bei niedrigem Preis und hohem Nährstoffgehalt weisen Mineraldünger eine schnelle Wirkung auf. Sie können bei bestimmtem Nährstoffmangel  gezielt und kurzfristig eingesetzt werden. Die Freisetzung der Nährstoffe erfolgt dabei witterungsunabhängig. Langzeitdünger sind sehr sicher und wirken in einem genau definierten Zeitraum.
Jedoch tragen sie, wie bereits erwähnt, nicht zum Humusaufbau bei. Gerade  die schnelle Wirkweise und die hohe Konzentration an Nährstoffen kann schnell zur Überdüngung und Nährstoffauswaschung führen. Abgesehen von den Langzeitdüngern ist ihre Wirkdauer auch relativ kurz, weswegen immer wieder nachgedüngt werden muss. Unter Umständen enthalten die Düngemittel auch giftige Schwermetalle wie Cadmium. Um negative Folgen zu vermeiden, ist die richtige Anwendung der Dünger entscheidend, jedoch ist dafür gute Kenntnis über Pflanzenernährung und die herrschende Bodenchemie von Nöten.

 

Organische Dünger

 

Eine Alternative zu den Kunstdüngern sind die natürlichen organischen Dünger. Im Gegensatz zu den Kunstdüngern sind sie pflanzlichen oder tierischen Ursprungs, sind also schon Teil des natürlichen Stoffkreislaufs und damit sehr pflanzenverträglich. Sie zeigen eine langanhaltende Düngewirkung, indem sie die Bodenfruchtbarkeit durch den Aufbau von Humus fördern und das Wasserhaltevermögen steigern. Sie stellen Nahrung für Bodenorganismen dar, was wiederum den Kreislauf ankurbelt. Sie enthalten viele Hauptnährstoffe, aber auch Vitamine, Spurenelemente und andere Wirkstoffe.
Ihre Probleme liegen in den Stärken der Mineraldünger:
Die Wirkungsweise ist eher langsam, da die Nährstoffe erst von Mikroorganismen aufgeschlossen werden müssen und zu unterschiedlichen Zeiten freigesetzt und damit pflanzenverfügbar werden. Sie können also weniger kurzfristig und zielgerichtet eingesetzt werden. Außerdem ist ihre Wirkung stark von der Bodentemperatur abhängig. Mineralisierungsprozesse durch Mikroorganismen laufen schneller ab wenn die Temperatur des Bodens höher ist.

 

Organisch-mineralische Dünger

 

Organisch-mineralische Dünger stellen, wie der Name bereits sagt, eine Kombination aus mineralischen und organischen Düngern dar. 

Ihre Nährstoffkonzentration liegt zwischen den mineralischen und organischen Düngern, die Gefahr der Auswaschung ist also niedriger als bei mineralischen Düngern. Sie wirken ebenfalls schnell und direkt pflanzenverfügbar, allerdings sind die Nährstoffe auch schnell aufgebraucht, es muss also regelmäßig nachgedüngt werden.  Die organischen Komponenten werden aber erst nach und nach freigesetzt, weswegen ein Langzeiteffekt auftritt. Die organische Komponente sorgt ebenfalls für eine Förderung des Humusaufbaus, allerdings nicht so stark wie bei rein organischem Dünger. Letztendlich soll diese Düngerart die positiven Effekte der organischen und mineralischen Dünger vereinen, bringt aber auch oft ihre negativen Effekte mit sich.

In folgender Tabelle sind alle Vor- und Nachteile der erwähnten Dünger gegenübergestellt

Um die Notwendigkeit von Düngemitteln zu reduzieren, kann die Bodenqualität allgemein und damit der Nährstoffhaushalt des Bodens verbessert werden. Wenn die Stoffkreisläufe weitgehend geschlossen sind, ist der Nährstoffhaushalt stabil und regelt sich nahezu von alleine. Humusabbau und Aufbau aus abgestorbenem Pflanzenmaterial und Tierausscheidungen halten sich dann die Waage.
Um dies zu erreichen, können verschiedene Verfahren, welche auch von Klim gefördert werden, angewandt werden. Dazu zählen unter anderem die Nutzung von Zwischenfrüchten, Untersaaten und Fruchtfolgen. Dabei muss auch nicht vollständig auf die Nutzung mineralischer Dünger verzichtet werden. Gerade im Frühjahr, wenn der Boden noch kalt ist und Mikroorganismen nicht genug Nährstoffe aus organischem Material mineralisieren können, ist es durchaus angebracht, mineralischen Dünger zu nutzen, um diesen Engpass zu überbrücken. 

 

Fazit

 

Bei fachgerechter Anwendung spricht nichts gegen die Nutzung mineralischer Dünger. Es muss aber beachtet werden, dass die einseitige Nutzung mineralischer Dünger auf Dauer keinen fördernden Effekt auf die Bodenfruchtbarkeit hat. Wer langfristig die Qualität seines Bodens steigern möchte, sollte also primär organischen Dünger und die Bodenqualität steigernde Bearbeitungsmethoden anwenden. Wenn genügend organische Substanz vorhanden ist, können zusätzlich effektive Mikroorganismen zur Steigerung des Humusaufbaus genutzt werden, auch um die fehlende Wirkung der Mineraldünger auszugleichen. Mineraldünger sollten dann genutzt werden, wenn Nährstoffengpässe überbrückt werden müssen.