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Das Konzept von mehrjährigen Blühstreifen im Ackerbau ist im Sinne der Nachhaltigkeit besonders für die regenerative Landwirtschaft von Bedeutung. Viele Vorteile, die bei einjährigen Blühstreifen durch den jährlichen Umbruch oder die abweichenden Blühmischungen ausbleiben, bieten den Landwirten, den Böden sowie der Natur neue Optionen für eine umwelt- und bodenfreundliche Landwirtschaft. Im Folgenden wird beschrieben, welche Aspekte vor und nach dem Pflanzen zu beachten sind. Eine Auflistung von Vor- und Nachteilen von mehrjährigen Blühstreifen gegenüber einjährigen gibt eine Übersicht des Themas. Auch profitierende Kulturen werden angegeben.
Wie viele andere Pflanzen auch, haben Blühmischungen Ansprüche an beispielsweise ihren Standort oder die klimatischen Verhältnisse. Da die Mischungen oft sehr teuer sind, ist es für den Landwirt wichtig, diese passend zu der Erwartungen auszuwählen
Während Sonnenblumen in den Mischungen 400-500ml Wasser benötigen, um erfolgreich zu wachsen, kommt die Luzerne durch ihre Pfahlwurzel mit weniger Feuchtigkeit aus. Durch die hohe Diversität an Saatgut in den meisten Mischungen wird garantiert, dass ein gutes Austreiben der Pflanzen auf allen Böden möglich ist.
Besonders wichtig, nach der Auswahl der Mischung, ist die Vorbereitung des Bodens. Da mehrjährige Blühstreifen über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben (meist fünf Jahre), ist es wichtig, dass der Boden auf dem sie wachsen, frei von konkurrierenden Unkräutern ist und genügend Nährstoffe für ein gesundes Wachstum bietet. Auch ein feinkrümeliger Boden ist für die feinen Samen der Wildblumen von Vorteil. Dieser kann mit der richtigen Bodenbearbeitung erstellt werden. Ist die Saatgutmischung aus unterschiedlich großen Körnern zusammengestellt, so ist es empfehlenswert ein Füllmittel in Form von Sojaschrot oder gequetschtem Mais unterzumischen. Dieses kann auf 100 kg/ ha aufgemischt werden.
Da die meisten Pflanzen in Blühstreifen Lichtkeimer sind, wird das Saatgut auf dem Boden ausgestreut. Ist die Mischung genau nach Angabe ausgebracht worden, müssen die Samen lediglich mit einer Radwalze angewalzt werden.
Generell sind die mehrjährigen Blühstreifen in der Pflege sehr anspruchslos. Weder Düngung, noch aufwändige mechanische Behandlungen sind im Normalfall nötig. Nichtsdestotrotz ist im ersten Jahr darauf zu achten, dass unerwünschte Pflanzen im Blühstreifen durch eine Mahd oder Schlegeln in der Vegetationsperiode vor der Samenbildung vernichtet werden. So können sich die gewünschten Pflanzen erfolgreich etablieren. Je nach Unkrautlast kann ein zweiter Schnitt im Herbst notwendig sein.
Im zweiten Jahr ist der Erhalt des Bestandes von großer Wichtigkeit. Nährstoffarme Gebiete benötigen weniger Pflege, als nährstoffreiche. Dort ist das Biomasseaufkommen oft zu hoch und muss durch Pflegeschnitte reguliert werden. Dabei ist darauf zu achten, den Schnitt hoch zu setzen. Um die etablierten Tiere im Blühstreifen nicht zu vernichten, sollte der Schnitt erst eine Hälfte des Blühstreifens betreffen und nach einiger Zeit die andere.
Die restlichen Jahre ist lediglich darauf zu achten, dass die Biomasse in dem neu angelegten Ökosystem natürlich abgebaut werden kann. Ist dies nicht der Fall, ist es sinnvoll in der Vegetationsperiode zu Schlegeln, damit das Wachstum der Pflanzen nicht den Rückgang der Artenvielfalt und Blühaspekte zur Folge hat.
Da rund 75% der angebauten Kulturen weltweit von den Bestäubungsleistungen der Insekten abhängig sind, ist es vielerorts sinnvoll, unbrauchbare Stellen im und um den Acker mit Blühmischungen zu begrünen. Ackerbohnen, Rotklee und Tomaten können beispielsweise deutlich besser von Wildbienen und anderen Insekten bestäubt werden, als von der witterungsabhängigen Honigbiene. Pflanzt der Landwirt eine Kultur, welche bestäubt werden muss, so sind Blühstreifen ein Weg zum besseren Ertrag. Sie locken eine Vielzahl an Insekten an, die die Bestäubung effektiver ausführen können, als die Honigbiene alleine. Zum Zweck der Bestäubung wird die Honigbiene hoch geschätzt, kann aber nicht immer die Leistungen erbringen, die ihre wilden Verwandten abliefern.
Ebenfalls sind Wildbienen in Obstplantagen eine Absicherung zur erfolgreichen Bestäubung. Aber auch für gängige Feldfrüchte wie Getreide, Raps, Mais, Kartoffeln und Leguminosen gibt es Empfehlungen für mehrjährige Blühmischungen.
Mehrjährige Blühstreifen haben gegenüber den einjährigen Varianten einige Vorteile, die hauptsächlich ökologischer Natur sind. Nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Böden profitieren von dieser Methode.
lange Bestandsdauer schafft einen Lebensraum für störungsempfindliche Tiere
dauerhafte Durchwurzelung fördert den Humusaufbau im Boden
tiefe Durchwurzelung mancher Arten und ein erhöhtes Aufkommen von Bodenbewohnern lockern den Boden auf
wenig Pflege durch Selbsterhaltung notwendig
keine Düngung notwendig
keine mechanische Bearbeitung des Bodens nach der Etablierung notwendig
bieten mehr Futter für gefährdete Insektenarten, als einjährige Blühstreifen
bessere Nutzenwirkungen zur Schädlingsreduktion durch Etablierung eines stabilen Ökosystems (Erhöhung der Blattlausgegespieler)
Schaffung eines Habitats für Schädlingsgegenspieler ist Teil des integrierten Schädlingsmanagements
Doch auch Nachteile gegenüber ihrer einjährigen Variante sind zu vermerken:
mehrjährige Pflanzen blühen oft erst nach Etablierung im zweiten Jahr
Risiko einer hohen Unkrautlast
Mehrjährige Blühstreifen ergeben besonders da Sinn, wo ein dauerhaftes Aufkommen von vielfältigen Bestäubern gewünscht ist. Durch die lange Bestandsdauer von oft fünf Jahren können sich gefährdete Insekten- und Vogelarten sowie Säugetiere problemlos ansiedeln und vermehren. Zudem haben Studien zu dauerhaften Blühstreifen in Obstgärten eine deutliche Reduzierung von Blattläusen in Pfirsichen (GIS Fruits/INRA) und Äpfeln (CRA-W) gezeigt. Auch die dauerhafte Durchwurzelung fördert im Vergleich zu einjährigen Blühstreifen den Humusaufbau und die Bodenqualität damit deutlich. Ebenso ist das hohe Aufkommen von Bodenlebewesen für die Struktur der Böden von Vorteil. Sie reduzieren durch das Graben der Gänge Bodenverdichtungen und verbessern die Durchlüftung sowie Wasserspeicherkapazität. Wer also Flächen auf dem Acker besitzt, die für den Anbau der Hauptfrucht nicht in Frage kommen, der kann von den zahlreichen ökologischen Vorteilen mehrjähriger Blühstreifen profitieren.