In den letzten Jahren hat sich der Anbau von Körnerleguminosen wie Erbsen, Bohnen und Lupinen in Deutschland mehr als verdoppelt – und das aus gutem Grund: Diese Pflanzen sind nicht nur eine wertvolle Eiweißquelle, sondern leisten auch einen entscheidenden Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit durch Stickstofffixierung und Humusaufbau.
Körnerleguminosen steigern die Bodenfruchtbarkeit: Durch Stickstofffixierung und Humusaufbau fördern Erbsen, Bohnen und Lupinen die Bodengesundheit und reduzieren den Bedarf an externen Betriebsmitteln.
Regionaler Eiweißanbau als nachhaltige Alternative zu Sojaimporten: Der verstärkte Anbau heimischer Leguminosen kann bis zu 70 % des importierten Sojas in der Tierfütterung ersetzen und die Abhängigkeit von Übersee verringern.
Widerstandsfähigere Landwirtschaft durch vielfältige Fruchtfolge: Die Integration von Leguminosen in die Fruchtfolge verbessert die Bodenstruktur, unterbricht Krankheitszyklen und trägt zu langfristiger Ertragsstabilität bei.
In den letzten Jahren erfuhr der Anbau von Körnerleguminosen in Deutschland eine deutliche Zunahme. Erbsen, Bohnen und Lupinen werden zunehmend nicht nur als nachhaltige Alternative zu importierten Eiweißquellen, sondern auch als wertvolle Bereicherung für den heimischen Ackerbau geschätzt. Angetrieben von politischen Initiativen und einem wachsenden Bewusstsein für ökologische Landwirtschaft, gewinnen diese Pflanzen immer mehr an Bedeutung. Doch wie hat sich dieser Trend entwickelt, und welche Chancen bietet er für die Zukunft der Landwirtschaft? Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen zeigt spannende Perspektiven für Landwirte und Verbraucher gleichermaßen.
Diagramm: Erntemengen und Anbaufläche von Erbsen, Ackerbohnen, Süßlupinen und Sojabohnen in Deutschland, 2023 (Quelle: BLE)
Körnerleguminosen spielen eine zentrale Rolle in einer humusmehrenden Fruchtfolge. Ihre Stickstofffixierung, der Humusaufbau und die Fähigkeit, die Bodengesundheit zu fördern, machen sie besonders wertvoll.
Sie gehören zur Familie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae) und sind wichtige Eiweißlieferanten, die zusätzlich ackerbauliche Vorteile bieten. In Deutschland werden am häufigsten Ackerbohnen, Soja, Lupine, Linse und Erbse kultiviert. Eine der herausragenden Eigenschaften von Körnerleguminosen ist ihre Fähigkeit zur Stickstofffixierung, die durch eine Symbiose mit Knöllchenbakterien (Rhizobien) ermöglicht wird.
Um die Vorteile der Stickstofffixierung durch Körnerleguminosen optimal zu nutzen, sollten diese als Vorkultur vor stark stickstoffzehrenden Kulturen in die Fruchtfolge integriert werden. Diese Pflanzen profitieren am meisten von dem im Boden angereicherten Stickstoff, Beispiele wären Kartoffeln oder Zuckerrüben.
Auch die positiven Effekte auf den Humusgehalt der Böden machen Körnerleguminosen zu einer interessanten Pflanze in der Fruchtfolge. Moderat humuszehrend sind Kulturen wie Gerste oder Hafer. Eine Fruchtfolge mit Leguminosen könnte so aussehen:
Geeignete Anbau Standorte sollten folgende Rahmenbedingungen hinsichtlich Klima und Bodentypen einhalten:
Tabelle: Standort- und Anbaubedingungen verschiedener Körnerleguminosen
Körnerleguminosen wie Ackerbohnen, Lupinen, Erbsen und Sojabohnen bieten zahlreiche agrarökologische und ökonomische Vorteile. Sie verbessern die Bodenfruchtbarkeit, reduzieren die Abhängigkeit von externen Betriebsmitteln und tragen zu einer nachhaltigen Fruchtfolgegestaltung bei. Hier sind die wichtigsten Vorteile im Detail:
Eine bedeutende wirtschaftliche und ökologische Errungenschaft des verstärkten Anbaus von Körnerleguminosen ist die Verringerung von Futtermittelimporten, insbesondere von Soja. Ackerbohnen und Lupinen sind proteinreiche Pflanzen, die einen Großteil des importierten Sojas in der Tierfütterung ersetzen können:
Ackerbohnen enthalten etwa 30 % Eiweiß und können in der Tierfütterung bis zu 50 % des Sojas ersetzen.
Lupinen haben einen Eiweißgehalt von 35-40 % und können sogar bis zu 70 % des Sojas substituieren, besonders in der Schweine- und Geflügelfütterung.
Durch den verstärkten Anbau heimischer Leguminosen könnten Schätzungen zufolge jährlich rund 500.000 Tonnen Soja ersetzt werden. Dies würde die Abhängigkeit von Importen aus Übersee verringern und zu einer nachhaltigeren, regionalen Futtermittelproduktion beitragen.
Körnerleguminosen tragen aktiv zur Unterbrechung von Krankheitszyklen in der Fruchtfolge bei. Da sie keine Wirte für typische Getreidekrankheiten wie Halmbruch oder Fusarium sind, verringern sie den Krankheitsdruck auf nachfolgende Getreidekulturen. Dies kann zu einer natürlichen Reduktion von Erregern im Boden führen, ohne auf chemische Pflanzenschutzmittel zurückzugreifen. Durch den gezielten Anbau von Körnerleguminosen in der Fruchtfolge können engere Fruchtfolgen aufgelockert und das Auftreten von Krankheiten in nachfolgenden Kulturen vermindert werden.
Der Anbau von Körnerleguminosen ermöglicht erhebliche Kosteneinsparungen, vor allem durch:
Weniger mineralischen Stickstoffdünger: Körnerleguminosen binden Stickstoff aus der Luft, wodurch die Notwendigkeit der Stickstoffdüngung für die Folgefrucht sinkt.
Weniger Arbeitszeitaufwand: Weniger intensive Düngung und der Wegfall einiger Pflanzenschutzmaßnahmen tragen zur Verringerung der Arbeitsstunden bei.
Langfristige Optimierung der Bodenfruchtbarkeit: Der positive Einfluss auf den Humusaufbau und die Bodenstruktur fördern höhere Erträge in den Folgejahren.
Zudem bieten Körnerleguminosen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) von 2023 zusätzliche Anreize. Durch die sogenannten Eco-Schemes erhalten Landwirte Prämien für den Anbau von Leguminosen, was die Attraktivität dieser Kulturen weiter steigert.
Ein Feldversuch mit einer Laufzeit von 30 Jahren untersuchte die Ertragsentwicklung, die Effekte auf die Folgekultur sowie die Stickstoffeffizienz in Fruchtfolgen mit legumer Zwischenfrucht (Erbsen-Wicken-Gemenge). Dabei wurden folgende Ergebnisse dokumentiert:
Körnerleguminosen ermöglichen eine Diversifizierung der Fruchtfolge, was mehrere agronomische Vorteile bringt:
Reduzierung von Monokulturen: Durch die Integration von Leguminosen in Fruchtfolgen werden Böden weniger einseitig belastet und die Biodiversität auf dem Acker erhöht.
Verbesserung der Bodenstruktur: Leguminosen, insbesondere durch ihre tiefen und weit verzweigten Wurzelsysteme, lockern den Boden auf und verbessern die Durchlässigkeit, was zu einer besseren Wasserspeicherung und Durchlüftung des Bodens führt.
Ein weiterer Vorteil des Anbaus von Körnerleguminosen ist ihr Beitrag zur CO₂-Speicherung und Reduzierung von Treibhausgasemissionen:
Humusaufbau: Leguminosen fördern die Humusbildung, wodurch Kohlenstoff im Boden gespeichert wird, anstatt in die Atmosphäre zu entweichen.
Reduzierter Düngemitteleinsatz: Weniger Einsatz von mineralischen Düngemitteln verringert die CO₂-Emissionen, die mit der Herstellung und dem Transport dieser Düngemittel verbunden sind.
Wir von Klim wissen um die Bedeutung von Körnerleguminosen in der Landwirtschaft und bieten Landwirten bei der Umstellung auf regenerative Maßnahmen finanzielle Anreize für die Reduzierung der Emissionen und die Speicherung von CO2 im Boden.
Dies trägt zusätzlich zur Optimierung der Bodengesundheit und zum Klimaschutz bei.
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Körnerleguminosen spielen eine Schlüsselrolle in der Regenerativen Landwirtschaft, da sie durch ihre Fähigkeit zur Stickstofffixierung und zum Humusaufbau maßgeblich zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit beitragen. Diese Pflanzen bieten nicht nur eine natürliche Alternative zur mineralischen Stickstoffdüngung, sondern fördern auch die langfristige Regeneration und Stabilität von Böden. Besonders im Zusammenhang mit dem Streben nach nachhaltigeren Anbaumethoden und der Reduzierung des Einsatzes von mineralischen Düngemitteln sind Körnerleguminosen ein wichtiges Werkzeug für Landwirte, die ihren Boden auf natürliche Weise regenerieren und optimieren wollen.
Rhizobien, die spezifisch für verschiedene Leguminosenarten sind, ermöglichen es den Pflanzen, Stickstoff aus der Luft zu binden. Besonders bei nicht-heimischen Arten wie Soja oder Lupinen ist häufig eine Impfung des Saatguts mit diesen Bakterien erforderlich, um eine optimale Stickstofffixierung zu gewährleisten. Die Qualität des Bodens, in dem Körnerleguminosen wachsen, kann durch den Boden-pH-Wert, den Nmin-Gehalt und andere Faktoren wie die Bodentemperatur die Aktivität der Rhizobien beeinflussen.
Körnerleguminosen tragen nicht nur durch die Stickstofffixierung zur Bodenfruchtbarkeit bei, sondern fördern auch aktiv den Humusaufbau. Dies hängt eng mit dem C/N-Verhältnis (Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis) und der in den Boden eingebrachten Biomasse zusammen.
Ihre Pflanzenrückstände sind reich an organischem Material, welches von Mikroorganismen abgebaut wird und dabei zur Bildung von Humus beiträgt. Insbesondere die intensive Durchwurzelung der Körnerleguminosen fördert die Bodenlockerung und hinterlässt einen hohen Anteil an Wurzelmasse im Boden, was zunächst die Bodenstruktur optimiert und Humus bildet. Das C/N-Verhältnis dieser organischen Substanz ist besonders günstig für den Humusaufbau. Ein C/N-Verhältnis von acht bis zwölf in den Wurzel- und Pflanzenrückständen sorgt dafür, dass die enthaltene organische Substanz im Boden gut abgebaut und in stabilen Humus umgewandelt wird. Dadurch werden die Böden langfristig fruchtbarer und können mehr Kohlenstoff speichern.
Tabelle: Stickstofffixierung und Humusaufbau verschiedener Körnerleguminosen
Trotz der zahlreichen ökologischen und ökonomischen Vorteile des Anbaus von Körnerleguminosen gibt es auch Herausforderungen und Nachteile, die Landwirte bei der Integration dieser Kulturen in die Fruchtfolge beachten sollten. Diese betreffen unter anderem Krankheitsanfälligkeit, Vermarktungsprobleme und wechselnde Marktbedingungen.
Ein häufiges Problem im Anbau von Körnerleguminosen ist die sogenannte Leguminosenmüdigkeit. Diese beschreibt einen Ertragsrückgang, der bei zu kurzen Anbaupausen auftritt und oft auf bodenbürtige Krankheiten, insbesondere Pilzbefall (wie Wurzelhals- und Fusarium-Erkrankungen), zurückzuführen ist. Solche Ertragsdepressionen können den wirtschaftlichen Ertrag von Körnerleguminosen erheblich mindern und machen lange Anbaupausen zwischen den Kulturen notwendig, um die Bodengesundheit zu erhalten.
Die notwendigen Anbaupausen variieren je nach Kultur:
Tabelle: Anbaupausen der in Deutschland üblicherweise angebauten Körnerleguminosen
Obwohl Kulturen wie Soja und Ackerbohnen oft gute Absatzmöglichkeiten haben, kann die Vermarktung anderer Leguminosen, wie Lupinen, problematisch sein. Während Lupinen in der Tierfütterung als eiweißreicher Futtermittelzusatz ein großes Potenzial bieten, ist die Nachfrage in bestimmten Regionen gering. Auch sind Verarbeitungs- und Transportinfrastrukturen für solche Nischenprodukte oft unterentwickelt, was zu höheren Kosten und geringeren Gewinnen führen kann. Die Herausforderung besteht also darin, regionale Märkte für Lupinen und andere weniger verbreitete Leguminosen aufzubauen.
Körnerleguminosen können anfällig für spezifische Krankheiten und Schädlinge sein, wie z. B.:
Ascochyta-Krankheit (bei Erbsen und Linsen)
Hülsenfruchtblattläuse
Pilzkrankheiten wie Fusarium und Aphanomyces
Da viele dieser Krankheiten und Schädlinge im Boden überdauern können, kann es nach wiederholtem Leguminosenanbau zu einem erhöhten Befallsdruck kommen. Auch wenn die Krankheitsunterbrechung bei Getreidekrankheiten durch den Leguminosenanbau ein Vorteil ist, besteht hier ein spezifisches Risiko, dass Körnerleguminosen eigene Krankheiten und Schädlinge fördern.
Der Anbau von Körnerleguminosen erfordert eine sorgfältige Fruchtfolgeplanung. Aufgrund der langen Anbaupausen und der potenziellen Krankheitsanfälligkeit muss der Zeitpunkt und die Platzierung der Leguminosen in der Fruchtfolge gut durchdacht sein. Dies kann die Flexibilität im Anbausystem verringern, insbesondere in Regionen mit wenigen alternativen Kulturarten.
Auch die Bodenbearbeitung spielt eine Rolle. Viele Leguminosen, wie z. B. Lupinen, haben tiefe Wurzelsysteme und bevorzugen bestimmte Bodenverhältnisse. Das bedeutet, dass die Bodenbearbeitung angepasst werden muss, um die Bodenstruktur und -gesundheit zu erhalten, was zusätzliche Arbeitszeit und Kosten verursachen kann.
Der Anbau von Körnerleguminosen kann stark von externen Einflüssen wie Marktpreisen, Agrarpolitik und globalen Handelsbedingungen abhängen. Insbesondere politische Entscheidungen über Subventionen, Importregelungen oder Nachhaltigkeitsanforderungen können große Auswirkungen auf die wirtschaftliche Rentabilität haben.
Beispiele hierfür sind:
Änderungen in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die zusätzliche Prämien für den Anbau von Leguminosen bieten oder entziehen könnten.
Schwankungen im globalen Sojamarkt, die den Absatz heimischer Leguminosen beeinflussen können.
Änderungen in den Konsumtrends, wie der steigende oder sinkende Bedarf an pflanzlichem Eiweiß für die menschliche Ernährung oder für die Tierfütterung.
Diese Volatilität macht den Anbau von Leguminosen anfälliger für Marktschwankungen und erschwert langfristige Planungen im Vergleich zu stabileren Massenkulturen wie Weizen oder Mais.
Körnerleguminosen bieten Landwirten vielseitige Vorteile: Sie erhöhen die Bodenfruchtbarkeit durch Stickstofffixierung, fördern den Humusaufbau und reduzieren den Bedarf an mineralischen Düngemitteln. Darüber hinaus können sie als proteinreiche Futtermittel einen Großteil importierter Sojabohnen ersetzen, was zur regionalen Unabhängigkeit beiträgt. Mit der Integration in die Fruchtfolge wird zudem der Krankheitsdruck in Folgekulturen verringert, was langfristig die Gesundheit der Böden unterstützt. In einer Zukunft, die verstärkt auf nachhaltige Landwirtschaft setzt, sind Körnerleguminosen ein wichtiger Baustein, um Böden widerstandsfähiger zu machen und die Erträge ökologisch und ökonomisch zu sichern.
Wie helfen Körnerleguminosen dabei, die Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft zu erfüllen?
Körnerleguminosen unterstützen die Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft, indem sie den Boden dauerhaft bedecken, durchwurzeln und auf natürliche Weise mit Stickstoff anreichern und somit die Bodenfruchtbarkeit erhöhen. Dies fördert auch den Humusaufbau, was zu einer besseren Wasserspeicherung und Bodengesundheit führt. Zudem reduzieren sie den Bedarf an mineralischen Düngemitteln, was den ökologischen Fußabdruck der Landwirtschaft verringert.
Warum tragen Körnerleguminosen zur Erhöhung der Biodiversität bei?
Der Anbau von Körnerleguminosen durchbricht enge Fruchtfolgen und schafft vielfältige Ökosysteme, welche ebenfalls die Bodenökosysteme stärken. Diese Diversität optimiert nicht nur die Bodengesundheit, sondern schafft auch Lebensräume für eine Vielzahl von Mikroorganismen, Insekten und anderen Lebewesen, die für ein gesundes Ökosystem essentiell und verantwortlich sind.
Wie können Körnerleguminosen langfristig zur Resilienz der Landwirtschaft beitragen?
Durch den Humusaufbau und die Stickstofffixierung sorgen Körnerleguminosen für eine optimierte Bodenstruktur und Nährstoffverfügbarkeit, was die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegen Erosion und Extremwetterereignisse macht. Langfristig können sie die Abhängigkeit von mineralischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verringern, was sowohl ökologisch als auch ökonomisch von Vorteil ist.