Komposttee - Erfahrungsberichte aus der Praxis

Lesedauer: 4 Minuten

Für unseren Erfahrungsbericht zum Thema Komposttee haben wir drei regenerative Landwirte zu ihrer praktischen Anwendung rund um das Thema Komposttee befragt und hier die Ergebnisse zusammengefasst. 

Michael Reber wirtschaftet schon länger auf seinem Betrieb nahe Schwäbisch Hall regenerativ und ist auf Instagram unter (@michael.reber) zu finden. Er betreibt eine Biogasanlage und probiert viele neue Methoden im Ackerbau aus. Sein Wissen teilt er gerne mit anderen interessierten Landwirtinnen und Landwirten unter anderem bei seinen Seminaren zum Thema “Bodenfruchtbarkeit”. 

Phillip Krainbring ist der Betriebsleiter eines Ackerbaubetriebes in der Wanzlebener-Börde (Nähe Magdeburg). Auch er hat sich der regenerativen Landwirtschaft verschrieben und lässt die Instagram-Community (@phillip_krainbring) detailliert an seinem Arbeitsalltag teilhaben. Er fordert öffentlich eine stärkere Unterstützung seitens der Politik im Bezug auf die Transformation der Landwirtschaft hin zu einer regenerativen und zukunftsfähigen Landwirtschaft.

Im südlichen Brandenburg sitzt Landwirt Tino Ryll, vielen bekannt als @flaemingbauer auf Instagram. Er betreibt regenerativen Ackerbau auf sandigem Lehmboden und investiert viel Zeit und Mühe in verschiedenste Experimente, sei es im Mischfruchtanbau, mechanischer Unkrautbekämpfung oder verschiedenen Kompostierungsverfahren. Dabei hält er seine Follower über die verschiedenen Versuche und deren Ergebnisse auf dem Feld auf dem Laufenden. 

Danke an alle beteiligten für ihre Zeit, das Teilen ihres Wissens und ihr Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit!

Fragen an die drei Experten aus der Praxis:

 

Wie bist Du auf den Komposttee aufmerksam geworden?

Während Michael und Tino vor einigen Jahren über den Bodenkurs von Dietmar Näser auf das Thema aufmerksam geworden sind, ist Phillip letztes Jahr durch Michael auf das spannende Thema Komposttee gestoßen. 

Benutzt Du ein gekauftes oder selbst gebautes Set-up?

Tino und Michael haben beide mit einer gekauften Kompostteeanlage von Vortex begonnen und haben sich zusätzlich noch mehrere IBC-Systeme inklusive Heizplatte selbst gebaut, um noch mehr Komposttee brauen zu können. Phillip hat gleich mit zwei IBC-Behältern begonnen und kann diese um zwei weitere ergänzen. So kommt Phillip auf bis zu ca. 4.000 Liter, Timo auf ca. 3.000 Liter und Michael auf ca. 5.000 Liter.

Welche Leistung hat deine Pumpe? Liter/Minute Liter/Stunde

Die Auswahl der richtigen Pumpe ist beim Kompostbrauen von großer Bedeutung. Die Befragten Landwirte betreiben einen Seitenwandverdichter oder einen Luftkompressor. 

Phillip Krainbring: 265 qm/h → 265.000 l/h → 4.417 l/min (Seitenwandverdichter)

Tino Ryll:  50,45 qm/h → 50.460 l/h → 84 l/min  (Luftkompressor)

Michael Reber: 260 qm/h → 260.000 l/h → 4.333 l/min (Seitenwandverdichter)

Benutzt du einen speziellen Kompost?

Bei dem verwendeten Kompostausgangssubstrat setzten alle drei auf gekauften Wurmhumus. Tino verwendet zusätzlich noch selbst produzierten Johnson-So Kompost, sowie etwas Walderde. Michael benutzt neben dem Wurmhumus auch noch eigenen Kompost. Phillip findet die Idee spannend, regionalen Kompost aus der eigenen Region zu verwenden, da hier das Ausgangsmaterial und die darin enthaltenen Mikroorganismen besonders kompatibel mit den Flächen sein könnten. 

Woher kommt dein Kompostteerezept? Verrätst Du es uns? für 1000 Liter 

Hier haben wir Euch einmal die zwei verwendeten Kompostteerezepte abgedruckt. Dabei möchten wir noch einmal betonen, dass es beim Komposttee viele verschiedene Arten der Zusammensetzung gibt. 

Phillip und Michael orientieren sich an folgendem Rezept:

5 l Kompost

Malzkeimdünger 1 kg

Melasse / Zuckerrübensirup 1 l

Gesteinsmehl 500 g 

Bioaktiv 150 g

Regen- oder Leitungswasser

Heizmatten (25°C)

Tino orientiert sich an dem Rezept von Frau Dr. Ingrid Hörner:

3 kg Kompost

4 l Melasse

2,5 kg Gesteinsmehl

500g BioAktiv

Welche Fehler hast Du gemacht bzw. welche Herausforderungen hast du identifizieren können?

Tino hat die Erfahrung gemacht, dass es sich bei der Beigabe der verschiedenen Zutaten lohnt die Reihenfolge zu beachten, sodass nicht zu viel Schaum entsteht. Bei der Belüftung mit sogenannten Aquarium-Steinen könne es zu kleineren anaeroben Bereichen im Tank kommen, daher experimentiert er noch um eine bessere Lösung zu finden und das System weiterzuentwickeln. Phillip hat anfangs den zeitlichen Aufwand und die Organisation unterschätzt. Man müsse wissen wann man spritzen möchte und dann den Komposttee entsprechend 24-36 h vorher ansetzen. Spontan lässt sich der Komposttee leider nicht am Abend ausbringen, wenn man am Morgen weiß, dass Zeit dafür wäre. Für Michael stellt auch die Zeit die größte Herausforderung dar, denn zusätzlich zu den üblichen Pflegemaßnahmen auf dem Feld kommt noch das Ansetzen und das Ausbringen des Komposttees hinzu. Insbesondere in Jahren, wo die Witterung nur kleine Fenster zur Behandlung lässt, können die verschiedenen Maßnahmen miteinander konkurrieren. Nichts desto trotz sei der Komposttee ein wichtiges und vergleichsweise günstiges Mittel um die regenerative Landwirtschaft auf den Weg zu bringen, darin sind sich alle einig.

Für welche Kulturen eignet sich Komposttee deiner Meinung nach besonders gut?

Die drei Landwirte sind sich einig, dass die Behandlung von Komposttee für alle Kulturen (sowohl Halm- als auch Blattfrüchte) ab dem 3-Blatt-Stadium sinnvoll ist.

Welche Verdünnung benutzt du bei Boden- bzw. Blattapplikationen

Phillip benutzt eine Danfoil, und spritzt seinen Komposttee im Moment unverdünnt. Michael nimmt ein IBC-Container pro 2700 l Spritzbehälter, den Rest, also 1700 l, verdünnt er mit Wasser (ca. 50l/ha Komposttee). So kommt er auf eine Verdünnung von 1:1,7. Tino verdünnt seinen Komposttee im Verhältnis 1:3 mit Wasser. Seine Ausbringungsmenge von 180 l/ha entspricht dementsprechend 60 Liter reinem Kompostteeauszug.

Wie häufig und zu welchem Zeitpunkt bringst du den Komposttee auf deine Flächen?

Phillip versucht pro Kultur 2x (1x im Herbst und 1x im Frühjahr) eine Kompostteebehandlung durchzuführen. Tino peilt 1x im Herbst und 2x im Frühjahr an, ähnlich wie Michael der auch 1x im Herbst und je nach verfügbarer Zeit sogar bis zu 3x Komposttee aufs Feld bringt.

Beobachtungen

Tino konnte dieses Jahr in den mit Komposttee gespritzten Beständen weniger Mehltau finden, als in den Flächen ohne Komposttee. Des Weiteren seien dieses Jahr die unteren 2-3 Körner im Getreide voller ausgebildet als bei den Schlägen ohne Komposttee. Dies ist jedoch bisher, Stand Ende Mai, ein reines Bauchgefühl, inwieweit sich die Erträge dann tatsächlich unterscheiden bleibt abzuwarten, so Tino. Mehrjährige Beobachtung bezüglich des Effektes von Komposttee fehlen dem Brandenburger leider Aufgrund der Trockenheit der letzten Jahre noch.