Interview mit Enno von Katte

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In einem Interview hat uns Enno Wilhelm von Katte, ein erfahrener Landwirt aus dem Nordosten Sachsen- Anhalts, Fragen über Bodenbearbeitung und Düngung in der regenerativen Landwirtschaft beantwortet und erzählt, wie er regenerative Methoden in seinem Betrieb umsetzt. Hier werden Tipps und Tricks aus der Praxis verraten, die bei der Umstellung helfen. Enno wirtschaftet seit drei Jahren regenerativ auf einem sehr heterogenen Standort. Die Böden haben 15 bis 70 Bodenpunkte. Auf den Flächen liegt teilweise innerhalb von 50 Metern eine Differenz von bis zu 60 Bodenpunkten vor. Zusätzlich ist der Standort sehr trocken mit sehr heterogenem Wasseranteil. 

Auf die Frage, warum Enno sich für die regenerative Landwirtschaft entschieden hat, gab es eine klare Antwort: 

“ Weil ich Geld verdienen will.”

Weniger Arbeitsgänge, Maschinen und Überfahrten, bedeuten weniger Kosten. Dann hat Enno uns erzählt, wie die Bodenbearbeitung auf seinen Flächen abläuft. Zur Bodenbearbeitung gäbe es nur einen Strohstriegel und die Drille. Nach dem Dreschen wird zwei bis drei mal der Strohstriegel verwendet, danach kommt nur noch die Drille. Mit Direktsaatmaschinen wird in die Stoppeln gedrillt. 

Bild: Direktsaat bei Enno 

Enno: “Für mich ist das die ökologischste und nachhaltigste Methode zu wirtschaften, weil wir ja den Boden nicht mehr tief bearbeiten wollen. Du musst dich immer fragen, was ist dein Ziel? Wir wollen das Stroh verteilen und die Samen zum Auflaufen bringen. Deswegen nutzen wir den Strohstriegel. Andere finden eine Scheibenegge besser, ich nicht.”  

Auf Enno's Betrieb werden Zwischenfrüchte als Bodenbearbeitung genutzt, so wird nur die Drillmaschine benötigt. Für ihn bedeutet bodenschonende Ackerwirtschaft, dass so wenig Boden wie möglich von den Maschinen überfahren wird. Auf seinem Betrieb wird bodenschonende Bearbeitung durch “controlled traffic farming” durchgeführt, die Flächen werden in einer Anbauperiode acht bis zwölf mal befahren. Bei der Methode “controlled traffic farming” werden über Jahre hinweg bei jedem Arbeitsgang die selben Fahrspuren verwendet. So beschränken sich die Bodenverdichtungen auf begrenzte Bereiche, die anderen, so genannten Wachstumsbereiche bleiben unverdichtet. Durch die wenigen Überfahrten wird natürlich auch Diesel eingespart.

Enno: “Wer das erste Mal Direktsaat ausprobieren will, der sollte Getreide nach Raps machen, Easy! Das kann jeder.”

Raps ist eine dankbare Vorfrucht, die den Boden auflockert. Enno empfiehlt, beim Rapsdreschen auf die Spuren zu achten, damit keine Schäden durch das Befahren entstehen. Allerdings sagt er auch, dass die erfolgreiche Etablierung von Raps in Direktsaat relativ schwierig ist. Entscheidend ist ein sauberer Keimhorizont ohne organische Rückstände. Raps hat eine Pfahlwurzel, die gerade nach unten wachsen möchte.

Enno: “Es ist zwar mühsamer, aber es geht auf jeden Fall auch.” 

Deutlich einfacher sei es bei Getreide und Leguminosen. 

Wir haben Enno auch gefragt, ob er messbare Veränderungen  durch die regenerativen Methoden auf den Flächen feststellen konnte. Der Humusgehalt wurde auf seinem Betrieb nur einmal getestet und soll erst nach fünf Jahren erneut getestet werden. Auch andere Messungen hat Enno noch nicht getätigt. Dafür gibt es aber optisch deutliche Veränderungen. 

Enno: “Es sieht so aus, als hätten wir deutlich mehr Regenwürmer und deutlich weniger Verdichtungen. Der Regenwurmbesatz und die biologische Aktivität haben zugenommen.”

Enno hat auf seinem Betrieb nicht nur die Bodenbearbeitung umgestellt. Ein wichtiger Bestandteil seiner Wirtschaftsweise ist auch die Umstellung auf organische Düngung. Im nächsten Jahr soll auf dem Betrieb ¾ des Getreides organisch gedüngt werden. Der Rest wird noch mineralisch gedüngt. Auch hier, sagt Enno, ist die Bearbeitung von Raps etwas schwieriger als beim Getreide, weil er dafür nicht den richtigen Dünger zur Verfügung hat. Auf die Frage, wie er den organischen Dünger auswählt, zieht Enno einen schönen Vergleich. 

Enno: “Das ist wie wenn du dich selbst ernähren willst.Was brauchst du, wie viel Kalorien am Tag willst du zu dir nehmen? Und dann überlegst du dir, welches Produkt führt dir das zu. Es gibt fast für jede Pflanze den richtigen organischen Dünger.“ 

Ein Landwirt, der auf organische Düngung umsteigen will, muss sich also gut überlegen, welchen Bedarf die jeweilige Kultur hat. Enno setzt flüssige Gärreste und Hähnchenmist im Getreideanbau ein.

Enno: “Wir haben Weizen rein organisch mit Hähnchenmist gedüngt und hatten keinen Ertragsunterschied zu anderen Flächen. Zwei Jahre zuvor haben wir auf den gleichen Flächen den Weizen mineralisch gedüngt, da hatten wir genau den gleichen Ertrag.”  

Raps, erzählt er, habe eine sehr frühe Stickstoffaufnahme, also braucht es Organik, die früh wirkt. Schweinegülle würde sich laut Enno gut eignen im Rapsanbau. Das größte Problem im Rapsanbau ist für Enno allerdings das eventuell anstehende Glyphosatverbot. 

Enno: “Das wird mich nicht umhauen, das ist nicht fundamental. Es ist ein gutes Mittel um nachhaltig und bodenschonend zu arbeiten.” 

Bild: Ausbringung von Kompost bei Enno

Abschließend zur organischen Düngung sagt Enno: 

“Wenn ich Organik kriegen kann, nehme ich immer Organik.” Für ihn bringt das viele Vorteile mit sich. “Der Humusgehalt wird gesteigert, außerdem können organische Dünger auch noch Jahre später wirken, mineralische Dünger nicht.“ 

Enno weist noch darauf hin, dass es natürlich darauf ankommt, wo die Organik herkommt. Organik auszubringen, erzeugt natürlich erheblich mehr Kosten als das Ausbringen von Mineraldünger. Am Ende haben wir Enno noch gefragt, ob er Tipps für Landwirte hat, die auf organische Düngung umsteigen, beziehungsweise den Mineraldüngereinsatz verringern wollen. Seine Antwort: 

“Überlegt euch, was die Pflanze braucht, baut euch eine Exceltabelle und rechnet es aus.”