Hühner im rotierenden Weidesystem

Lesedauer: 3,5 Minuten

 

Wer an Weidemanagement denkt, denkt wahrscheinlich zuerst an Rinder. Dies ist aber nicht immer der Fall, denn auch Schweine und Geflügel können in einem rotierenden System auf der Weide eingesetzt werden. In einem vorherigen Artikel wurde bereits Mob Grazing mit Wiederkäuern behandelt. In diesem Artikel wird der Fokus auf Hühnern liegen. 

 

Warum sollten Hühner in das Weidemanagement integriert werden? 

Hühner und auch anderes Geflügel können beim Mob Grazing ebenso wie Wiederkäuer dafür sorgen, dass der Boden gleichmäßig mit Nährstoffen in Form von Dung versorgt wird. Dies geschieht vor allem durch das Halten einer relativ großen Anzahl von Tieren auf einer relativ kleinen Fläche Grünland. Ähnlich wie beim klassischen Mob Grazing werden auch die Hühner circa alle 24 bis 48 Stunden auf eine neue Fläche umgetrieben, was die Überweidung der Grünflächen vermeidet. Ein weiterer Vorteil von Hühnern auf Weideflächen ist, dass sie ähnlich wie viele kleine hoch effektive Vertikutiermaschinen sind. Dadurch wird der Boden besser belüftet und Mulch sowie eventuelles Moos werden auf natürliche und schonende Weise entfernt. 

 

Worauf geachtet werden muss

Für Hühner muss, anders als für  Wiederkäuer, auch ein Unterschlupf bereitgestellt werden. Bei Hühnern ist es auch wichtig, dass ein funktionstüchtiger und dichter Elektrozaun zum Einsatz kommt. Dies ist wichtig, um die Hühner vor Wildtieren wie zum Beispiel vor Füchsen und Mardern zu schützen. Wenn man Hühner im Freiland hält, muss jedoch auch mit einigen Verlusten durch Luftangreifer wie zum Beispiel dem Habicht gerechnet werden. Normalerweise halten sich diese Verluste jedoch in Grenzen. 

Ein sozusagen natürlicher Schutz vor Raubtieren, welcher zwar nicht zu 100 % schützt, jedoch durchaus seine Vorteile bietet, ist die Eingliederung von Gänsen. Diese schrecken nämlich in manchen Fällen den Habicht ab, sodass dieser seltener Hühner erbeutet. Auch ist die Haltung von Hähnen förderlich, um den Schutz weiter zu verstärken, da dieser mit spezifischen Tönen die Hennen warnt, wenn ein Raubvogel im Anflug ist. Diese können sich dann umgehend in den Stall in Sicherheit bringen. Der Stall, welcher für die regenerative Hühnerhaltung verwendet wird, ist kein normaler Stall, sondern besitzt einige Besonderheiten.

 

Wie sieht so ein Stall aus? 

Der Stall, welcher auf der Weide platziert wird, muss leicht bewegbar sein, um circa alle zwei Tage die nächste Weidefläche zu erschließen. Auch sollte er keinen Boden besitzen, sodass die Hühner in ihrem Unterschlupf direkt auf der Wiese stehen. Dies hat den Vorteil, dass die Hygiene durch das regelmäßige Umsetzen dauerhaft sichergestellt ist und der Landwirt:in kein Geld für teures Einstreumaterial ausgeben muss. Als Dach bietet sich weißes Plastik an, da dieses sehr leicht ist und auch besonders gut die Sonnenstrahlen im Sommer reflektiert. Dadurch wird es auch an Sommertagen nicht zu heiß im Stall. Der Stall sollte außerdem mit Bodenankern befestigt werden, um auch stärkerem Wind standzuhalten. Beim Halten von Legehennen sollten natürlich auch geeignete Legeplätze zur Verfügung stehen. Auch sauberes Wasser muss wie in jedem Stall jederzeit für die Tiere verfügbar sein. 

Im Winter kann das Grünland nicht regenerativ mit Hühnern bewirtschaftet werden, da es zum einen für die Hühner zu kalt und zu feucht wäre und zum anderen nicht genug Futter auf dem Grünland zu finden ist. Die Hühner müssen deswegen in ein Winterquartier umziehen. Dies kann zum Beispiel ein Folientunnel sein. Das Winterquartier sollte mit Tiefstreu aus beispielsweise Stroh eingestreut sein und ausreichend Schutz vor Nässe und Kälte bieten.

 

Synergie zwischen Mob Grazing und regenerativer Hühnerhaltung

Idealerweise ist es förderlich, vor dem Einsatz von Hühnern Mob Grazing zu betreiben. Natürlich ist das kein Muss, jedoch bringt es einige Vorteile. Zwischen Hühnern und Wiederkäuern herrscht nämlich eine Synergie. Wenn Rinder, Schafe oder Ziegen in einem rotierenden Weidesystem wie Mob Grazing gehalten werden, wird der Dung gleichmäßig verteilt. Wenn dann die Wiederkäuer auf eine neue Fläche gebracht werden, kommen dank dem Dung verschiedene Insekten wie zum Beispiel Mistkäfer oder Fliegen, welche ihre Larven in den Dung ablegen. Diese dienen dann den Hühnern als ideales proteinreiches Zusatzfutter, welches natürlich für den Landwirt komplett umsonst ist. Diese abwechslungsreiche Nahrung der Hühner führt dann im Falle von gehaltenen Legehennen zu sehr hochwertigen Eiern. 

Ein weiterer Vorteil der Integration von Hühnern nach Mob Grazing ist, dass Hühner oft Pflanzen wie beispielsweise Ampfer gerne abfressen, während zum Beispiel Rinder diese Pflanze eher meiden. Dadurch entsteht eine gleichmäßige Konkurrenz zwischen den verschiedenen Pflanzen, sodass keine einen Wachstumsvorteil hat. 

 

Ideale Voraussetzungen

Laut Benedikt Wittmann, einem Vorreiter im Bereich der regenerativen Hühnerhaltung, sind die folgenden Voraussetzungen ideal, um selbst mit der regenerativen Hühnerhaltung zu beginnen: 

 

 

Fazit

Hühner bieten für Landwirte gerade auf trockenen und ebenen Flächen ein großes Potenzial. Besonders groß ist der Nutzen in Kombination mit Mob Grazing, bei der auch Wiederkäuer in dem rotierenden Weidesystem integriert sind. Die Wiederkäuer bieten den Hühnern proteinreiche Nahrung, welches zu besonders hochwertigen Eiern führt. Auch fressen Hühner die Pflanzen ab, welche oft von den Wiederkäuern verschmäht werden. Generell gilt jedoch, wer sich für die regenerative Hühnerhaltung integriert muss sicherstellen, dass sein Stall alle 24 bis 48 Stunden in eine neue Parzelle bewegt werden kann sowie dass er sicher vor Angreifern wie Mardern und Füchsen ist. Außerdem muss man generell mit ein paar Verlusten durch Luftangreifer rechnen, welche aber durch den Einsatz von Gänsen und Hähnen reduziert werden können.