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Grünroggen (Secale cereale), auch Grünschnittroggen genannt, ist eine vielfältig verwendbare Nutzpflanze, die in den letzten Jahren dank ihrer Robustheit in den Fokus gerückt ist. Auch neue Forschungsergebnisse präsentieren den Grünroggen wieder in einem neuen Licht. Im nachfolgenden Artikel wird auf das Potenzial dieser Pflanze als Zwischenfrucht, die Verwendung und die Erträge eingegangen.
Grünroggen wird als Winterzwischenfrucht in Deutschland immer beliebter. Als Biogassubstrat und Futter für Vieh können Landwirte diese Kultur nach dem Winter ernten.
Im vegetativen Stadium gibt es beim Grünroggen viele Parallelen zu Grasbeständen. Die Rohprotein- und Energiegehalte sind im jungen Stadium durch das blattreiche Wachstum am höchsten. Mit der Zeit und der Ausbildung der generativen Bestandteile nimmt der Rohfasergehalt zu. Mit Rohfasergehalten von circa 20 % in jungen Entwicklungsstadien würde der optimale Schnittzeitpunkt sehr früh (in der Schossphase) fallen, wenn man sich lediglich nach diesen Werten richtet. Zu diesem Zeitpunkt ist der Ertrag viel zu niedrig, weshalb es Sinn ergibt, einen Schnitt beim Fahnenschieben zu vollziehen. Hier sind Futterwert und Ertrag optimal.
Es darf jedoch nicht zu lange gewartet werden, da der Futterwert im Ährenschieben stark sinkt.
Also noch einmal zusammengefasst: Wer eine hohe Futterqualität bevorzugt, sollte vor Beginn des Ährenschiebens ernten, riskiert dabei aber Ertragsminderungen. Wer auf einen hohen Ertrag aus ist, kann später ernten, worunter die Futterqualität leidet. Ein Kompromiss dieser zwei Faktoren kann erzielt werden, wenn ein Schnitt beim Fahnenschieben erfolgt.
Beim Grünroggen ist ein Ertragspotenzial von 50 bis 80 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar zu erwarten. Einflussreiche Faktoren sind Standort und Witterung.
Die Methanausbeute von Grünroggen reicht von 300 bis 250 Liter CH4 pro Kilogramm Trockenmasse .
Geht man von einem mittleren Ertrag aus, so ließe sich laut Berechnungen des Biogas Forums Bayern ein Methanertrag von 1,700 Kubikmeter pro Hektar erwirtschaften.
Wer Grünroggen anbauen will, der sollte zuerst festlegen, welchem Zweck die Pflanze dienen soll. Je nach Verwendung gibt es verschiedene Sorten. Die gezüchteten Varianten weisen eine deutlich schnellere und frühere Massenbildung sowie ein frühes Ährenschieben auf, als die Körnernutzungssorten. Damit ist sie eine der am frühesten räumenden Winterzwischenfrucht in unserem Klima.
Auch die Möglichkeit, den Grünroggen nach einer verspäteten Maisernte anzubauen, macht ihn sehr interessant. Es gibt Sorten, die eine gute Spätsaatverträglichkeit bis Ende Oktober aufweisen und den Zwischenfruchtanbau so etwas flexibler gestalten.
Eine typische Aussaatstärke liegt bei ungefähr 350-400 Körnern pro Quadratmeter und beginnt, je nach Sorte, ab Mitte oder Ende September. Das Wintergetreide benötigt zwei bis fünf Seitentriebe, um eine ausreichende Winterhärte zu gewährleisten.
Eine Drillsaat mit Reihenabständen von zehn bis 15 Zentimetern sowie ein feinkrümeliges Saatbett sind, wie bei anderen Getreidearten auch, üblich. Der flach liegende Bestockungsknoten vom Grünroggen setzt jedoch eine maximale Saattiefe von drei Zentimetern voraus.
Die Anspruchslosigkeit des Grünroggens ist mit dem herkömmlichen Roggen vergleichbar. Der Anbau der winterharten Zwischenfrucht sollte jedoch in schneereichen und sehr kalten Lagen gemieden werden.
Nach Beendigung der Vegetationspause dauert es meist 50 bis 60 Tage bis zum Ährenschieben. Die Ernte erfolgt demnach zur Mitte des Ährenschiebens (BBCH 55) Anfang bis Mitte Mai, wenn der Trockensubstanzgehalt um die 16 % beträgt.
Bei der Einsilierung ist der Grünroggen auf 28-30 % anzuwelken. Im Normalfall erfolgt die Ernte im Mai.
Die Menge an benötigtem Wasser für ein optimales Wachstum der Feldfrucht ist auch im Lichte des Klimawandels sowie der vergangenen trockenen Sommer von besonderer Bedeutung für die Landwirtschaft.
Der Grünroggen benötigt für die Massenbildung viel Wasser. Besonders im Frühjahr muss daher eine ausreichende Feuchtigkeit gewährleistet werden.
schneller Wuchs
gute Unkrautunterdrückung
anspruchslose Kultur
Humusaufbau durch intensive Durchwurzelung
verträgt keinen Feuchtigkeitsmangel
frühe Ernte lässt Felder oft für einige Zeit brach liegen
In Versuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen konnten im Mai 2022 über 70 Dezitonnen geernet werden. Je nach Wetterbedingungen im Anbauzeitraum varrieren die Werte. Insbesondere Feuchtigkeitsmängel in der Vegetationszeit schaden dem Grünroggen deutlich.
Die Verwendung von Grünroggen schafft in der Landwirtschaft eine gewisse Flexibilität, was den Zwischenfruchtanbau betrifft. Mit einem recht langen möglichen Saatzeitraum können unvorhergesehene Ernteschwierigkeiten der Vorfrucht kompensiert werden und es muss nicht auf eine Zwischenfrucht verzichtet werden. Auch der schnelle Wuchs und die Möglichkeit, den Grünroggen als Viehfutter und für die Biogasproduktion zu verwenden, machen ihn zu einer interessanten Alternative in der Landwirtschaft.
Im Überblick: Mulch-, Streifen- und Direktsaat