Hanf erlebt in Deutschland ein bemerkenswertes Comeback und gewinnt zunehmend an Bedeutung als vielseitige Nutzpflanze. Ob als umweltfreundlicher Baustoff, nährstoffreiches Superfood oder robuster Bodensanierer – Hanf bietet zahlreiche nachhaltige Lösungen für die Landwirtschaft und darüber hinaus. Erfahre in diesem Artikel, wie der Hanfanbau nicht nur deine Erträge steigern, sondern auch zur Bodengesundheit und Umweltsanierung beitragen kann.
Hanfanbau auf dem Vormarsch: Der Anbau von Nutzhanf in Deutschland wächst kontinuierlich und hat 2022 um 8 % zugenommen, vor allem in Bundesländern wie Niedersachsen, Bayern und Sachsen-Anhalt.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Hanf ist nicht nur als Rohstoff für Papier und Baustoffe wertvoll, sondern auch als Superfood und in der Medizin aufgrund seiner reichhaltigen Nährstoffe und vielseitigen Verwendbarkeit gefragt.
Hanf in der Fruchtfolge: Hanf lässt sich durch seine Anspruchslosigkeit ideal als Winterzwischenfrucht in die Fruchtfolge integrieren, da seine tiefen Wurzeln den Boden auflockern, Unkraut unterdrücken und die Bodenfruchtbarkeit für nachfolgende Kulturen wie Getreide oder Mais optimieren.
Papier aus Hanf: Hanfstängeln besitzen einen holzigen Innenkern und dessen Fasern und Zellulose eignen sich gut für die Papierherstellung.
Hanf als Lebensmittel: Ein vielfältiger Einsatz ist möglich, eine Nutzung von Hanföl als reines Speiseöl, aber auch als Kosmetika und für medizinische Zwecke. Auch die proteinreichen Körner sind ein Superfood, da sie ebenfalls reich an Vitaminen und ungesättigten Fettsäuren sind.
Bauen mit Hanf: Hanffasern und Schäben sind leicht und haben sehr gute Isolier- als auch Schall- und Brandschutzeigenschaften. Kombiniert man Hanf mit Naturkalk, können sie ebenfalls zu Ziegeln verarbeitet werden.
1. Selbstverträglichkeit: Hanf ist grundsätzlich selbstverträglich, das heißt, er kann auf demselben Feld mehrmals hintereinander angebaut werden. Trotzdem ist es aus phytosanitären Gründen sinnvoll, eine Anbaupause von zwei bis drei Jahren einzuhalten, um den Boden nicht einseitig zu belasten und Schädlinge sowie Krankheiten zu minimieren. Hanf kann also im Wechsel mit anderen Kulturen wie Getreide, Mais, oder Hülsenfrüchten angebaut werden.
2. Vorfruchtwirkung: Hanf hat eine sehr gute Vorfruchtwirkung aufgrund seines tiefreichenden Wurzelsystems, das den Boden auflockert und die Bodenstruktur verbessert. Dies macht ihn besonders geeignet als Vorfrucht für flachwurzelnde Pflanzen wie Getreide oder Gemüse. Zudem entzieht Hanf relativ wenig Nährstoffe, was ihn für nachfolgende Kulturen schonend macht. Durch die Verbesserung des Bodens und die Reduzierung von Unkraut ist Hanf eine ideale Vorfrucht für viele landwirtschaftliche Kulturen.
3. Sommerhanf und Winterhanf:
Sommerhanf: Sommerhanf wird im Frühjahr ausgesät und im Spätsommer oder Herbst geerntet. Er kann gut mit Kulturen wie Mais oder Kartoffeln im Wechsel angebaut werden.
Winterhanf: Diese Variante wäre theoretisch frostresistenter, jedoch gibt es noch wenig erprobte Sorten für den Anbau als Winterhanf. Die Erforschung und Entwicklung frostbeständiger Sorten könnte das Potenzial für den Anbau in Regionen mit kälterem Klima erhöhen.
4. Frostbeständigkeit: Hanf ist im Allgemeinen nicht sehr frostresistent. Junge Hanfpflanzen können durch späten Frost geschädigt werden, weshalb die Aussaat in der Regel nach den letzten Frostperioden erfolgt. Dies ist ein wichtiger Faktor bei der Planung der Fruchtfolge, insbesondere wenn der Winterhanf entwickelt wird.
5. Förderung der Biodiversität: Hanf kann zur Erhöhung der Biodiversität in der Fruchtfolge beitragen, da er durch seine dichte Blattstruktur Unkraut stark unterdrückt. Dies kann den Einsatz von Herbiziden reduzieren. Zudem zieht Hanf verschiedene Insekten an, die zur Förderung von Nützlingen beitragen, was sich positiv auf das gesamte Ökosystem auswirkt.
6. Kombination mit anderen Kulturen
Hülsenfrüchte: Diese könnten in die Fruchtfolge integriert werden, da sie Stickstoff im Boden binden, was den Nährstoffhaushalt für nachfolgende Kulturen verbessert.
Getreide : Flachwurzelnde Getreidearten profitieren von der tiefen Bodenlockerung durch Hanf.
Mais: Auch Mais kann nach Hanf gut wachsen, da er von der aufgelockerten Bodenstruktur und Unkrautunterdrückung profitiert.
Tabelle: Anbaudetails von Nutzhanf
Tiefe Durchwurzelung: Hanf entwickelt bis zu 140 cm tiefe Pfahlwurzeln, die eine signifikante Durchlockerung des Bodens ermöglichen. Diese tiefen Wurzeln verbessern die Bodenbelüftung und verhindern Verdichtung, was die Wasseraufnahme und Nährstoffverfügbarkeit für nachfolgende Pflanzen erhöht. Die Wurzeln tragen zur Erosionskontrolle bei, indem sie den Boden stabilisieren und seine Struktur erhalten.
Hohes Umweltsanierungspotenzial: Hanf hat die Fähigkeit, Schwermetalle aus dem Boden zu entziehen, wodurch eine natürliche Bodensanierung möglich ist. Diese Eigenschaft macht ihn besonders wertvoll für kontaminierte Flächen. Nach der Sanierung kann die Fläche wieder für die Kultivierung von Lebensmitteln genutzt werden.
Schädlingsresistenz: Hanf ist für nur wenige Pflanzenkrankheiten anfällig und hat kaum natürliche Schädlinge. Deshalb kann auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weitgehend verzichtet werden. Auch die enorme Wuchshöhe und die damit starke Beschattung des Bodens trägt zur Bekämpfung des Unkrautwachstums bei. Untersuchungen stellten dar, dass der Anbau als Sommerpflanze den Boden weitgehend unkrautfrei hält und damit ein längeres Zeitfenster für den Anbau der Winterpflanzen bietet.
Positive Effekte auf den Ertrag von Folgekulturen: Studien zeigen, dass der Weizenertrag nach dem Anbau von Hanf um 10-20 % steigen kann. Ähnliche positive Effekte wurden auch für den Ertrag von Sojabohnen festgestellt, was auf eine Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit hinweist.
Umweltbilanz und Nachhaltigkeit: Hanf leistet einen bedeutenden Beitrag zur CO₂-Reduktion durch die Fähigkeit der Pflanze, Kohlenstoff zu speichern. Circa 30-40 % des in den Blättern gespeicherten Kohlenstoffs können im Boden humifiziert werden. Besonders interessant ist Hanf als Zwischenfrucht in der regenerativen Landwirtschaft. Der durchschnittliche CO₂-Speicherwert liegt bei 9-13 t/ha. Die Umweltfreundlichkeit von Hanf zeigt sich nicht nur im Anbau, sondern auch in den Endprodukten. Diese sind kompostierbar und tragen zu einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen bei.
Hanf kann unter bestimmten Bedingungen auch als Winterzwischenfrucht genutzt werden, was zahlreiche Vorteile für den Boden und das landwirtschaftliche System mit sich bringt. Da Hanf frostempfindlich ist, sollte er in Regionen mit milden Wintern oder vor dem ersten Frost ausgesät werden, damit er vor den kälteren Monaten genügend Biomasse aufbauen kann. Eine späte Aussaat im Herbst ermöglicht es, den Boden während der Wintermonate zu bedecken und Erosion sowie Nährstoffauswaschung zu verhindern. Hanf bildet eine tiefe Pfahlwurzel, die den Boden lockert, die Wasseraufnahme verbessern kann und die Bodenverdichtung reduziert. Gleichzeitig fördert er die Humusbildung, da er nach dem Einarbeiten in den Boden und in Form der Wurzelmasse eine große Menge organischer Substanz hinterlässt, was die Bodenfruchtbarkeit für die nächste Hauptkultur steigert. Seine dichte Blattmasse unterdrückt effektiv das Unkrautwachstum, wodurch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Frühjahr verringert werden kann. Der geringe Schädlings- und Krankheitsdruck macht ihn zusätzlich zu einer ökologisch wertvollen Option für den Zwischenfruchtanbau.
Wir von Klim erkennen die Bedeutung von Zwischenfrüchten in der Landwirtschaft und bieten Landwirten bei der Umstellung auf eine weite Fruchtfolge finanzielle Anreize für die Reduzierung der Emissionen und die Speicherung von CO2 im Boden. Landwirte werden für die Zwischenfrüchte belohnt, welche zusätzlich zur Verbesserung der Bodengesundheit und zum Klimaschutz beiträgt.
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Übersäuerte oder ausgelaugte Böden: Hanf kann auf Böden mit niedrigem pH-Wert (< 6) Schwierigkeiten im Wachstum haben. Eine pH-Neutralisierung durch Kalk ist erforderlich, um optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen. Übersäuerung kann zu einem Nährstoffmangel führen, der das Wachstum und die Erträge beeinträchtigen kann.
Bodenbearbeitung: Eine gründliche Bodenbearbeitung kann notwendig sein, um die besten Anbaubedingungen für Hanf zu schaffen und eine optimale Ernte zu erzielen.
Studien zeigen, dass die Bodenbearbeitung mit Pflugfurche wirtschaftlich vorteilhafter ist als Minimalbodenbearbeitung.
THC-Grenzwert und Saatgutmanagement: Überschüssiges Hanfsaatgut kann nicht eingelagert werden, da dies den THC-Grenzwert für Nutzhanf erhöhen kann. Hohe THC-Werte machen das Saatgut unbrauchbar für den legalen Nutzhanfanbau. Hybride Saat wird häufig verwendet, um dieses Problem zu umgehen, da sie spezielle Eigenschaften hat, die den THC-Grenzwert nicht überschreiten.
Pflanzenschutz und Schädlinge: Hanf ist zwar weitgehend resistent gegenüber vielen Schädlingen und Krankheiten, aber gelegentlich sind Maßnahmen zur Bekämpfung des Hanferdflohs erforderlich, insbesondere in bestimmten Regionen wie in Frankreich.
Geringe Nachfrage: Ein Hindernis beim Anbau von Hanf ist die oft noch geringe Marktnachfrage nach Hanfprodukten, was die Wirtschaftlichkeit des Anbaus einschränken kann. Trotz der vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Hanf, etwa in der Textil- und Bauindustrie, ist der Markt noch nicht ausreichend entwickelt, um flächendeckend hohe Abnahmemengen zu garantieren.
Die rechtlichen Vorgaben für den Anbau und Umgang mit Hanf haben sich in Deutschland im Laufe der Zeit stark verändert. Nach einem jahrzehntelangen Verbot gibt es inzwischen strenge Auflagen und neue Entwicklungen im Umgang mit Hanf und THC-haltigem Cannabis.
1929: Cannabisanbau in Deutschland verboten
1982: Anbau von Faserhanf ebenfalls verboten
1996: Anbau von Hanf wieder erlaubt unter strengen Auflagen
- Nur landwirtschaftliche Betriebe dürfen anbauen
- Privatpersonen ist der Anbau verboten
- Nur EU-zertifizierte Sorten mit THC-Gehalt unter 0,2% erlaubt
- Sorte und Menge müssen gemeldet werden
- Ernte benötigt offizielle Freigabe der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
August 2023: Bundeskabinett beschließt neues Gesetz zum Umgang mit THC-haltigem Cannabis
→ Säule 1: Erlaubt privaten Eigenanbau von Hanfpflanzen für Erwachsene (max. drei weibliche Pflanzen pro Person)
- Gemeinschaftlicher, nicht-gewerblicher Eigenanbau in Anbauvereinigungen erlaubt
- Trat im April 2024 in Kraft
→ Säule 2: Regionale Modellversuche für gewinnorientierte Erzeugung und Verkauf von - Cannabis durch lizenzierte und staatlich kontrollierte Unternehmen geplant (zu einem späteren Zeitpunkt)
Unser Artikel verdeutlicht die vielseitigen Vorteile des Hanfanbaus in Deutschland. Hanf ist nicht nur eine umweltfreundliche Alternative für Papier- und Baustoffproduktion, sondern verbessert auch die Bodengesundheit und trägt zur CO2-Reduktion bei. Mit seiner Fähigkeit, Schwermetalle aus dem Boden zu entfernen und als Superfood zu dienen, bietet Hanf nachhaltige Lösungen für zahlreiche Herausforderungen. Überlege, wie du Hanf in deinen landwirtschaftlichen Anbau integrieren kannst, sei es zur Bodensanierung oder als vielseitige Kulturpflanze in der Fruchtfolge.
Welche Vorteile bieten Zwischenfrüchte im Winter?
Bodenerosion verhindern: Die Pflanzenwurzeln helfen, den Boden zu stabilisieren und verhindern so Erosion durch Wind und Wasser.
Bodenstruktur verbessern: Die Wurzeln lockern den Boden und tragen zur Verbesserung der Bodenstruktur bei, was die Belüftung und Wasseraufnahmefähigkeit erhöht.
Nährstoffrückführung: Einige Zwischenfrüchte können Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten aufnehmen und im Frühjahr wieder abgeben, wenn sie eingearbeitet werden.
Unkrautunterdrückung: Die Vegetation der Zwischenfrüchte kann das Wachstum von Unkraut verhindern, indem sie den Boden abdeckt und somit Licht blockiert.
Kohlenstoffbindung: Durch die Photosynthese können Zwischenfrüchte CO₂ aus der Atmosphäre aufnehmen und als organische Substanz im Boden speichern, was zur Kohlenstoffbindung beiträgt.
Warum ist Hanfanbau eine Nischenkultur in Deutschland?
Der Hanfanbau ist in Deutschland eine Nischenkultur, weil er in der Vergangenheit durch strenge gesetzliche Regelungen und Beschränkungen stark eingeschränkt war. Der Anbau von Hanf war lange Zeit vor allem wegen des THC-Gehalts reguliert. Auch wenn der Anbau von Industriehanf, der nur geringe Mengen THC enthält, seit 1996 legal ist, wurde Hanf aufgrund der Bürokratie, der geringen Marktgröße und der unzureichenden Infrastruktur nicht intensiv angebaut. Die höheren Anforderungen an den Anbau, die spezialisierte Verarbeitung und die spezifischen Marktnischen, die man bedienen muss, haben den Anbau für viele landwirtschaftliche Betriebe unattraktiv gemacht.
Warum sind tiefe Wurzeln entscheidend für ein gutes Bodengefüge?
Boden lockern: Tiefe Wurzeln können den Boden auflockern und dadurch die Durchlässigkeit und Belüftung verbessern. Dies erleichtert das Wachstum von Pflanzenwurzeln von folgenden Kulturen und fördert eine bessere Wasseraufnahme.
Wasseraufnahme: Tiefe Wurzeln ermöglichen den Zugang zu tieferliegendem Wasser, was besonders in trockenen Perioden von Vorteil ist.
Erosionsschutz: Tiefe Wurzeln stabilisieren den Boden und verhindern Erosion, da sie den Boden festhalten und somit das Abrutschen oder Abtragen verhindern.