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Der Beginn der Landwirtschaft markiert den Beginn von ersten Zivilisationen. Landwirte werden als oft als Schnittstelle zwischen der Natur und moderner Kultur bezeichnet. Doch was ist mit unseren Landwirtinnen?
Nur rund 36% der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft in Deutschland sind Frauen (335.000 im Jahr 2020). Die meisten von ihnen sind Familien- oder Saisonarbeitskräfte, die wenig Verantwortung übernehmen oder Anerkennung gewinnen. Lediglich jeder neunte Betrieb in Deutschland wird von Bäuerinnen geführt. Damit liegt Deutschland auf Platz 25 in der EU-Rangliste.
Da der Agrarsektor besonders in ärmeren Ländern eine der wichtigsten Rollen spielt, wenn es um ökonomisches Wachstum geht, ist es von Vorteil, wenn besonders dort eine gewisse Effektivität herrscht. Die Branche ist jedoch oft zu leistungsschwach, da die Vorteile, welche Frauen mitbringen, nicht immer genutzt werden. Aus dem Grund, weil es für Frauen in manchen Teilen der Welt nicht einfach ist sich dem Arbeitsleben anzuschließen. Diskriminierung, Beschränkungen und kulturelle Verbote machen es häufig unmöglich für weiblich gelesene Personen, den Aufgaben im Agrarsektor nachzugehen.
Frauen werden in vielen Gesellschaften dazu gedrängt Kinder zu bekommen, diese dann alleine aufzuziehen und sich um den Haushalt zu kümmern. Die Zeit, die aufgebracht wird und nicht in wirtschaftliche Arbeit investiert wird, hat in den letzten Jahren einen Begriff zugeordnet bekommen. Die sogenannte “Gender Care Gap” bezeichnet die Lücke der Zeitverwendung zwischen Männern und Frauen, wenn es um unbezahlte Haus-und Kinderbetreuung geht. Im Durchschnitt verbringen Frauen rund 52% mehr Zeit mit unbezahlter Hausarbeit als Männer.
Dazu kommt, dass Frauen im Durchschnitt viel mehr gesamte Arbeitszeit verrichten als Männer, da sie sich, wenn sie arbeiten, zusätzlich mit Aufgaben aus dem Haushalt und Kindererziehung beschäftigen.
Im Laufe der Zeit wurden Frauen ihre Errungenschaften und Beiträge zu Innovationen und Entwicklungen immer wieder abgesprochen. Schuld daran ist unter anderem die Patrilokalität. Der Brauch, welcher besagt, dass Frauen nach der Heirat zu ihren Ehemännern ziehen müssen und kein Land besitzen dürfen. Er hinderte Frauen daran sich auf dem Gebiet der Landwirtschaft zu entfalten. Auch heute noch besitzen Frauen weniger als 20% der landwirtschaftlichen Nutzfläche weltweit.
All diese Rückschläge, obwohl der Einfluss weiblicher Personen auf die Landwirtschaft schon immer sehr wichtig war. Immerhin waren es die Frauen der Natufienkultur um das Jahr 9000 vor Christus, welche die ersten Schritte in der Landwirtschaft machten, indem sie Pflanzen erstmals bewusst kultivierten.
Die Bildungsreform in den 1960er Jahren hatte einen großen Einfluss auf die Lebensweise der Menschen. Besonders die der jungen Frauen, welche sich durch die Expandierung von Ausbildungsmöglichkeiten und Freiheiten von ihren Familienbetrieben abwendeten, um sich eigene berufliche Ziele zu setzen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich Frauen aus dem Berufsfeld der Landwirtschaft zurückzogen und sich den heutzutage stereotypischen “Frauenberufen” widmeten.
Beobachtungen zu dieser Zeit zeigen, dass Bäuerinnen ihre eigenen Töchter ermutigten andere Bildungsgänge anzustreben, da sie selbst oft unglücklich mit ihrem Beruf waren. Dies und der Fakt, dass Bauernfamilien sich mehr auf männliche Nachkommen als Nachfolger der Höfe konzentrierten, führte dazu, dass Frauen den Beruf der Landwirtin als unattraktiv empfanden.
Die Situation in “grünen” Ausbildungsberufen hat sich bis heute nicht drastisch verändert. Auch wenn Frauen Im Jahr 2019 in Ausbildungsberufen wie Hauswirtschafter:in (100%), Pferdewirt:in (87%) oder Tierwirt:in (51%) die Mehrheit ausmachen, beträgt der Frauenanteil in der Ausbildungssparte "Landwirt/in" dagegen nur 18 Prozent. Allerdings mit steigender Tendenz: Im Jahr 2005 lag der Anteil an Landwirtinnen noch bei weniger als 9 Prozent.
Geschlechtergleichheit - Lohn
Der geschlechtliche Lohnunterschied ist auch in der Landwirtschaft vorhanden. Der bereinigte sowie der unbereinigte Gender Pay Gap (GPG) deuten jährlich darauf hin, dass Frauen für ihre Arbeiten weniger Geld verdienen als Männer.
In Deutschland liegt der bereinigte GPG seit 2018 jährlich bei ungefähr 6%.
Im Jahr 2016 haben Landfrauen im Durchschnitt 21.8% weniger verdient als ihre männlichen Kollegen in der Branche.
Dieser Wert ist darauf zurückzuführen, dass weniger Frauen in Führungspositionen im Agrarsektor tätig sind und eher als Saisonkräfte oder in Familienbetrieben arbeiten. Dazu kommt, dass die geschlechterunterschiedliche Bezahlung in ländlichen Gegenden noch einmal höher ist als in Städten.
Dass Landfrauen weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Mangelnde Bildung, veraltete Strukturen und frauenfeindliche Denkweisen führen unter anderem dazu, dass Frauen in landwirtschaftlichen Berufen nicht nur unterrepräsentiert, sondern auch unterbezahlt sind. Dies, obwohl die Arbeitskraft der Bäuerinnen nicht zu unterschätzen ist und in vielen Regionen der Welt eine ausschlaggebende Kraft ist, um das wirtschaftliche Wachstum des ganzen Landes anzuregen. Da in Deutschland nur 36% der Arbeitskräfte im Agrarsektor weiblich sind, liegt es deutlich unter dem Durchschnitt aus anderen Berufsfeldern. Damit sich dies in Deutschland ändert sollte der Beruf der Landwirtin für Frauen attraktiver und vorurteilsfreier gemacht werden.