Forschung zur nachhaltigen Landwirtschaft

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Nachdem der Fokus der Agrarpolitik in den letzten 70 Jahren auf einer stabilen Versorgung mit erschwinglichen Lebensmitteln lag, geht es inzwischen darum, eine umfassende Veränderung der Landwirtschafts- und Lebensmittelsysteme voranzutreiben. Mehrere EU-finanzierte Forschungsprojekte haben sich mit dem Potenzial nachhaltiger Methoden für die Landwirtschaft beschäftigt. Es geht nicht nur darum, Ökosystemdienstleistungen zugunsten nachhaltiger und widerstandsfähiger Landnutzungssysteme einzusetzen, sondern auch die landwirtschaftliche Rentabilität aufrechtzuerhalten. Das übergeordnete Ziel ist es, den Übergang zu nachhaltigen, klima- und ökosystemgerechten Landwirtschaftssystemen voranzutreiben.

 

Kulturpflanzenvielfalt

Drei Forschungsprojekte konnten zeigen, dass eine größere Vielfalt der in landwirtschaftlichen Betrieben angebauten Kulturpflanzen zu einer höheren Wirtschafts- und Ernährungssicherheit beiträgt. Zudem werden die Kulturpflanzen besser vor Schädlingen geschützt, die biologische Vielfalt und die Nachhaltigkeit der Produktion gefördert.

Das Projekt DIVERSify (Designing InnoVative plant teams for Ecosystem Resilience and agricultural Sustainability) betont die Vorteile von Mischkulturen für landwirtschaftliche Betriebe, aber auch die Umwelt. In den Pflanzengemeinschaften werden Unkräuter verdrängt und weniger Düngemittel benötigt. Zudem nimmt der Befall mit Schädlingen und Krankheiten ab. So kann nicht nur der Ertrag, sondern auch die Habitatvielfalt gesteigert werden. Da die Umstellung auf eine Mischkultur jedoch nicht einfach ist, wurde im Rahmen des Projektes der CropMIXER entwickelt. Hier können Ratschläge zu Pflanzenkombinationen und zur Bewirtschaftung eingeholt werden. In dem Leitfaden InfoHub werden weiterführende Fachinformationen bereitgestellt.

Das Ziel des Projekts Diverfarming (Crop diversification and low-input farming across Europe: from practitioners engagement and ecosystems services to increased revenues and chain organisation) ist die Diversifizierung der Anbausysteme und die Optimierung des Ressourceneinsatzes. Diesbezüglich sollen nicht nur die tatsächlichen Vorteile, sondern auch Hindernisse diversifizierter Anbausysteme beleuchtet werden. Im Netzwerk für Vielfalt in der Landwirtschaft sollen Landwirte und lokale Interessengruppen eingebunden und neue Innovationen entwickelt werden.

Auch im Projekt DiverIMPACTS (Diversification through Rotation, Intercropping, Multiple Cropping, Promoted with Actors and value-chains towards Sustainability) geht es um die Diversifizierung der angebauten Kulturpflanzen. Das Ziel ist, ökologische Prozesse zu unterstützen, die für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und eine nachhaltigere Ernährung notwendig sind. Im Rahmen des Projekts wurden zehn Feldversuche durchgeführt, um die Leistung von Diversifizierungsversuchen über die Ausweitung der Fruchtfolge, den Zwischenfruchtanbau und dem Mehrfachanbau zu bewerten. Zudem wurden 25 Fallstudien zu den Grundvoraussetzungen und Innovationen durchgeführt, die dazu beitragen, die Vorteile der Diversifizierung auf den Betrieben, der Wertschöpfungskette und der Region hervorzuheben.

 

Hülsenfrüchte

Mit der wachsenden Nachfrage nach Hülsenfrüchten und der Rolle dieser in einer diversifizierten und ökologischen Landwirtschaft beschäftigten sich drei weitere Forschungsprojekte.

Das Projekt TRUE (Transition paths to sustainable legume-based systems in Europe) dient der Förderung des Anbaus und Verzehrs heimischer Hülsenfrüchte. Im Rahmen des Projekts wurde ein Instrument für Unternehmen zur Bewertung der Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette entwickelt. Außerdem wurden mehrere innovative Produkte auf den Markt gebracht, wie ein Gin auf der Basis von Erbsen oder verschiedene Kochbücher mit dem Oberthema Hülsenfrüchte.

Bei dem Projekt LEGVALUE (Fostering sustainable legume-based farming systems and agri-feed and food chains in the EU) geht es darum, praktische Informationen und Fachwissen zusammenzutragen, um Anbauern bei der Erfassung des Trends der Hülsenfrüchte zu helfen. Bei der Entscheidung für den Hülsenfruchtanbau muss berücksichtigt werden, wie sich die Hülsenfrüchte in das Anbausystem integrieren lassen, wie die Wertschöpfungskette eingerichtet werden kann und wie sich das neue Angebot auf dem Markt positionieren lässt. Es soll zunächst für Frankreich ein System zur Entscheidungsunterstützung entwickelt werden, das später auf weitere Länder ausgeweitet werden soll.

Legumes Translated (Translating knowledge for legume-based farming for feed and food systems) dient dem Zusammentragen von Wissen zur Umstellung auf nachhaltigere Pflanzenproteinproduktion und der Umsetzung in praktisches Handeln. Dazu wurde analysiert, wie sich die Einführung von Hülsenfrüchten in die Anbausysteme auf die landwirtschaftlichen Betriebe auswirkt. Zudem wurde die Wissensplattform Legume Hub entwickelt. Diese soll als Anlaufstelle für alle dienen, die sich für die Optimierung des Hülsenfruchtanbaus in Europa interessieren.

 

Zugang zu ökologischen Futtermitteln und Saatgut

Die Notwendigkeit, den Zugang zu ökologischen Futtermitteln und Saatgut zu verbessern, hoben die beiden Forschungsprojekte OK-Net Eco Feed und LIVESEED hervor.

Das Projekt OK-Net EcoFeed (Organic Knowledge Network on Monogastric Animal Feed) soll Biobetrieben bei der Umstellung auf 100 % ökologische Futtermittel helfen. Dazu wurde die Plattform Organic Farm Knowledge (OKF) erweitert. Außerdem wurden 18 Feldversuche mit alternativen Futtermitteln für Hühner und Schweine durchgeführt. Dabei wurden zum Beispiel Camelina sativa, eine mit dem Flachs verwandte Ölsaat, und proteinreiche Bierhefe als Futterzusatz für Schweine getestet.

Das Ziel des Projekts LIVESEED (Improve performance of organic agriculture by boosting organic seed and plant breeding efforts across Europe) ist die Erhöhung der Verfügbarkeit und Qualität von ökologischem Saatgut. Dazu sollen die vorteilhaftesten Aspekte verschiedener Ansätze der Pflanzenzucht miteinander kombiniert werden. Auch im Rahmen dieses Projekts wurde die Organic Farm Knowledge-Plattform mit Informationen zu Züchtungstechniken und dem Saatgutmarkt erweitert.

 

Förderung des Wachstums und der Entwicklung der agrarökologischen Landwirtschaft

Der Frage danach, wie landwirtschaftliche Betriebe, Industrie und Verantwortliche aus der Politik das Wachstum und die Entwicklung der agrarökologischen Landwirtschaft fördern können, gingen die Projekte LIFT, UNISECO und CORE Organic Cofund nach.

Im Rahmen von LIFT (Low-Input Farming and Territories – Integrating knowledge for improving ecosystem-based farming) soll das bestmögliche Verfahren einer nachhaltigen Landwirtschaft bestimmt und untersucht werden, wie die Umstellung am besten vorgenommen werden kann. Dazu wurden 30 Fallstudien zu verschiedenen landwirtschaftlichen Themen wie dem Anbau von Getreide, der Rinderzucht oder der Unterhaltung von Obstplantagen durchgeführt. Außerdem wurde ein Werkzeug erstellt, das Projektionen zur Übernahme verschiedener ökologischer Praktiken in bestimmten Regionen erstellt.

Das Ziel von UNISECO (Understanding and improving the sustainability of agro-ecological farming systems in the EU) war die Ermittlung eines Portfolios an Maßnahmen und Strategien für den Übergang zur Agrarökologie. Dazu wurden 15 Fallstudien in europäischen Ländern durchgeführt, um zu ermitteln wie sich die großflächige Einführung agrarökologischer Praktiken auf die lokale und europäische Landwirtschaft auswirkt. Es hat sich gezeigt, dass es für den Übergang zu einer nachhaltigen Landwirtschaft kein Patentrezept gibt, sondern auf die Bedürfnisse vor Ort Rücksicht genommen werden muss. Um dies zu erleichtern wurde die Agrarökologische Wissensplattform eingerichtet.

Der CORE Organic Cofund (Coordination of European Transnational Research in Organic Food and Farming Systems Cofund) soll die Nachfrage nach Bioprodukten fördern und die Entwicklung von Vorschriften für die ökologische Landwirtschaft unterstützen. Im Rahmen des Projekts wurden Projekte wie SureVeg, das den Streifenanbau und die Wiederverwertung von Abfällen in der Gemüseproduktion untersucht, FreeBirds, ein Projekt zur Verbesserung der Hühnergesundheit und der Umweltprobleme in der Freilandhaltung, und ProOrg, das einen Verhaltenskodex für die ökologische Lebensmittelverarbeitung entwickeln will, gefördert.

 

Fazit

All diese Projekte haben das Ziel die Agrarökologie zu fördern. Diese soll eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion mit einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur verbinden. Das hat auch Vorteile für die landwirtschaftlichen Betriebe, da ihre Widerstandsfähigkeit und Vielfalt gefördert werden. Die Projekte liefern nicht nur nützliche Informationen zum Thema nachhaltige Landwirtschaft, sondern stellen auch verschiedene Angebote bereit, die bei der praktischen Umstellung auf neue Methoden helfen und den Austausch darüber ermöglichen.