Enge Getreidefruchtfolgen auflockern

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Die Wirtschaftlichkeit ist mit der wichtigste Faktor für die Fruchtfolge eines Betriebes. Oft fällt die Wahl dabei auf eine getreidebetonte Zusammenstellung aus Winterungen. Enge Fruchtfolgen bringen aber häufig Probleme mit sich, durch beispielsweise Weitergabe von Getreidekrankheiten oder starkem Ackerfuchsschwanz-Befall.  Eine enge Getreidefruchtfolge aufzulockern kann Schwierigkeiten bringen. Dieser Artikel soll euch Inspiration und Möglichkeiten für eine weitere und trotzdem rentable Fruchtfolge geben. Die jeweiligen Fruchtfolgeglieder sind dabei stark abhängig von den Umständen eures Betriebes, allen voran natürlich Niederschlag, Temperatur und Bodenzahl, ebenso wie eure individuellen Vermarktungsmöglichkeiten. Für die Anschaulichkeit verwenden wir das Beispiel einer wintergetreidebetonten Fruchtfolge auf guten Bördeböden von Winterraps - Winterweizen - Winterweizen - Wintergerste.

Zwischenfrüchte 

Eine erste Erweiterung enger Fruchtfolgen wäre der Anbau von Zwischenfrüchten. Die klassische Wahl bei Getreide fällt hierbei auf den Ölrettich aufgrund seiner nematodenreduzierenden Wirkung. Oft wird dieser auch mit Senf als Mischung kombiniert, welcher ebenfalls Nematoden bekämpft. Senf ist jedoch Wirtspflanze für Kohlhernie, sollte also nicht in der gleiche Folge wie Raps verwendet werden. Sieht die Fruchtfolge Winterung auf Winterung vor, sollte eine möglichst frühe Aussaat der Zwischenfrucht direkt nach der Ernte angestrebt werden, damit diese noch genügend Standzeit hat (minimum 6-8 Wochen) . Folgt Winterung auf Sommerung - Beispiel Winterweizen auf Sommergerste - können die Zwischenfrüchte durch eine längere Standzeit ihre volle positive Wirkung entfalten. Aufpassen sollte man bei der Wahl der Zwischenfrüchte, da nicht jede Sorte Greening-Fähig ist. 

Zwischenfrüchte als Untersaat

Untersaaten können den Unkrautdruck in einem Getreidebestand erheblich reduzieren und bieten Erosionsschutz.  Die Aussaat der Untersaaten kann zeitgleichmit der Aussaat der Hauptfrucht oder anschließend in den bereits bestehenden Hauptfruchtbestand hinein erfolgen. Voraussetzungen für diese ein-bis mehrjährige Untersaaten ist eine rentable Nutzungsmöglichkeit.

Hafer als Sommerung

Als Sommerung und zur Bodengesundung gewinnt Hafer als Alternative zu klassischen Getreidesorten immer mehr an Bedeutung. Gerade in späterntenden Gebieten könnte der recht genügsame Hafer eine ökonomische Alternative darstellen und erlaubt der Zwischenfrucht eine längere Standzeit. Er ist keine Wirtspflanze für viele Getreidekrankheiten, wie Schwarzbeinigkeit und Halmbruch. Dadurch ergibt sich ein guter Vorfruchtwert vor Wintergetreidesorten. In unserem Beispiel würde Hafer zwischen den zwei Wintergetreidesorten stehen, also: W-raps – W-weizen – Sommerhafer – W-gerste. Dabei entsteht ein Fenster für Zwischenfruchtanbau zwischen W-Weizen und Sommerhafer. Durch seine geringen Ansprüche an Betriebsmittel und seinem guten Nährstoffaufschluss eignet er sich auch für den Anbau in roten Gebieten. Für Betriebe mit den entsprechenden hygienischen Voraussetzungen könnte auch eine glutenfreie Vermarktung des Hafers erfolgen, welche deutlich besser entlohnt wird. Eine ökonomische Aufstellung zum Haferanbau könnt ihr hier finden. 

Blattfruchtalternativen zu Mais, Raps und Zuckerrübe

Neben den klassischen Blattfrüchten von Mais, Raps und Zuckerrübe könnten Körnerleguminosen eine lukrative Möglichkeit als Sommerung bieten. In einer Wintergetreidebetonten Fruchtfolge auf guten Bördeböden von Winterraps - Winterweizen - Winterweizen - Wintergerste, würde die Leguminose den 2. Winterweizen ersetzen. Die Fruchtfolge würde dann also so aussehen: WR - WW - Leguminose - WG. Die gängige Wahl liegt dabei zwischen Erbsen, Lupinen, Sojabohne und Ackerbohne. Sollte man in einer für Sojaanbau geeigneten Region leben, lässt sich mit dieser auch die Wirtschaftlichkeit der gesamten Fruchtfolge erhöhen. Ob euer Klima für den Anbau von Sojabohnen geeignet ist, könnt ihr hier herausfinden. 

Zusätzlich sind Körnerleguminosen keine Wirte für  getreidebürtigen Krankheiten und fixierien Stickstoff für die Nachkultur, was ihnen einen exzellenten Vorfruchtwert bringt. Dadurch müssen weniger Betriebsmittel eingesetzt werden. Ackerbohne, Erbse und Gartenbohne dürfen auf ökologischen Vorrangflächen angebaut werden und sind damit Greening-fähig.

Vorsicht vor Leguminosenmüdigkeit

In engen Fruchtfolgen sollte jedoch auf Leguminosenmüdigkeit geachtet werden. Zwischen Körnerleguminosen wird eine Anbaupause von mehreren Jahren empfohlen, welche sich von Kultur zu Kultur unterscheidet. Die Sojabohne ist auch hier die wirtschaftlichste Wahl mit Anbaupausen von 1-3 Jahren. Ackerbohnen, Linsen und Lupinen werden mit 5-7 Jahren beziffert, Erbsen hingegen mit 6-10 Jahren. Werden diese Abstände nicht eingehalten, kommt es zu Ertragsminderungen durch eine Häufung an Pilzbefall, besonders Fußkrankheiten und  tierischen Schaderregern. Leider sind auch Leguminosenmischungen von diesem Phänomen betroffen. Für beispielsweise Hafer-Erbsen-Gemenge gelten die gleichen Anbaupausen wie für die Reinkultur. Lese mehr über den Fruchtfolgewert von Leguminosen, hier

Eine diverse Fruchtfolge rentabel zu gestalten ist eine große Herausforderung. Die Möglichkeiten hängen dabei von den jeweiligen Betriebs-, Standorts- und Absatzbedingungen ab. Anpassungen sind jedoch wichtig, nicht nur für die Boden- und Umweltgesundheit. Zukünftig könnten durch die neuen Eco-Schemes der GAP 2023 mehr Anforderungen an eine vielfältige Fruchtfolge gestellt werden. 

In dem Artikel "Enge Maisfruchtfolgen auflockern" erhälst du Einblicke in die Gestaltung einer diversen Maisfruchtfolge.