Die Lupine - Eine Alternative Leguminose?

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Nicht nur angesichts der Eiweißpflanzenstrategie des BMEL, sondern auch zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit wird der Anbau von Leguminosen immer attraktiver. Die gestiegene Nachfrage nach pflanzlichem Protein aus heimischer Erzeugung führte zu einer Zunahme der Anbauflächen von Erbsen, Ackerbohnen und Sojabohnen. Aber auch die Lupine gewann wieder an Bedeutung. Gerade angesichts steigender Temperaturen und einer zunehmend längeren Vegetationsperiode ist der Lupinenanbau in vielen Gebieten Deutschlands inzwischen gut möglich. Lupinen zeichnen sich nicht nur durch die Fixierung von Stickstoff aus, sondern auch durch ihre tiefe Durchwurzelung. Somit ermöglichen sie nicht nur eine Verbesserung der Bodenstruktur, sondern stellen auch eine Alternative zur Erweiterung der Fruchtfolge dar. Zudem bieten sie Nahrung für Bienen und andere Insekten.

Nutzung

Die Lupine kann in der Tier- und Humanernährung vielseitig genutzt werden. Gerade bei der Fütterung von Schweinen und Geflügel bietet sie Vorteile durch ihren hohen Proteingehalt von 35 bis 40% und ist somit vergleichbar mit der Sojabohne. Im Vergleich zur Ackerbohne und Erbse überzeugt die Lupine zudem durch höhere Gehalte an schwefelhaltigen Aminosäuren. Auch in der Humanernährung gewinnt die Lupine zunehmend an Bedeutung und findet Einsatz in der Herstellung von Fleischersatzprodukten, Lupinenjoghurt, Lupinenmehl, in Brotaufstrichen sowie als Lupinenkaffee.

Situation in Deutschland

Für den Hauptfruchtanbau sind derzeit Sorten der Blauen Lupine (Lupinus angustifolius) sowie der Weißen Lupine (Lupinus albus) mit geringem Bitterstoffgehalt zugelassen. Für den Zwischenfruchtanbau sind drei Sorten der Blauen Lupine verfügbar, welche einen hohen Bitterstoffgehalt aufweisen. Neben der Unterscheidung nach dem Bitterstoffgehalt wird eine Unterscheidung in Wuchstypen mit determiniertem oder verzweigtem Wuchs vorgenommen. Eine wichtige Rolle spielt zudem die Resistenz gegen Anthraknose (Brennfleckenkrankheit). Die Blaue Lupine weist traditionell eine Toleranz gegen diese Erkrankung auf. Inzwischen wurden auch Sorten der Weißen Lupine mit einer Toleranz zugelassen.

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland auf 29.000 Hektar Lupinen zur Körnergewinnung angebaut. Die größten Anbauflächen liegen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Der durchschnittliche Ertrag lag im Jahr 2020 bei 15,3 Dezitonnenund damit deutlich unter dem anderer Körnerleguminosen. Die Blaue Lupine kann allerdings unter guten Bedingungen Erträge bis 25 Dezitonnen pro Hektar, die Weiße Lupine bis 40 Dezitonnen pro Hektar erreichen. Gerade auf leichten Standorten und bei eingeschränkter Wasserversorgung kann die Lupine ihren Vorteil gegenüber den anderen Körnerleguminosen zeigen. Lupinen reagieren empfindlich auf hohe Kalkgehalte und bevorzugen leichte, gut durchlässige Böden mit einem leicht sauren pH-Wert. 

Anbaumanagement

Auch wenn sich die Lupine bisher nicht im breiten Anbau durchgesetzt hat, weist sie einige Vorteile gegenüber den anderen derzeit angebauten Leguminosen auf. Im Anbau überzeugt sie aufgrund ihrer sehr guten Durchwurzelung. Gerade auf leichten Böden ist die Lupine überlegen, da die tiefen Pfahlwurzeln auch bei Trockenheit eine Wasserversorgung ermöglichen. Eine weitere Besonderheit der Weißen und Gelben Lupine ist die Ausbildung von Cluster-Wurzeln. Diese büschelartigen Wurzeln weisen eine große Oberfläche auf, über die zudem Citrat abgegeben werden kann, sodass ein verstärkter Phosphataufschluss stattfindet.

Die Lupine weist eine Frosttoleranz bis -5 °C auf. Die Blaue Lupine sollte ab Anfang März bis Mitte April ausgesät werden. Die Weiße Lupine kann auch bis Ende April gesät werden. Hierbei sollte die Saattiefe zwei bis drei Zentimeter betragen. Wenn in den letzten zehn Jahren auf der Fläche keine Lupinen angebaut wurden, sollte eine Impfung des Bodens mit Lupinen-spezifischen Knöllchenbakterien erfolgen. Wichtig ist zudem ausreichend lange Anbaupausen von vier bis fünf Jahren einzuhalten, auch zu anderen Leguminosen.

Aufgrund der langsamen Jugendentwicklung weist die Lupine ein geringes Unkrautunterdrückungsvermögen auf. Verzweigungstypen zeigen eine etwas bessere Unkrautunterdrückung. Zudem sind für die Lupine nur wenige Herbizide zugelassen. Im Nachauflauf ist lediglich eine Bekämpfung von Ungräsern möglich. Allerdings hat sich auch das Striegeln und gegebenenfalls Hacken gegen Unkräuter bewährt. Die Lupine zeichnet sich durch einen hohen Hülsenansatz aus. Dieser vereinfacht die Ernte im Vergleich zur Sojabohne. Ein Flex-Schneidwerk ist nicht notwendig. Die Abreife erfolgt Ende August, bei Verzweigungstypen teils erst Ende September.

Anbau als Zwischenfrucht

Die Vorteile der guten Durchwurzelung und Stickstofffixierung kommen dem Boden auch im Zwischenfruchtanbau zugute. Besonders zur Lockerung von Bodenverdichtungen haben sich Lupinen als nützlich erwiesen. Da im Zwischenfruchtanbau bitterstoffhaltige Sorten angebaut werden, ist die Gefahr des Wildverbisses reduziert. Ein Argument gegen die Entscheidung für den Zwischenfruchtanbau der Lupine ist eindeutig der vergleichsweise hohe Preis für das Saatgut. Außerdem sollte die Aussaat bereits im frühen Juli erfolgen, damit ein ausreichendes Wurzelwachstum bis in tiefe Schichten gewährleistet ist.

Vermarktung

Wie auch bei den anderen Leguminosen stellt sich vielerorts die Frage nach geeigneten Vermarktungsmöglichkeiten. In vielen Regionen fehlen Abnehmer für Lupinen oder nur ökologisch angebaute Lupinen werden abgenommen. Zudem ist es oft nicht möglich, die im Vergleich zu anderen Körnerleguminosen geringen Erträge über den Verkaufspreis auszugleichen. In Bayern lag der Erzeugerpreis für Blaue Lupinen im Mittel der Jahre 2016 bis 2020 für Futterware bei 22,49 €, für Speiseware bei 43,77 €. Allerdings werden bei der Nutzung als Speiseware besondere Anforderungen an die Reinheit, die Qualität und den Alkaloidgehalt gestellt, die vor dem Anbau bedacht werden sollten.

Fazit

 

Die Lupine kann vor allem auf leichten Böden eine gute Alternative zu anderen Leguminosen darstellen und zeichnet sich durch den hohen Proteingehalt und die Durchwurzelungstiefe aus. Allerdings können die im Vergleich eher geringen Erträge oft nicht durch einen höheren Preis ausgeglichen werden. Je nach Region fehlen zudem noch die Vermarktungsmöglichkeiten. Trotzdem steigt die Nachfrage nach pflanzlichen Eiweißquellen für die Humanernährung und auch in der Tierernährung kann die Lupine durchaus überzeugen. Eindeutige Vorteile sind der hohe Proteingehalt und der hohe Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren. Somit kann der Lupinenanbau in der Zukunft an Bedeutung gewinnen und auch heute bereits eine lohnende Alternative darstellen, wenn die passenden Vermarktungsmöglichkeiten gegeben sind oder eine Nutzung im eigenen Betrieb erfolgen kann.