Claydon interview: Flexible direct seeding

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Im ersten Teil unserer Interviewreihe über Direkt- und Streifensaatmaschinen werfen wir einen Blick auf die Firma Claydon. Um einen besseren Einblick in das Claydon-System zu bekommen, haben wir ein Interview mit Sebastian Ständer von der Firma Gebr. Peiffer GmbH geführt. Sebastian Ständer ist selbst Landwirt und seit 2015 beim Landtechnikhändler Peiffer in Grevenbroich bei Düsseldorf tätig. Dort ist er für die Maschinen der Firma Claydon zuständig.

 

Die Claydondrille

Die Claydon-Drille ist ein Direktsaatsystem mit breiter Saatgutablage. Zunächst durchbricht der Frontzinken auf gewünschter Tiefe den Boden. Dabei schafft er eine Drainagefurche, indem er den Boden leicht anhebt und durchlüftet. Durch die schmale Konzeption des Zinkens bewegt er dabei nur den Boden in der Saatreihe, die Zwischenräume bleiben unberührt. Anschließend erfolgt die Saatgutablage mit dem Saatschar, welches auf die gewünschte Tiefe eingestellt werden kann. Das Saatgut wird hier in der Breite des Schars abgelegt. Zur Einebnung und Rückverfestigung dienen Geräte an der Werkzeugleiste, wie Zustreichpaddel oder Striegelzinken.

Bild: https://claydondrill.com/de/claydon-system/

 

Das Claydon-System

Die Firma Claydon aus England stellt seit 2003 Direktsaatmaschinen her. Heute bietet der Hersteller angebaute wie auch gezogene Maschinen mit einer Arbeitsbreite von 3 bis 8 Metern an. Neben der Sämaschine gehört auch der Strohstriegel zum Sortiment des Herstellers und somit auch zum Anbausystem, wie uns Sebastian Ständer verrät:

„Beim typischen Anbau mit dem Claydon-System gibt es direkt nach der Ernte der Vorfrucht einen Strohstriegeleinsatz, um eine verbesserte Strohverteilung zu erreichen. Das Ausfallgetreide, welches im Stroh sitzt, gelangt so ebenfalls besser an den Boden und kann keimen. Die gleichmäßige Mulchschicht sorgt für einen höheren Verdunstungsschutz. Nach sieben bis zehn Tagen wird dann erneut gestriegelt, um Keimlinge zu zerstören und weiteres Ausfallgetreide zum Keimen zu bringen. Das lässt sich so oft wiederholen, wie es die Vegetationsphase zulässt. In England ist der Zeitraum meist relativ kurz, da nach der häufig späten Ernte Anfang August, möglichst schnell die Folgefrucht gedrillt wird.“

 

Anders als in England wird in Deutschland mehr mit Zwischenfrüchten gearbeitet. Laut Ständer wird dadurch auch das Anbausystem etwas angepasst:

„Viele Landwirte, die das System hierzulande nutzen, drillen direkt nach dem Drusch ihre Zwischenfrucht. Damit ausreichend Feuchtigkeit im Boden bleibt und die Zwischenfrucht genug Vorsprung zum Ausfallgetreide hat, passiert das üblicherweise in den ersten 24 Stunden. Abhängig von der Witterung wird noch eine sehr flache Bodenbearbeitung oder Herbizidmaßnahme vorgenommen. Dann folgt die Aussaat der Hauptkultur. Der Zeitpunkt der Aussaat mit einer Claydon-Drille unterscheidet sich dabei nicht wirklich von anderen Saatverfahren. Bei der Saatstärke rate ich Landwirten, die auf das System umsteigen, erstmal mit der üblichen Saatstärke fortzufahren. Beim Raps ist es allerdings tendenziell so, dass man durch dieses System eine stärkere Wurzelbildung und somit starke Einzelpflanzen bekommt, was zur Reduzierung der Aussaatstärke führt.“

 

Der Umstieg auf ein neues Anbausystem stellt einen auch vor neue Herausforderungen. Wer zuvor auf den Pflug gesetzt hat, hatte bei der Aussaat durch das ‘saubere’ Saatbett wenig Probleme mit Verstopfungen durch Erntereste bei der Aussaat. Charakteristisch für die Direktsaat ist jedoch, die Stoppel- und Erntereste als Mulchschicht auf der Bodenoberfläche zu belassen. Wir wollten deshalb wissen, wie die Claydon-Drille mit einem hohen Aufkommen von Ernteresten klarkommt:

„Eine gute Häckselqualität des Strohs ist hier wichtig. Je kürzer wir das Stroh gehäckselt haben, desto besser kommt auch das Bodenleben damit klar. Bei starken Lagerstellen kann es sein, dass man vorher mulchen muss. Dadurch, dass die Claydon eine Zinkenmaschine ist, sammelt sie sonst die organische Masse auf.“

 

Wer sich eine Direktsaatmaschine zulegen möchte und damit auf ein neues System umsteigt, fragt sich natürlich auch, wie flexibel der Einsatz der Maschine auf unterschiedlichen Standorten ist. Auf die Frage welche Kulturen mit dem Claydon-System angebaut werden können, hat Sebastian Ständer einen prägnanten Merksatz:

„All das, was durch den Drescher geht.“

 

Neben den Druschkulturen wie Weizen oder Raps, wird das System aber auch für Kulturen verwendet, welche normalerweise vereinzelt ausgesät werden müssen, wie Mais:

„Tendenziell stellen wir fest, dass die ertragsschwächeren Standorte mit dem System im Mais gut klarkommen. Das System lockert den Unterboden gut auf, was eventuelle Sperrschichten zerstört. Das zahlt sich im Mais durch die starke Wurzelbildung richtig aus. In Kombination mit einem Unterfußdünger zieht man die Wurzeln auch gut in die Tiefe. Man hat vielleicht nicht immer jede Pflanze da stehen wo sie in der Einzelkornaussaat steht, aber der Bestand entwickelt sich in der Regel gut.“

 

Nur bedingt eignet sich die Maschine hingegen zur Grünlandnachsaat, so Ständer:

„Es gibt da Möglichkeiten, aber das ist eigentlich nicht unbedingt der Ort, wo die Maschine hingehört. Es gibt die Möglichkeit, die Maschine mit Scheiben und einem dünnen Schar auszustatten. Das eignet sich dafür zwar sehr gut, ist aber mit viel Umbauaufwand verbunden.“ 

 

Standardmäßig wird die Claydon-Drille ohne eine Rückverfestigungswalze gebaut. Wir wollten von Sebastian Ständer wissen, ob es die Möglichkeit gibt, eine Walze zu verbauen und aus welchem Grund auf die Walze verzichtet wurde:

„Zum Claydon-Prinzip gehört eine absätzige Walze, wenn man diese anwenden muss oder möchte. Der Unterschied bei der Claydon im Vergleich zur klassischen Bearbeitung besteht darin, dass man die Struktur im Boden behält und der Saathorizont durch die Bodenbewegung geschlossen wird. Dadurch hat man auch eine gute Wasserführung. Das aufsteigende Kapillarwasser ist bei unserem System in der Regel ausreichend für eine sichere Etablierung.“ 

 

Wer auf Direktsaat setzt, möchte möglichst wenige Überfahrten auf seinem Acker haben. Deshalb ist es von Vorteil, möglichst viele Arbeitsschritte mit einer Überfahrt bzw. einer Maschine zu erledigen. Die Claydon ist mit mehreren Tanks ausrüstbar, um mehrere Sämereien und z.B. Dünger gleichzeitig auszubringen. Sebastian Ständer hat uns erklärt, wie die Konzeption der Tanks funktioniert:

„Es ist ein bisschen baukastenmäßig gehalten, was dazu führt, dass du alles später noch adaptieren kannst. Du könntest dir theoretisch eine Maschine mit einem Tank bestellen und diese später auf vier Tanks nachrüsten. Eine Doppeltankmaschine mit Unterfuß- und Saatbanddüngung hat dann noch einen Zusatztank, mit dem man in den Saat- oder Düngerstrom dosieren kann. Dann lässt sich noch ein Tank verbauen, aus dem hinten an den Zustreichpaddeln abgelegt wird. Da kann man dann zwischen der eigentlichen Kultur etwas ablegen. Wir haben das auch schon mit einer Einspritzung kombiniert. Dann hat man die Möglichkeit Flüssigdünger oder Fermente Unterfuß einzuspritzen.“ 

 

Pflanzenschutz

Nach dem sicheren Auflaufen des Bestandes stellt sich die Frage nach dem Unkrautdruck im Bestand. Wir wollten von Sebastian Ständer dazu wissen, wie die Erfahrungen mit dem Unkrautdruck im Direktsaatverfahren von Claydon sind und welche Auswirkungen vor allem die breite Saatgutablage hat:

„Wir haben ja eine gewisse Konzentration des Saatguts im Saatband, wodurch wir eine sehr gute Unkrautunterdrückung haben. Die Räume zwischen den Reihen werden ja nicht bearbeitet, was dazu führt, dass wir dort keine Mineralisierung haben und somit auch weniger Unkrautdruck.“

 

Bei starkem Unkrautaufkommen, z.B. durch den Ackerfuchsschwanz, lässt es sich auch mit einem Striegel arbeiten, so Ständer:

„Beim Unkrautstriegel muss man im Herbst aufpassen, da man ja die Organik an der Oberfläche lässt. Eventuell muss man dann mit einem Rollstriegel arbeiten. Im Frühjahr ist es normalerweise so, dass genug organische Masse von der Oberfläche vom Bodenleben verarbeitet worden ist, dass es sich mit einem einfachen Unkrautstriegel arbeiten lässt.“

 

Ein wichtiges Thema im Bereich Pflanzenschutz ist der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln. Der Wirkstoff Glyphosat spielt bei der Direktsaat eine große Rolle. Wir haben Sebastian Ständer gefragt, wie er zu einem möglichen Verbot des Wirkstoffs steht und wie sich der Anbau mit dem Claydon-System dadurch verändern würde:

„Es wird mit Sicherheit viel anspruchsvoller, besonders was Fruchtfolgen und Arbeitszeitpunkte angeht. Die einfache Variante mit Strohstriegeln, Drillen und Spritzen wird dann in Deutschland nicht mehr funktionieren. Da werden dann zum Beispiel Zwischenfrüchte wichtiger, um die Konkurrenz nicht aufkeimen zu lassen. Man muss die Fruchtfolge entsprechend anpassen, was einem aber ebenfalls die Chance bietet für einen gesunden Boden zu sorgen.“