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Unter Nutztieren stellt man sich im klassischen Sinne Arten wie Schweine, Kühe, Schafe, andere Säugetiere sowie Vögel vor. Neben Schweinen und Rindern ist die Biene jedoch unter den Top 3 der wichtigsten Nutztiere in der Landwirtschaft. Die Insekten sind wirtschaftlich und ökologisch gleichermaßen von Bedeutung und sind als fleißige Arbeiterinnen für das Wachstum vieler Pflanzenarten unersetzbar. Im folgenden Artikel wird die Wichtigkeit der Honigbiene in der Landwirtschaft verdeutlicht. Außerdem wird geklärt, welchen Gefahren sie derzeit ausgesetzt wird und wie man sie schützen kann.
Um den Wert der Bienen zu verdeutlichen, gibt es einige veranschaulichende Zahlen. Beispielsweise sind 80 % der heimischen, blühenden Pflanzen von der Bestäubung verschiedenster Insekten abhängig. Ein großer Anteil der Bestäubung dieser wird von Honigbienen übernommen.
Anders als vielleicht angenommen, ist die Produktion von Honig der Bestäubungsleistung wirtschaftlich untergeordnet. Zwar werden im Jahr rund 29.000 Tonnen Honig in Deutschland erzeugt und mehr als ein Kilogramm pro Kopf und Jahr konsumiert, jedoch ist der Wert der Bestäubungsleistung 10-15 mal höher (Stand 2020). Im Schnitt kann ein Bienenvolk mit 30.000 Insekten pro Tag 200.000 Blüten besuchen. Zwei Milliarden Euro werden jährlich so durch die Arbeiten der Biene im landwirtschaftlichen Sektor hierzulande generiert. Weltweit entstehen Ernteerträge im Wert von 70 Milliarden US-Dollar dank der fleißigen Bestäubung der gelben Insekten.
Wie bereits erwähnt besteht ein großer Nutzen der Bienen in ihrer Bestäubungsleistung. Pflanzen, die von Bienen bestäubt werden, haben oft eine höhere Fruchtbildung, als Kulturen, die kein Vorkommen der Arbeiterinnen nachweisen.
Viele Obstbäume wie Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Pfirsichbäume weisen enorme Mehrerträge auf, wenn eine Bestäubung durch Bienen erfolgt. Eine 55 % höhere Fruchtbildung bei Äpfeln, ein dreifacher Ertrag bei Birnen und eine Steigerung des Fruchtgewichts um durchschnittlich 21,4 Gramm bei Kiwis sind nur einige der positiven Effekte, die durch die Bestäubungsleistung erfolgen können.
Nicht nur Obstbäume, auch Gemüse und Getreide ziehen Vorteile aus den Pollenflügen der Bienen. Bohnen, Gurken, Kürbisse, Tomaten und Zwiebeln produzieren, ähnlich wie die Obstbäume, mehr oder deutlich größere Erzeugnisse, wenn Bienen ihre Blüten bestäuben.
Auch bei Raps, Luzernen und Buchweizen werden bis zu 21 % mehr Samengewicht oder eine über 50 % höhere Samenbildung erzielt. Der Ölgehalt von Sonnenblumen kann außerdem mit Hilfe der Arbeit von Bienen von 4,1 Gramm pro 100 Gramm Samen auf 6,7 Gramm steigen.
Diese Ergebnisse sind für die Effektivität landwirtschaftlicher Produktionssysteme von bedeutendem Vorteil. Doch trotz der enormen wirtschaftlichen Wichtigkeit dieser Insekten ist die flächendeckende Bestäubung vieler Kulturpflanzen nicht mehr gewährleistet, was einen bemerkbaren Rückgang der Ernteerzeugnisse zur Folge hat.
Laut Aussagen des WWF sind Bienen trotz ihrer Wichtigkeit stark bedroht. Nicht allein die Honigbienen, auch ihre wilden Verwandten werden durch den Einsatz von Breitbandpestiziden und Habitatverlusten immer weiter verdrängt.
Dazu kommt, dass sich ein Drittel der 560 Wildbienenarten auf bestimmte Pflanzenarten oder -familien spezialisiert hat und die Bestäubung dieser demnach viel effektiver übernehmen, als Honigbienen. Dies bedeutet aber leider auch, dass das Fehlen dieser speziellen Pflanzen einen negativen Effekt auf die Lebensgrundlage dieser Art hat. Diese Wechselwirkung ist einer der Gründe, warum natürliche Ökosysteme so wichtig für den Artenschutz sind. Auch die bei Imkern sehr vertraute Varroamilbe (Varroa destructor) ist eine der größten Bedrohungen der Honigproduktion. Die Milbe, gegen die es bisher keine verlässlichen Mittel gibt, trägt massiv zum Sterben der Wild- und Honigbienen bei.
Die Frage um den Schutz der heimischen Insekten besteht mindestens seit der Veröffentlichung der Studie des Entomologischen Vereins Krefeld e.V. und der Radboud Universität Nijmegen aus dem Jahr 2017, welche besagt, dass in den letzten 27 Jahren 75 % weniger flugfähige Insekten gezählt wurden.
Ganz simpel ist eine Lösung nach der Analyse der Gefahren für Bienen: Der Aufbau von insektenfreundlichen Habitaten ohne Pestizidanwendungen. Blühstreifen sind damit eine optimale Lösung. Insbesondere mehrjährige Blühstreifen bieten den Insekten im Feld langfristige Nahrungsquellen und Habitate, sodass sich die Bestände über Jahre hinweg erholen können. Auch förderlich ist die Integration von blühenden Früchten in die Fruchtfolge oder die Zwischenfruchtmischungen auf dem Feld. Diese sind zwar oft nur temporäre und einseitige Futterquellen für Insekten, tragen jedoch mindestens teilweise zur Förderung der Insektenpopulationen auf dem Feld bei.
Trotz des hohen Leistungsvermögens von Honigbienen sind die Erzielungen der wilden Insekten nicht zu missachten. Immerhin werden 20 % der Nutz- und Wildpflanzen von Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Bestäuberinsekten befruchtet - dies auch unter Wetterbedingungen, in denen Honigbienen keine Pollenflüge unternehmen würden. Demnach sollte die Bedeutung der wilden Bienen beim Erhalt von Ökosystemen nicht herabgemindert werden.
Honigbienen sind zwar erfolgreichere Bestäuber, sind aber laut Studien auch anfälliger für Bedrohungen wie beispielsweise Nährstoffdefizite, Parasiten, Pestizide und den Klimawandel. Dazu kommt, dass Krankheiten der Honigbienen auf die Wildbienen übertragen werden können, die dann ohne Behandlungen von Imkern diesen Viren, Pathogenen oder Bakterien erliegen.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Wild- und Honigbienen in einer Balance leben müssen, damit keine der beiden Arten Nachteile von der Existenz der anderen erfährt und natürliche Ökosysteme so optimal wie möglich funktionieren können.
Im Lichte der steigenden Rohstoffpreise für Dünger und Pflanzenschutzmittel sowie den negativen Auswirkungen des Klimawandels sind Landwirte oft auf Innovationen angewiesen, um die Effektivität ihrer Produktion auf einem wirtschaftlich sinnvollen Level zu halten. Die Förderung von Insektenpopulationen - insbesondere von Bienen - auf dem Feld ist nachweislich eine relativ einfache Methode, um die Anzahl, Größe oder Qualität der Ernteerzeugnisse ohne Mehraufwände für Düngemittel anzuheben. Dies kann mit Hilfe von Blühstreifen, Blühflächen oder insektenfördernden Fruchtfolgen erreicht werden.
In der regenerativen Landwirtschaft wird der Erhalt und Aufbau von Agrobiodiversität als Teil des Systems betrachtet und Methoden wie Blühstreifen oder Fruchtfolgen für eine bessere Pflanzen- und Insektenbiodiversität gehören in vielen regenerativen Betrieben zum grundlegenden Programm.